Venus und ihr Krieger
plötzlich wie ein gefällter Baum umstürzte.
Athenais sprang entsetzt auf.
»Keine Bange!«, beruhigte Romelia sie. »Sie schläft nur. Und zwar tief und lange. Pila, rufe Claudius. Er soll kommen, in seiner prunkvollen Rüstung. Dann trägst du Acme in eine Kammer und schließt sie ein.« Sie blickte Pila eindringlich an. »Pila, du hast eben etwas Unrechtes getan. Du hast ihr vergifteten Wein gegeben.«
Pila rang nach Luft. »Nein, Herrin, ich habe doch nur …«
»Du hast ihr vergifteten Wein gegeben und Athenais und ich haben es gesehen. Wessen Wort wiegt wohl schwerer, unseres oder deines?«
»Ich verstehe«, murmelte Pila.
»Das dachte ich mir. Und nun geh und hole Claudius!« Pila eilte hinaus. Claudius wandelte noch im Garten.
»Pila, immer wenn ich dich sehe, scheinst du zu fliegen. Wie ein weißer Schwan.« Er umschlang ihre Taille.
»Lass mich los. Du sollst sofort zu Romelia kommen, sie verlangt nach dir. Und zwar in Prunkrüstung. Ihre Freundin ist auch da.«
»Oha! Ein Kampf an zwei Fronten!«
»Du sollst nicht scherzen. Athenais ist eine sehr sanfte, sittsame Ehefrau.«
Claudius lachte. »Und du glaubst, ich soll ihre Handarbeiten begutachten?«
Pila schwieg verwirrt. »Willst du jetzt etwa auch mit Athenais …?«
»Von wollen kann keine Rede sein. Doch wer fragt schon nach meinem Willen?«
»Ich zum Beispiel. Was willst du?«
»Da fragst du noch? All mein Streben, all mein Begehren, all mein Wollen, all mein Trachten kennt nur einen Namen, kennt nur ein Ziel – das heißt PILA.«
»Wenn es doch nur wahr wäre, was da über deine Lippen kommt. Doch ich zweifle an deinen Worten. Du beweist mir nicht, dass sie wahr sind.«
»Wie soll ich sie dir beweisen, geliebte Pila? Ist es nicht Beweis genug, dass ich in die Höhle des Löwen gekommen bin, nur um dir nahe zu sein?«
»Pah, du vergnügst dich mit Romelia. Jetzt vergnügst du dich vielleicht noch mit Athenais, das soll ein Beweis deiner Liebe zu mir sein?«
»Du bist sehr anspruchsvoll, schöne Waldfee. Soll ich mich in mein Schwert stürzen, soll ich von einer Klippe ins Meer springen, um dir meine Liebe zu beweisen?«
»Nein, das alles ist nicht nötig. Schenk mir dein Herz! Denn ohne Herz kann kein Mensch leben. Um leben zu können, müsstest du immer bei mir sein.«
»Mein Herz hast du schon. Du weißt es nur nicht, du hast es gar nicht bemerkt, du kleiner Starrkopf. Denn ich kann schon lange nicht mehr ohne dich leben. Nur deshalb bin ich hier.«
Pila senkte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, murmelte sie.
Er zog sie an sich. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. »Küss mich, Pila«, flüsterte er mit heiserer Stimme. »Küss mich, dann vergesse ich den ganzen Albtraum um mich herum.«
Pila nahm seinen Kopf in ihre Hände und suchte seine Lippen. Mit ihren Fingern strich sie durch sein dichtes, braunes Haar. Dann fuhr sie plötzlich zurück.
»Du musst gehen, sonst bestraft mich Romelia.«
Claudius senkte den Kopf und strich mit den Händen seinen Lendenschurz glatt. Er unterdrückte seine Erregung. »Na, da wollen wir mal sehen, wie die Verlängerung meiner Aufenthaltsgenehmigung in diesem Paradies aussieht«, sagte er seufzend und schritt hinüber zur Villa.
Pila verbrachte auf Romelias Geheiß die ganze Nacht neben der schlafenden Acme. Romelia hatte ihr einen Becher Wein und die kleine Phiole gegeben.
»Wenn sie vor der Zeit aufwacht, flöße ihr etwas von dem Wein ein. Es ist ein Schlafmittel, weiter nichts. Erst im Morgengrauen darf sie zu ihrer Herrin. Hast du mich verstanden?« Romelias Blick drang in sie.
»Ja, Herrin.« Sie streckte sich neben der schnarchenden Acme aus und wünschte sich, ebenso tief und fest zu schlafen, um nicht immer wieder an Claudius zu denken. Ob er mit Athenais allein war? Oder vielleicht sogar mit beiden Frauen? Sie presste ihr Gesicht in den Strohsack und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Mit Athenais vollzog sich eine wundersame Wandlung. Aus der stillen, schüchternen Frau entwickelte sich eine aufblühende Rose. Pila bemerkte es mit Erstaunen, Romelia mit Genugtuung. »So sieht ein wohl bestellter Acker aus«, sagte sie eines Tages zu Athenais und zeigte auf ihre sanften Rundungen. »Ich sehe, du fühlst dich sehr wohl.«
»Allerdings, liebste Romelia, und das liegt beileibe nicht nur an dem paradiesischen Klima hier, wie ich es meinem Gatten weisgemacht habe.« Athenais lächelte still. Romelia senkte den Blick. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass
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