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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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ihr Gesicht abwenden, aber es war unmöglich. Das schimmernde Weiß bewegte sich auf sie zu, kam rasend schnell näher, sog sie ein und wurde zu ihrer Welt aus gleißender Helligkeit. Oben wurde zu unten, links und rechts verschwammen, während ihr Gleichgewichtssinn verzweifelt versuchte, die Orientierung wieder zu finden. Statt Orientierung zu finden wurde sie selbst gefunden – von der Erdanziehung. Als Judith auf einen Boden fiel, der durch die weiße Strahlung unsichtbar war, krabbelte sie auf alle Viere, um sich anschließend hektisch aufzurichten. Dann, etwas langsamer, drehte sie sich einmal um sich selbst. Alles um sie herum war weiß, ein reines, leuchtendes Weiß mit einer schimmernden Oberfläche an allen Seiten. Nur an einer Stelle war sie durchscheinend. Und durch diese Stelle konnte sie in eine Außenwelt gucken, die eben noch Judiths gesamte Realität beinhaltet hatte.
    In der Spiegelung ihres Schrankes konnte sie es sehen: Sie war winzig klein, gefangen in einem Etwas, das an ein kleines, perlenartiges Gefängnis erinnerte.
    Der Vampir wirkte groß und furchteinflößend, als er ihr Gefängnis in sein Halsband steckte. In die Mitte der fünf Öffnungen.
    Judith schrie ihren Protest in ihre neue Welt, als ein erneutes magisches Gleißen der Helligkeit aus der Kette hervorbrach und die Perle in der Kette fixierte, Judiths Existenz anpasste und ihr das Bewusstsein raubte.

    Sie träumte. Und selbst im Traum war es unendlich hell und unendlich beängstigend. Ihr Kopf schmerzte, als wenn er jeden Augenblick implodieren wollte und das Pochen der Schmerzen störte sie selbst im Schlaf.
    Jemand weinte. Ein leises, penetrantes Geräusch, welches sich unter das Pochen mischte und von Verwirrung und Angst zeugte. Langsam, um ihren schmerzenden Kopf nicht noch mehr zu reizen, hob Judith ihre Hände gen Gesicht und schirmte ihre Augen mit ihnen ab, bevor sie sie vorsichtig blinzelnd öffnete. DieHelligkeit blieb konstant. Nicht unangenehm, nur befremdlich, denn das Licht schien aus keiner bestimmten Quelle zu kommen, nur aus sich selbst. Aus den Wänden, die sie umschlossen und ihr nicht viel Spielraum boten.
    Die Feuchtigkeit, die ihre Hände berührte und sich auf ihren Wangen verteilte, machte ihr deutlich, wer geweint hatte: Ihre Tränen, ihr Weinen. Unmöglich. Sie weinte nie. Sie gab nie auf.
    Mit zitternden Gliedern stand sie auf und sah sich um. Dann trat sie einen Schritt vor und nickte sich selbst bestätigend zu. Tatsächlich! Der Boden war uneben. Sie hatte an der tiefsten Stelle gelegen und alles andere ringsherum wurde höher. Wie? … sie sah sich erneut um … das Innere eines perlenförmigen Anhängers.
    Der Raum war nahezu rund, die Wände, die Decke, der Boden. Alles rund – und sie mittendrin. Immerhin war die Temperatur angenehm warm. Selbst in ihrem unbekleideten Zustand. Prüfend klopfte sie gegen den Boden. Das Geräusch klang sehr stabil. Judith ließ sich auf alle Viere sinken und begann aus dem tiefsten Punkt zu klettern. Ein aussichtsloses Unterfangen. Der Untergrund war glatt, zu glatt, um an die Wände zu gelangen.
    Sie kam mehrere Meter weit und einen gefühlten Höhenunterschied von ebenfalls zwei Metern. Dann wurde die Steigung zu steil und sie konnte sich nicht mehr halten. Frustriert ließ sie sich wieder zurück gleiten. Woher sollte sie auch überhaupt wissen, wo die Wände anfingen und der Boden aufhörte? Es gab keine Unterschiede. Alles sah gleich aus, es gab keine Verbindungselemente, oder Hinweise darauf, dass ihr Gefängnis nicht aus einem einzigen Teil bestand.
    Magie!
Der Gedanke war wieder da und kristallisierte sich immer deutlicher aus den Tiefen ihres Verstandes heraus, ließ keinen Widerspruch und kein Kontra zu, sondern war die einzige Wahrheit, die es noch gab. Sie hatte es gewusst, seit Tagen gewusst. Sie wusste nicht mehr genau seit wann, aber irgendwann war dieses Wissen da gewesen, ohne irgendein Zutun oder einen Beweis. Jetzt konnte sie es beweisen und wünschte sich, sie könnte es nicht!
    Judith versuchte, eine einigermaßen bequeme Position in ihrem Gefängnis einzunehmen, doch es war unmöglich. Sitzen, Liegen, Stehen – allesamt ungemütlich und auch nahezu unmöglich wegen der Rundungen. Vor Frust und Ärger hätte sie am liebsten getobt, doch es gab niemanden, der sie hören oder sehen konnte. Nichts, an dem sie ihre hilflose Wut ausleben konnte. Oder die Panik, die in ihr aufstieg. Sie schloss die Augen und versuchte sich auf ihre Atmung zu

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