Venus und ihr Krieger
ich dafür, zwischen diesen wunderschönen Beinen zu liegen und dir die höchsten Wonnen zu bereiten. Aber ich werde dich nicht dazu zwingen.« Jetzt blickte er in ihre Augen. »Ich hoffe, dass ich es eines Tages doch noch erleben werde. Dann, wenn du dich mir freiwillig hingibst.«
Mit wachsendem Erstaunen hatte Pila seinen leise geflüsterten Worten gelauscht. Sie konnte es nicht fassen, dass dieser Mann, der zum Ergötzen Tausender Zuschauer ohne zu zögern seine Gegner abschlachtete wie ein Stück Vieh, der selbstverständlich in die Bordelle der Stadt ging und sich von den käuflichen Huren zu ungeahnten Gipfeln der Wollust treiben ließ; er, der sich in Valerius’ Haus dem Gelage hingab, nahm Rücksicht auf die den Römern unbegreiflichen Schamgefühle einer germanischen Sklavin, verschonte sie von der Schmach der Schändung und schenkte ihr so viel Zärtlichkeit, dass er ihre Sinne verwirrte. Wie konnte ein Mensch nur eine Seele mit so vielen Gesichtern in sich tragen?
Und plötzlich überkam Pila ein Gefühl, das ihr bisher genauso fremd gewesen war wie diese lustvollen Schauder. Sie empfand tiefe Dankbarkeit diesem Römer gegenüber, diesem so unbegreiflichen, schönen, begehrenswerten und doch furchterregenden, angsteinflößenden, grausamen Mann. Noch einmal beugte sie sich zu ihm herunter. Die Erregung war aus seinem Blick gewichen, er sah sie voll Zärtlichkeit an.
»Danke!«, flüsterte sie, bevor sich ihre Lippen auf seine senkten.
Dann erhob sie sich, nahm den leeren Weinkrug und lief in die Küche. Niemand würde sie mehr vermissen auf diesem Fest, das sich inzwischen seinem orgiastischen Höhepunkt näherte.
Siebtes Kapitel
VIA APPIA
Dank der bienenfleißigen Hände der Haussklaven waren die Überreste des ausschweifenden Gelages vom Vortage bald verschwunden und die Villa glänzte in all ihrer Pracht. Die letzten Gäste verabschiedeten sich am späten Vormittag, nachdem sie ihren Rausch irgendwo im Peristyl ausgeschlafen hatten. In diesen unruhigen Zeiten war es auch angeraten, lieber bei Tageslicht nach Hause zu gehen. Die Nacht hielt in den engen und unbeleuchteten Gassen manch böse Überraschung parat.
Romelia befahl, das Silbergeschirr zu polieren und danach in Körbe und Truhen zu verpacken. Der große Umzug auf den Landsitz nahe Pompeji stand bevor. Keinesfalls wollte Romelia auf den gewohnten Luxus verzichten. Valerius machte ihr deswegen Vorhaltungen.
»Wir sollten wie in den letzten Jahren mit dem Wagen reisen. Das geht schneller und ist weniger gefährlich. Wozu brauchst du auf dem Landsitz das Silbergeschirr? Wir werden keine Feste mehr veranstalten. Zumindest nicht über den Sommer.«
»Ich will darauf auch auf dem Land nicht verzichten«, erwiderte Romelia kurz angebunden. »Oder sollen die Leute dort denken, dass wir arm sind?«
»Ich bitte dich, alle Leute kennen uns. Im Gegenteil, ich halte es für vernünftig, eventuelle Straßenräuber nicht noch mit der Nase darauf zu stoßen.«
»Straßenräuber? Pah, wozu haben wir denn eine Leibeskorte? Ich werde dreißig Sklaven mitnehmen! Viele davon sind stark wie Soldaten. Wer sollte es wagen, uns anzugreifen?«
»Mach, was du willst«, brummelte Valerius. »Nur übernachte ich nicht gern im Zelt.«
»Du wirst es überstehen«, antwortete Romelia. »Auf unserem Landsitz kannst du dich ja von den Reisestrapazen erholen.«
»Allerdings. Und ich werde meine Ländereien besuchen, die Weinberge und Olivenhaine, die Gemüsegärten und Getreidefelder. Und ich werde dichten und musizieren, die Vögel beobachten und das Meer belauschen …«
Während Valerius weiter schwärmte in Aussicht auf einen geruhsamen Sommeraufenthalt, hielt Romelia wieder alle Sklaven in Trab. Es gab eine Menge zu bedenken und zu organisieren. Nicht nur das Silber und diverse Möbel wollte sie mitnehmen, sondern auch ihre umfangreiche Garderobe, den Schmuck und einigen Zierrat sowie ausreichend Proviant und die Zelte.
Zwar gab es entlang der Via Appia, die sie bereisen wollten, genügend Wirtshäuser. Doch die waren meist einfach, boten keinen Luxus, wenn auch oft eine gute Küche. Doch Romelia fürchtete sich vor Ungeziefer, fremden Betten, fremden Menschen und den allerorts käuflichen Frauen, die sich den Reisenden anboten.
So glich der Zug, den sie zusammenstellte, fast einem Kriegszug zur Eroberung eines fremden Landes. Es fehlten nur noch die Kriegselefanten.
Mitten in die hektischen Vorbereitungen für den Umzug platzte Emilia, die Leibsklavin
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