Venus und ihr Krieger
fruchtbar wären, würden die Menschen doch aussterben. Wen betet ihr Germanen denn an um Fruchtbarkeit?«
»Nerthus. Das ist die Erdgöttin. Wir bringen ihr Opfer dar und sie lässt das Korn auf den Feldern wachsen.«
»Ah, eine Frau? Das gibt es in Rom auch. Da ist eine Göttin aus Ägypten gekommen, Isis. In Pompeji gibt es einen kleinen Tempel für sie, den ursprünglich ägyptische Sklaven besuchten. Mittlerweile gehen aber auch viele römische Frauen zum Opfern. Es kann ja nicht schaden.«
»Nicht nur Nerthus haben wir geopfert. Die letzten Ähren gehörten Odin. Und Frija und Thor verlangen Sühneopfer zum Ende des Winters. Meist waren es Tieropfer, die Hirten opferten Milch und Käse. Nur, in den letzten Jahren haben die Götter uns nicht erhört.«
»Vielleicht haben eure Götter nicht so viel Kraft? Oder ihr habt sie erzürnt. Mit den überirdischen Mächten soll man es sich ja nicht verderben. Schau, überall gibt es Tempel, wo man verweilen und beten kann. Es sind viele Götter aus den fremden, unterworfenen Ländern gekommen. Sie alle bereichern uns, denn sie haben ihre göttliche Macht mitgebracht.«
»Oh ja, es gibt viele Götter, das habe ich gesehen. Doch ich kann mit ihnen nichts anfangen, sie sind mir so fremd.«
»Vielleicht versuchst du es einmal mit Isis. Sie scheint deiner Erdgöttin ähnlich zu sein.«
»Ja, vielleicht. Aber was soll sie mir schon bringen? Fruchtbarkeit?« Pila lachte laut. Sie brauchte eine Göttin, die ihr Flügel wachsen ließe. Dann könnte sie sich in den blauen Himmel erheben und diesem ganzen Dasein entfliehen. Doch solch eine Göttin gab es nicht.
Mittlerweile waren sie schon sechs Tage unterwegs. Valerius wurde von Tag zu Tag unzufriedener. Diese Reise hätte schon längst zu Ende sein können. Er sehnte sich nach Ruhe. Nur seine beiden Söhne fanden es abenteuerlich und sie würzten den langsamen Marsch mit einigen Ausflügen in die Umgebung, begleitet von ihrem Vater und einigen Sklaven.
Romelia jedoch hatte nichts dagegen, wenn es langsam voranging. Dadurch gab es genug Gelegenheit, sich den vorüberziehenden Reisenden in hochmütig-vornehmer Haltung zu zeigen. Es gab genug reiche, gelehrte Leute, die auf der Via Appia reisten und ihr ihre Ehrerbietung erwiesen.
»Wir sollten die letzte Nacht unserer Reise im Wirtshaus verbringen«, sagte Valerius.
»Keinesfalls!«, widersprach Romelia. »In diese verkommenen Häuser gehe ich nicht.«
»Sei vernünftig, wir sind nicht mehr in der Provinz, mein Täubchen. Quintilius berichtete mir von mehreren Aufständen der Osker.«
»Es wird Zeit, dass wir dieses Gebiet zu einer römischen Provinz machen. Warum erbetteln wir von den Oskern jedes Stückchen Land? Wozu sitzt du im Senat Roms?«
Valerius schwieg verärgert. Schlimm genug, dass Romelia ständig ihren Kopf durchsetzte, aber dass sie sich auch noch in die Politik einmischte, stand ihr nicht zu. Valerius hatte nichts gegen gebildete Frauen. Er war stolz, dass Romelia klug und belesen war und auch gut mit Zahlen umgehen konnte. Das war wichtig für die Führung des riesigen Hausstandes des Senators und auch für den Ruf der Familie. Schlecht für seinen Ruf waren ihre Eigenmächtigkeiten und ihr loses Mundwerk.
»Wir quartieren uns im ›Elefanten‹ ein. Das ist ein gut geführtes Haus, sauber und angemessen. Eine Nacht wirst du es wohl überstehen. Wenn du nicht auf die Sänften bestanden hättest, wären wir mit der Kutsche gereist. Da hätten wir uns drei Übernachtungen sparen können.«
Das war deutlich genug und jetzt war Romelia an der Reihe, verärgert zu schweigen.
Am Abend erreichten sie das Wirtshaus »Zum roten Elefanten«, eine halbe Tagesreise vor Capua. Es war nicht zu übersehen, ein großes Schild mit einem roten Elefanten hing vor der Tür. Als der Wirt den prächtigen Zug auf seine Herberge zukommen sah, rannte er auf die Straße hinaus und schwänzelte unter tiefsten Verbeugungen um Valerius herum.
»Sei willkommen, hoher Herr! Tritt ein in meine bescheidene Herberge, die dir jedoch alles bieten kann, was deinem edlen Geschmack beliebt. Wir haben gutes Essen, saubere Kammern, klares Wasser, Wein von Gott Vulcanus persönlich und natürlich auch Mädchen zu eurem Begehr. Ägypterinnen, Syrerinnen oder Knaben aus Griechenland; ich kann dir jeden Wunsch erfüllen, edler Herr.«
Valerius brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ein Bett für mich, meine Frau und meine Kinder. Das Gepäck muss auch mit ins Haus. Die anderen
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