Venus und ihr Krieger
Bestimmungsort in der Villa zu bringen. Die Zugochsen, Maulesel und Pferde wurden auf die Weiden gebracht, die außerhalb des Parks lagen.
Pila bestaunte die Villa, die in ihrer Pracht der Stadtvilla in Rom um nichts nachstand. Durch die üppigen Hecken, die vielen Blumen und großen Kübelpflanzen wirkte sie fast noch schöner als die Villa in Rom. Bunte Gemälde mit mythologischen Themen schmückten die Wände, eine Terrasse ragte auf den Hang hinaus und von der Villa zog sich ein mit Marmorsäulen begrenzter Wandelgang durch den Park. Schöne Skulpturen auf Marmorsockeln zierten den Park und wechselten sich mit seltenen, üppig blühenden und duftenden Pflanzen, Büschen und Bäumen ab.
»Hast du bemerkt, wir haben einen neuen Nachbarn«, sagte Romelia zu Valerius.
»Natürlich habe ich die Villa gesehen. Scheint ein Grieche zu sein. Gleich morgen schicken wir Sklaven hinüber, die einen Gruß überbringen sollen. Vielleicht laden wir den neuen Nachbarn ein.«
»Willst du nicht erst einmal ausspionieren lassen, was das für Leute sind? Vielleicht sind sie uns nicht ebenbürtig.«
»Wer so eine Villa bauen kann, ist uns ebenbürtig, meine Liebe.«
»Aber sie sieht so griechisch aus«, hatte Romelia einzuwenden.
»Was hast du gegen Griechen? Auch wenn sie jetzt quasi Römer sind und eine Provinz von Rom, so habe ich doch Achtung vor ihrer Kultur und Lebensart. Wenn es ein reicher Mann ist, dann soll er mir willkommen sein.«
Romelia atmete tief durch und ließ sich auf der Terrasse nieder, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Weit draußen erglühten im rötlichen Schein der Sonne die Inseln Aenaria und Capreae. Es war ein unvergleichliches Schauspiel. Pila, die mit Drusilla zur Bedienung bereitstand, konnte sich dem Zauber dieses Augenblicks ebenfalls nicht entziehen. Für einen Augenblick vergaß sie den Kummer, den sie im Herzen trug, den Kummer über ihre endgültige Trennung von Claudius.
Am nächsten Tag schickte Romelia eine Abordnung aus mehreren Sklaven zu dem neuen Nachbarn. Sie nahmen Körbe voll Wein, Obst, Oliven und Blumen mit, um Grüße von Valerius und Romelia zu überbringen. Romelia hatte in ihrer exakten Handschrift einen Brief geschrieben, in dem sie sich höflich vorstellte. Ausgerechnet Drusilla musste zu dieser Abordnung gehören, obwohl sie kaum noch laufen konnte, während Romelia für Pila eine andere Verwendung hatte. Sie schickte Pila mit Aurus, dem Küchenaufseher, auf den Fischmarkt nach Pompeji, um den Fischern den frischen Fang der Nacht abzukaufen.
Pompeji war im Gegensatz zu Rom nur eine kleine Stadt, aber voller Leben. Die Häuser ragten selten mehr als zwei Stockwerke hoch, waren meist mit rötlichen Tonziegeln gedeckt und die Fassaden weiß oder rötlich getüncht. Überall ertönte schon Lärm auf den Straßen, Sklaven schlurften in ihren einfachen Sandalen über die gepflasterten Gassen und ab und zu landete ein Schwall Abwasser oder Abfall aus einem der Fenster auf der Straße. Die Passanten mussten aufpassen, um nicht eine unangenehme Dusche abzubekommen. Aus den Häusern hörte man Kindergeschrei, Geschirrklappern, jemand brüllte seine Sklaven an. Es roch nach Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl und Garum, der berühmt-berüchtigten scharfen Fischsauce zum Würzen vieler Speisen. An jeder Ecke feilschten Händler, Kaufleute brüllten ihre Sonderangebote in die Menschenmenge, Bettler, Diebe, Strichjungen und Huren gingen ihrem Gewerbe nach. Es gab Streit, Gesang, Verkehrsstau. In den engen Gassen stießen sich Menschen, Esel, Pferde, Ochsen, dazwischen streunten Hunde und voll beladene Karren blockierten das Weiterkommen. Über den Köpfen flatterte an Leinen, die zwischen den Häuserwänden gespannt waren, Wäsche im Wind, der vom Meer wehte.
Sie gelangten zum Forum, wo sich prachtvolle öffentliche Häuser befanden, wie die Curia, die Markthalle, die Therme, der Tempel des Jupiter, der Apollotempel, die Basilika, die Tribunalien. Etwas weiter südlich lagen das große Theater, das Odeum, der Venustempel. Obwohl Pompeji klein war, staunte Pila, wie viele Handwerkerläden, Gaststätten, Garküchen und Geschäfte es gab. Auf dem Forum befand sich auch der städtische Markt. Zuerst kamen die Fischer mit ihrem frischen Fang, dann die Bauern aus der Umgebung, um Obst, Gemüse, Geflügel und frisches Fleisch anzubieten.
Aurus kaufte die verlockenden Lebensmittel ein, nicht ohne sie vorher auf ihre Qualität zu prüfen. Zusätzlich zu Pila und einigen Haussklaven, die ihn
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