Venus und ihr Krieger
Pila nur einen trüben Gedanken an ihn verschwendete!
Nachdem Romelia sich in ihr Zelt zurückgezogen hatte und die Kinderfrauen sich den Söhnen und Töchtern des Senators widmeten, um sie für die Nacht vorzubereiten, saßen die Sklaven um den eisernen Ofen und verzehrten ihre einfache Mahlzeit aus Weizenbrei und Gemüse. Doch sie sättigte und danach senkte sich auf alle eine große Müdigkeit.
Valerius vertrat sich die Beine auf einem abschließenden Rundgang. Zwischen den Sklaven entdeckte er Pila.
»Pila, erhebe dich!«, forderte er sie auf. Erschrocken sprang Pila auf.
»Ja, Herr?«
»Ich würde gern mit dir einen kleinen Spaziergang unternehmen.«
Pilas Herz klopfte und sie war beunruhigt. Valerius hatte demnach nicht vergessen, dass sie ihm ganz gehören sollte. In Pilas Ohren rauschte das Blut. Nein, es gab keinen Frieden hier in dem Land unter der warmen Sonne. Nicht für sie.
Valerius schlenderte neben Pila her und legte seine Hand auf ihre Schulter. Er blickte in den sternenklaren Himmel.
»Was denkst du, Pila, woraus bestehen die Sterne? Ist es Gold? Oder gar Feuer? Griechische Gelehrte behaupten sogar, es sind Sonnen so wie unsere Sonne, nur unvorstellbar weit weg.«
»Ich weiß es nicht, Herr. Feuer ist es sicher nicht, auch wenn manche Sterne so lodern. Sie sind kalt. Kalt wie Gold.«
»Oh, du hast keine gute Meinung von Gold, scheint mir.« Valerius lachte.
»Gold ist ein Metall wie Eisen oder Kupfer. Und Metall ist kalt.«
»Da gebe ich dir Recht. Aber mir erwärmt allein der Anblick des Goldes das Herz.«
Pila schwieg. Valerius blieb stehen und fasste mit beiden Händen ihre Schultern.
»Davon hast du natürlich keine Ahnung. Was erwärmt eigentlich dein Herz? Du bist immer so still und ernst. Nie sah ich dich ausgelassen oder fröhlich lachen. Fühlst du dich nicht wohl bei uns?«
Pila starrte ihn an. »Du fragst eine Sklavin, ob sie sich wohl fühlt?«
Valerius ließ seine Hände fallen und seufzte. »Seltsam, nicht wahr? Vielleicht werde ich tatsächlich senil. Aber ich möchte, dass es dir gut geht, dass du dich freust. Ich habe dir schöne Kleider geschenkt, Schmuck, freust du dich gar nicht darüber?«
»Oh doch, Herr, es ist für mich etwas ganz Besonderes. Ich habe noch nie solche wunderschönen Kleider getragen, solche feinen Stoffe und solchen kostbaren Schmuck. Ich weiß es sehr wohl zu schätzen, wie gut du zu mir bist.«
»Ja, aber offensichtlich auf germanische Art. Und die ist keineswegs sehr offenherzig. Habe ich vielleicht etwas falsch gemacht?«
»Herr, es tut mir Leid, wenn ich dich erzürnt habe. Aber so ist es nicht.«
»Ich weiß schon. Du hast gesagt, du wirst nur einem Mann gehören. Dieser kühne Gladiator hat die Gunst der Stunde genutzt.« Er lachte. »Aber ich stehe zu meinem Wort. Ich werde keine Hand an dich legen, ich habe kein Interesse daran. Entweder bin ich der Erste oder ich verzichte.«
Pila zuckte zusammen. »Herr, ich danke dir für dein Verständnis.«
Valerius schien zu glauben, dass sie sich mit Claudius vereint hatte. Es war am besten, ihn tatsächlich in diesem Glauben zu lassen.
»Ach, Pila, wärst du doch keine Sklavin! Ich würde dich auf einen marmornen Sockel in mein Peristyl stellen, um mich jeden Tag an deinem Anblick zu erfreuen.« Plötzlich stutzte er. »Das ist eine Idee. Ich werde dich in Marmor meißeln lassen. In Pompeji gibt es einen ausgezeichneten Bildhauer, der dort seine Werkstatt hat. Du wirst ihm Modell stehen für eine lebensgroße Statue.«
»Aber Herr, ich bin doch nur deine Sklavin!« Pila spürte plötzlich eine heftige Wärme im Gesicht.
»Na und? Niemand wird das sehen, denn die Skulptur wird nackt sein. Wie diese griechischen Plastiken der Göttinnen. Du bist schön, nur das allein zählt.«
»Ich danke dir für diese Ehre, Herr«, murmelte Pila sichtlich verwirrt.
Valerius lächelte geschmeichelt. »Du erfreust meinen ästhetischen Sinn. Das war mir der Kaufpreis schon wert. Und nun geh und leg dich zu den anderen, damit du morgen Früh ausgeruht bist!«
Pila legte sich neben Drusilla auf die Matte.
»Was hatte der Herr mit dir vor?«, wollte sie wissen. »Musstest du ihm wieder zu Willen sein?«
»Ich war ihm nicht zu Willen, Drusilla. Nicht jetzt und nicht vorher. Und ich glaube, er begehrt mich nicht. Zumindest nicht so.«
»Nicht?« Drusilla konnte es nicht fassen. »Ist Valerius denn erblindet?«
»Ganz im Gegenteil. Er will mich als Marmorstatue haben. Vielleicht, weil ich Pila
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