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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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denn sonst wäre ich nicht betrunken. Aber ich bin noch nicht zu betrunken, um den Computer anzumachen. Wäre ich das, würde Dunja nicht mehr auf meinem Schoß sitzen. Dunja ist sowieso meine einzige Freundin. Ist das nicht lachhaft? Ich bin mit meiner Katze befreundet!
    Warum ich sauer bin? Weil es heute verdammt gut lief in der Werkstatt. Ich habe sieben Wagen gewaschen. Der erste war ein dermaßen zugemüllter Golf, dass man den Boden vor lauter Bierdosen nicht gesehen hat. Allerdings wette ich, dass das nur Deko war, denn das Jüngelchen, das den Wagen später abholte, sah mit seinem Flaumbart gar nicht aus wie ein schwerer Alkoholiker. Außerdem hatte der Spoiler. Also der Wagen, nicht der Knabe. Und Autos, die Spoiler haben, werden von Männern gefahren, die mehr sein wollen, als sie sind. Immerhin gab es ein fettes Trinkgeld. Zwanzig Tacken.
    Und dann war noch ein Cabrio dran. Knallrot. Schwarzes Stoffverdeck. So ein Stoffverdeck zu reinigen ist gar nicht so einfach. Entweder bleicht es nämlich die Farbe raus, oder es gibt Flecken, oder man sieht nichts. Ich habe es aber geschafft, dass das Teil – und eigentlich das ganze Auto – wie neu aussah! Auch wenn ich mir den Fingernagel abgebrochen habe, als ich die Lüftungsschlitze poliert habe. Ganz egal, denn ich kann putzen. Verdammt gut sogar! Für diese Reinigung gab es ganze 30 Öcken Trinkgeld von der Fahrerin (die übrigens Deine Schwester sein könnte, die tat auch so mildtätig, als ob sie mir ein Almosen hinwürfe).
    Egal: Mit all den anderen Almosen des Tages komme ich heute auf einen Zusatzverdienst von 82,65 Euro.
    So. Und nun soll ich in ein friesisches Nest ziehen, wo mich keiner versteht und wo in der Woche höchstens zwei Bücher verkauft werden? Warum, Josefa? Ich fange gerade an, mich in meinem Leben wieder einzurichten.
    Ich lebe allein.
    Ich habe eine Katze.
    Ich kann saufen, so viel ich will.
    Mein Nachbar übernimmt für mich die Kehrwoche.
    Also sag mir ein einziges Argument, warum ich auf Dein Angebot reinfallen sollte – und zwar bitte eins, das nichts mit Deiner elenden Selbstsucht zu tun hat. Ja. Selbstsucht. Das ist es, was Dich antreibt: Du fährst mal eben in den Urlaub, schnappst Dir zwei anscheinend ach so naive Frauen und schmierst denen Honig ums Maul, wie toll sie doch sind und so weiter und so igitt. Und dann verschwindest Du in der Versenkung und willst uns einen antiquierten Laden andrehen? Damit wir für Dich das Teil komplett an die Wand fahren und Dein Ruf nicht beschädigt wird?
    Ich sag Dir was, Josefa: So schön kann kein Nils Schreinermeister sein, dass ich den Haken nicht sehe. Das heißt, ich sehe ihn eben nicht.
    Also sag es mir. Was soll das?
    Deine Sue – die jetzt den Rest Bardolino kippt.
    P.S.: Meine Katze ist eben verschwunden.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Dienstag, 11. Dezember, 08.30 Uhr
    Betreff: …
    Also, Sue,
    da hast Du tatsächlich Deinen Wutbrief nur an mich geschickt? Durfte Gerda ihn nicht lesen? Ich frage mich, was Dich gebissen hat. Wahrscheinlich der Alkohol und furchtbares albernes Selbstmitleid. Wäre ich in der Nähe gewesen, ich wäre gekommen und hätte Dir so richtig Bescheid gegeben. Selbstsucht? Selbstsucht unterstellst Du mir. Ich dachte, wir hätten uns inzwischen ein wenig besser kennengelernt. Himmelarschundsonstiges, Selbstsucht. Ja, darauf muss Frau erst mal kommen.
    Du willst einen Grund von mir genannt bekommen – weshalb die Schenkung für Dich interessant sei. Wenn Du das bis hierher nicht von allein kapiert hast …
    Du bist erwachsen. Gehe ich doch mal von aus. Also, putz Deine Autos – muss ja ein grandioser Job für die Ewigkeit sein. Am besten bewirb Dich doch bei der Müllabfuhr. Da kriegste sogar die orangefarbene Kleidung gestellt. Da hast Du durchtrainierte Jungs um Dich, und jeden Tag darfst Du einen neuen beglotzen und Deine Phantasien pflegen. Bist Du notgeil oder innerlich zehn Jahre alt geblieben – mit zehn träumt man von dem einen oder anderen.
    Da mache ich eine Schenkung mit nur winzigen Auflagen – und werde regelrecht beschimpft. Gut, Sue, putz Du bis ins achtzigste Jahr Autos. Meinetwegen. Ich werde Gerda mailen, dann soll sie die Buchhandlung allein übernehmen. Sie wird das stemmen. Dann gibt’s eben kein Buchcafé, das kann Gerda vielleicht mit jemand anderem später dazunehmen. Die Idee bleibt. Die läuft nicht weg.
    Gerda hat auch den Vertrag unterschrieben, den ich ihr durch Dr.

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