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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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auf sie zeigten und sich auf die nächsten Spiele in der Arena freuten, bei denen die verurteilten Verbrecher, aufmüpfigen Sklaven und die vielen fremden Gefangenen gegen wilde Tiere kämpfen mussten.
    Halb ohnmächtig wurde Pila in das unterirdische Verlies gezerrt, wo sie den Aufsehern übergeben wurde. Für die Verurteilung der Sklavin reichte Romelias mündliche Aussage.
    Pilas Gedanken liefen langsam und quälend wie ein zäher Lavastrom in ihrem Kopf. Claudius, Claudius, warum hast du mir das angetan? Sollte ich mich so in dir getäuscht haben? Du besitzt es doch nicht, das Herz, das du mir angeblich geschenkt hast. Es war ein Trugbild, ein Nebelfetzen wie die Elfen im Moor. Im Augenblick meines Todes wird meine Seele als schwarzer Käfer aus meinem Mund kriechen und in die Lüfte fliegen, hin zu Romelia, hin zu Claudius. Und dann wird diese Seele ihnen Albträume bescheren, drückende, grässliche Träume, die im Wahnsinn enden.
    Mit reglosem, kaltem Gesicht packten die Aufseher das Mädchen und schleiften es in eine kleine, feuchte Kammer. An der Wand waren Ringe befestigt, durch die ein Aufseher die Kette der Gefangenen zog. Sie konnte sich kaum bewegen, gerade mal auf die Knie sinken, auf den nackten, schmutzigen Steinfußboden unter ihr. Ein beißender Gestank lag in der Luft. Die Aufseher schlossen ein hohes Eisengitter vor der Kammer und ließen die Verzweifelte allein.
    In einem Anflug von Aufruhr gegen ihr grausames Schicksal bäumte Pila sich auf. Die Ketten klirrten und die eisernen Fesseln schnitten ihr tief ins Fleisch der Arme und Beine. Ein lautes Brüllen war die Reaktion auf ihre Bewegung – Löwen! Irgendwo in der Nähe, im Dunkel der Kerker, warteten Löwen und andere Bestien auf ihren Tag, den Tag, an dem sie Pila gegenüberstehen würden. Und diese Bestien hatten bei weitem die besseren Chancen, denn Pila würde sich nicht einmal wehren können; man würde sie mit Ketten an einen Pfahl fesseln, wo die wilden Tiere sie bei lebendigem Leib zerrissen.
    Ihre Fäuste ballten sich in ohnmächtiger Angst. Sie wünschte sich, noch im Verlies zu sterben, um dem grausameren und schmachvollen Tod in der Arena zu entgehen. Doch sie war gesund und kräftig, gut genährt und die Ketten hatten die Wärter so angebracht, dass sie sich nicht damit selbst richten konnte. Sie versank in tiefe Verzweiflung und Resignation.
    Romelia packte sorgfältig ein Bündel mit einfacher Kleidung, die sie selbst aus der Wäschekammer holte. Drusilla war mit der Bewirtung von Claudius beschäftigt, sodass Romelia unbeobachtet war. Keiner der anderen Sklaven achtete darauf, was Romelia trieb. Es war ihr Haus und sie konnte darin tun und lassen, was sie wollte. Sie fand einfache Kleider, dunkle Stoffe, die für die Sklavenkleidung bestimmt waren. Daraus fertigte sie mit wenigen Nähten einige Tunikas, wie sie die Frauen des freien Standes trugen. Dieses Bündel verstaute sie in einer ihrer Truhen und packte ihre wertvollen und reich bestickten Stoffe obendrauf.
    Dann ging sie daran, ihren Schmuck und alle Münzen, die sie im Haus auftreiben konnte, in einen Stoffbeutel zu sammeln. Ihre Hände zitterten vor Aufregung und ihr Atem ging schneller. Schon so lange drängte sie Claudius, sie zu entführen. Doch jetzt, wo es so weit war, klopfte ihr Herz bis zum Hals. Heute Morgen hatte sie einen Eindruck davon gewonnen, wie grausam Claudius sein konnte. Es war etwas anderes, ob man als Zuschauer den brutalen Kampf beobachtete, oder ob sich einer dieser harten Kerle über einen selbst beugte und einem das Schwert an die Kehle setzte. Romelia zitterte noch jetzt bei dem Gedanken daran. Und der Angstschauder wich einem wollüstigen Kribbeln, als sie an seinen nackten Körper dabei dachte. Sie hatte den schönsten, brutalsten, begehrenswertesten und faszinierendsten Entführer gefunden, den es in Rom gab. Und er würde sie, Romelia, die zarte Gattin des verweichlichten, schöngeistigen, tagträumenden und männerliebenden Senators Valerius, aus Rom entführen. Damit waren sie beide für immer aneinander geschweißt, wie durch einen Blutschwur.
    Drusilla rang verzweifelt die Hände, als sie erfuhr, dass Pila verhaftet und in ein Verlies unter der Arena verschleppt worden war. Sie begriff nicht, was geschehen war. Noch weniger verstand sie, warum Pila in Claudius’ Bett aufgefunden worden war. Niemals hatte Pila sich einem Mann hingegeben. Ihre Keuschheit und Jungfräulichkeit waren ihr heilig. Drusilla hätte ihr Leben darauf

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