Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
heiße.«
    Drusilla zog sich eine Wolldecke über die Schultern. »Verrückt«, murmelte sie. »Dieses Germanenweib macht die Männer verrückt!«
    Am nächsten Morgen scheuchte Romelia die Sklaven auf. Nach einem kleinen Morgenmahl musste alles wieder zusammengepackt und auf die Wagen und Lasttiere verstaut werden. Es klappte reibungslos, offensichtlich waren es alle gewöhnt und jeder Handgriff saß. Nur Pila stand etwas hölzern im Wege, aber Drusilla schickte sie hierhin und dorthin und beschäftigte sie, damit Romelia nicht aufmerksam wurde. Solange die Sklaven wie die Ameisen wimmelten, war die Welt in Ordnung. Danach setzten sie ihre Reise fort.
    Die Via Appia zog sich schnurgerade durch die Landschaft. Alles, was sich ihr in den Weg gestellt hatte, war beiseite geräumt worden. Umwege schienen die Römer nicht zu kennen, Biegungen, Windungen waren ihnen ein Gräuel. Außer dass die Reisenden auch an den nächsten Tagen vielen Menschen begegneten, die auf der Via Appia unterwegs waren, geschah nichts Aufregendes und Pila hing wieder ihren Gedanken nach. Sie dachte an den vergangenen Abend und an Valerius’ Worte. Für sie gestaltete es sich schwierig, den Gedankengängen der Römer zu folgen. Zu Valerius hatte sie Vertrauen gefasst, wenngleich sie trotz allem auf der Hut war. Doch Valerius hatte bisher gehalten, was er versprochen hatte. Es beruhigte Pila auch, dass er zumindest kein körperliches Interesse mehr an ihr zu haben schien. Er wollte sie anschauen, sich an ihrer Schönheit erfreuen, mehr nicht. Pila fand dies nicht verwerflich. Der Gedanke, dass er ihren Körper aus Marmor meißeln lassen wollte, belustigte sie sogar.
    Vor Romelia dagegen nahm sie sich sehr in Acht. Selbst ausgesprochener Freundlichkeit musste man mit Vorsicht begegnen.
    Sie war launisch und unberechenbar und scheute sich nicht, andere ins Unglück zu stürzen, wenn sie sich einen Vorteil davon versprach. Und dass sie herzlos auch zu gleichgestellten Personen sein konnte, hatte Pila selbst erlebt, als Romelia ihre Nachbarin Flavia vor die Tür beordert hatte.
    Dann schweiften ihre Gedanken wieder ab. Sie dachte an Claudius und fühlte einen seltsam ziehenden Schmerz in der Brust. Seit dem Convivium hatte sie ihn nicht wieder gesehen und die Abreise von Rom fiel ihr doppelt schwer. Auch wenn es ihr nicht zustand, sie hätte sich so gern mit ihm unterhalten, hätte so gern in seiner Nähe gesessen wie damals im Park auf der kleinen Steinbank hinter dem Tempel. Sie spürte, dass er nicht der harte, gnadenlose Kämpfer war, dass seine raue Schale nur das Ergebnis seiner Erziehung in der Schule des Lentulus sein konnte. Irgendetwas war unter dieser Schale, jemand musste nur bis dahin vordringen. Und dann würde er spüren, dass es noch etwas anderes im Leben gab, als sich um den Preis des eigenen Lebens in der Arena umjubeln zu lassen.
    Doch sie wusste nicht, ob sie Claudius jemals wieder sehen würde. Rom lag weit hinter ihnen. Niemals wieder würde sie ihren Fuß in ein Amphitheater setzen. Das sinnlose Schlachten war ihr zutiefst zuwider, doch noch schrecklicher fand sie die Lust der Römer an diesen Grausamkeiten. Und vielleicht war Claudius schon bald nicht mehr am Leben, ein starker Gegner reichte.
    Drusilla schnaufte neben ihr wie ein müdes Pferd. Die lange Fußwanderung wurde ihr zur Qual. Allerdings kümmerte sich niemand um sie, auf Sklaven wurde im Allgemeinen keine Rücksicht genommen. Und Drusilla war auch keine Favoritin wie Pila, der kleine Freiheiten zugestanden wurden.
    »Lehn dich auf mich«, bot Pila ihr an und stützte Drusilla. Diese warf sehnsüchtige Blicke auf die Gasthäuser, die sich entlang der Straße fanden. Es gab viele Häuser und die Wirte priesen ihre Dienste in Wort und Bild an. »Romelia sagt, die Gasthäuser seien gefährlich«, meinte Pila.
    »Das stimmt. Man hört immer wieder davon, dass Reisende ausgeraubt wurden. Aber ich denke, das waren reiche Leute, die es verschmerzen konnten.«
    »Warum haben manche dieser Gasthäuser einen steinernen Phallus über dem Eingang? Auch in Rom habe ich dies schon bemerkt. Aber es waren keine Lupanare.«
    »Oh, das hat damit nichts zu tun. Weißt du, es soll einfach Glück bringen, fruchtbare Äcker, Kindersegen, alles, was du willst. Es ist nun mal so, dass der Samen dem Phallus entspringt. Und Fruchtbarkeit ist lebenswichtig. Denk nur, die Felder würden nicht fruchtbar sein, die Schweine und die Hühner, es wäre unser aller Tod. Und wenn die Frauen nicht

Weitere Kostenlose Bücher