Venus und ihr Krieger
sie mit jemandem etwas teilte. Sie teilte Claudius mit ihr. Und es schien beiden Frauen gut zu bekommen. Auch Romelia fühlte sich wesentlich ausgeglichener und beschwingter. Nur Athenais’ Wunsch, dass sich ihr Leib mit der Frucht ihrer heißen Nächte füllen möge, schien sich nicht zu erfüllen. Romelia war sich trotzdem sicher, dass der Tag dazu bald kommen würde.
Romelia räkelte sich wohlig neben Claudius, der noch fest schlief. Sie betrachtete seinen schönen, durchtrainierten Körper, sein ebenmäßiges Profil, das so gänzlich anders war als die stupiden Gesichter der meisten hart ausgebildeten und abgestumpften Gladiatoren. Claudius war männlicher und begehrenswerter als alle Männer, die sie kannte. Und er lag neben ihr, erschöpft vom langen Liebesspiel dieser Nacht, doch noch lange nicht am Ende seiner Kräfte. Achtlos am Boden lag seine glänzende Rüstung. Nur die ledernen, mit Metall beschlagenen Armbänder trug er um seine Handgelenke. Neugierig fuhr sie mit dem Finger an seinem Hals entlang.
»Was ist das für eine seltsame Kette, die du trägst?«, fragte sie ihn. Claudius war plötzlich hellwach und er zuckte zurück. »Es sieht aus wie Haar.«
»Berühre es nicht, es ist ein Glücksbringer.«
»So?« Romelia spitzte die Lippen. »Gibt es da etwa ein süßes Geheimnis?«
»Keineswegs. Es ist das einzige, was mich noch an meine Mutter erinnert«, sagte er brüsk.
»Ich wollte dir nicht zu nahe treten.« Romelia warf sich seufzend aufs Lager. »Claudius, ich bin dir mit Haut und Haaren verfallen. Es wird Zeit, dass wir unser kleines Verhältnis legalisieren.« Claudius richtete sich auf. »Wie meinst du das?«
»Ganz einfach, entführe mich!«
»Romelia, wie stellst du dir das vor?«
»Du entführst mich, wir flüchten in die Berge von Sizilien und beginnen ein neues Leben. Ein Leben miteinander.«
»Das ist unmöglich! Sie würden uns finden, überall!«
»Dann flüchten wir eben nach Ägypten oder zu den Parthern oder Capadocia oder …«
»Wie wäre es mit Gallien?«
»Gallien? Zu den Wilden?« Sie warf sich an seine breite Brust und streichelte über die harten Muskeln. »Nein, lieber Phönizien oder Judäa oder …«
Er beugte sich über sie und runzelte die Stirn. »Meinst du das im Ernst? Ich bin Gladiator, ich muss eines Tages zurück in die Kaserne des Lentulus.«
»Du bist zum Sterben viel zu schade. Hast du dir nicht immer schon gewünscht, ein anderes Leben zu führen, frei von allen Zwängen, nur Herr über dich und eine kleine Frau an deiner Seite?«
Claudius legte sich wieder zurück und bedeckte die Augen mit seiner Hand. »Allerdings. Aber das sind dumme Träume.«
»Nein, es kann Wirklichkeit werden. Du musst es nur tun. Claudius, ich habe Geld, viel Geld. Wir bereiten unsere Flucht gründlich vor. Mit Bestechung erreicht man viel. Und irgendwo beginnen wir ein neues Leben. Oh, es wird herrlich, alle Tage voll Liebe und Lust, voll Sinnlichkeit und Frohsinn. Du bist der richtige Mann dafür. Priapus hat deine Lenden mit unerschöpflicher Kraft ausgestattet. Wir sollten ihm danken und opfern.«
»Priapus ist der Beschützer der Huren.« Claudius legte seine Hand auf Romelias Bauch. Langsam wanderte sie zwischen ihre Schenkel.
»Ich weiß«, gurrte sie. »Und ich verstehe ihre Lust. Aber es gibt keinen Grund mehr zum Teilen, auch nicht mit Athenais. Es war ein Gefallen, den ich ihr getan habe. Jetzt ist ihr Körper bereit zur Empfängnis. Wenn sich nur ihr hölzerner Gatte bequemen würde. Aber er macht sich gar nichts aus ihr.«
Claudius pfiff leise durch die Zähne. »Sie will schwanger werden?«
»Allerdings. Sie rennt von Tempel zu Tempel, doch all ihre Opfer nützen nichts. Aber aufgeblüht wie sie ist, seit sie mit dir die Nächte verbringt, wird es wohl bald zum Erfolg führen.« Claudius drehte sich auf den Bauch und stützte sich auf die Ellbogen. »Vielleicht sollte sie an einem Bacchanal teilnehmen. Wenn sie danach nicht schwanger wird, dann wollen es die Götter nicht.«
»Sie bittet schon Isis um Fruchtbarkeit …«
»Isis? Das ist verboten!«
»Natürlich. Gerade deshalb sollte man meinen, sie hilft. – Also, wann entführst du mich?«
»Romelia, das ist gefährlich, lebensgefährlich.«
»Ich weiß. Aber ist Gefahr nicht deine Bestimmung?«
»Meine schon. Aber nicht deine.«
»Oh, ich bin stärker, als du denkst.«
»Das glaube ich dir gern«, murmelte er. Langsam wurde ihm die Sache zu brenzlig. Dass sie ihren Spaß mit ihm haben
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