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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Popilia und schlug einen Seitenweg ein, der zum Hang des Vesuvs führte. Zwischen den Weinfeldern wechselte er seine Kleidung. Die helle Patriziertunika, die Romelia ihm bereitgelegt hatte, versteckte er zwischen Lavageröll. Stattdessen kleidete er sich in einen kurzen gegürteten Schurz mit einem weiten Umhang darüber. Niemand sah, dass er darunter am Gürtel einen Dolch und das Kurzschwert der Gladiatoren trug. Es zahlte sich aus, dass er kein Sklave war, wie die meisten der Gladiatoren, sondern als Freier seine Waffen tragen durfte. Doch jetzt war es gefährlich, da er wie ein einfacher Handwerker gekleidet war.
    Als er sich umgekleidet hatte, ritt er wieder auf die Via Popilia zurück, erreichte Herculaneum und machte von dort einen weiten Bogen um den Vulkan herum. An dessen Nordseite wuchsen wilde Pinien und viel Gestrüpp. Er hielt die Tiere an, nahm den Korb mit Lebensmitteln und vergrub ihn unter einem Busch. Die beiden Maultiere aber band er an lange Leinen, sodass sie in Ruhe grasen konnten. Zufrieden begab er sich auf den Rückweg. Gegen Abend erreichte er Pompeji.
    Als der Abend hereinbrach, zog sich Romelia in ihre Gemächer zurück. Sie hatte nur ein kleines Abendmahl zu sich genommen. Sie war zu nervös, um gelassen zu erscheinen. Deshalb blieb sie lieber allein in ihren Gemächern. Lediglich zwei Musikantinnen unterhielten sie mit leiser Flöten- und Lyramusik.
    Drusilla hockte mit bitterer Miene vor den Gemächern ihrer Herrin. Romelia fühlte tiefe Genugtuung, dass sie ihre Erzrivalin Pila auf diese Weise ausgeschaltet hatte, und Drusillas Reaktion zeigte ihr, wie erfolgreich sie gewesen war. Pila würde die Arena nicht mehr lebend verlassen und das einzige, was Romelia bedauerte, war, dass sie sich an Pilas Qualen nicht weiden konnte. Zu gern hätte sie den Spielen beigewohnt, um ihren Triumph über die verhasste Sklavin zu genießen. Und sie bedauerte auch, dass sie mit Pilas abgeschnittenen Haaren nichts anfangen konnte. Claudius war strikt dagegen, dass sie sich mit einer blonden Perücke schmückte; es würde viel zu sehr auffallen. Romelia musste es schweren Herzens einsehen und sie tat den langen Zopf seufzend in ihre Truhe. Wenn sie irgendwo in der Fremde ein neues Leben aufbauen würden, dann würde Romelia sich eine blonde Perücke zulegen, das schwor sie sich.
    Ein neues Leben! Wohin würde es sie verschlagen? Ins Partherreich, wo es Gold, Edelsteine und Perlen in Hülle und Fülle gab? Oder vielleicht nach Ägypten, wo die Könige mit ihren wunderschönen Schiffen auf dem Nil dahinglitten? Nach Phönizien oder gar nach Samaria? Oder noch weiter hinein in das sagenhafte Reich, das Alexander der Große einstmals erobert hatte und wo es Seide, Perlen und seltene Gewürze gab? Die Welt war ja so groß und überall gab es Platz zum Leben, zu einem Leben mit Claudius, dem göttlichen Schwertkämpfer aus Capua. »Drusilla!«
    Die Dienerin sprang von ihrer Bank auf und betrat Romelias Gemach. Sie erblickte ihre Herrin mit leidender Miene auf dem Bett.
    »Es geht mir nicht besonders«, flüsterte Romelia.
    »Soll ich den Arzt kommen lassen?«, fragte Drusilla.
    »Nein, nein, ich weiß doch, welche Krankheit mich befallen hat. Ich werde noch einen Schluck gemischten Wein trinken. Komm, Drusilla, trink einen Becher mit mir. Ich weiß nicht, wie lange ich noch deine Herrin sein werde. Sollte mich diese schreckliche Krankheit dahinraffen …« Sie verdrehte ihre Augen theatralisch zur Decke.
    »Aber Herrin!«, rief Drusilla erschrocken. »Ist es so schlimm?«
    »Das weiß niemand. Auch der Arzt nicht. Den Göttern soll man nicht ins Handwerk pfuschen. Wenn sie die Zeit für gekommen halten, muss man es eben akzeptieren. Leere mit mir den Becher! Bleib heute Nacht vor meiner Kammer, falls es mir
    schlechter gehen sollte! Dann werde ich dich rufen.«
    »Ja, Herrin«, stammelte Drusilla.
    »Zier dich nicht, trink! Du warst immer eine gute Dienerin und ich hatte wenig Grund zum Strafen. Warum sollen wir nicht gemeinsam einen Becher Wein leeren?«
    »Danke, Herrin!« Drusilla ergriff den Becher und trank ihn in einem Zug aus. Romelia nippte an ihrem Wein und beobachtete die Sklavin über den Rand ihres Pokals. Dann nickte sie zufrieden.
    »Lass mich nun allein und setz dich draußen auf die Bank! Ich werde versuchen, etwas zu schlafen, um den Schmerz in meinem Körper zu vergessen.«
    »Gute Nacht, Herrin«, murmelte Drusilla verwirrt und verließ das Gemach. So leidend und zugleich zugänglich hatte

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