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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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Magerkorn habe zuschicken lassen. Von Dir gibt es eben noch keine Unterschrift. Ist ja klar. Dann wird der Zusatz Sue Mayer eben gestrichen. Dann ist der Vertrag rechtsgültig.
    Ich habe keine Zeit, mich über so unausgereifte Meinungen zu ärgern. Mach, was Du willst. Blinzel eben kurzsichtig auf ein paar Trinkgelder. Und Dein Männergedöns finde ich inzwischen naja. Jede, wie sie mag.
    Ich habe so wenig Zeit.
    Deshalb – alles Gute, liebe Sue,
    Deine Josefa
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Dienstag, 11. Dezember, 18:04 Uhr
    Betreff: Ogottogottogott
    Liebste, beste Josefa,
    und Gerda, auch wenn Du Dich wunderst, was das alles werden soll …
    Wie peinlich. Ich wollte diese Mail niemals abschicken. Ogottogott. Ich kann mich nicht mal damit rausreden, dass Dunja auf die Entertaste gesprungen ist. Ich war das selbst. Und die einzige Ausrede, die ich habe, ist jämmerlich: Ich war sturzbesoffen. Und zwar so voll, dass ich neben meinem Bett geschlafen habe, weil ich es nicht mehr hineingeschafft habe. Vielleicht waren die wummernden Kopfschmerzen, die Übelkeit und die fiesen Kreuzschmerzen die gerechte Rache. Ja, das waren sie sicher.
    Gib mir bitte eine Chance, zu erklären: Ich bin ein kleiner, mieser Wicht. Ich bin es, die selbstsüchtig ist (aber mannstoll bin ich nicht, nur ein bisschen, vielleicht, an manchen Zyklustagen). Und irgendwie habe ich mich selbst beschimpft. Das ist mies. Das ist mickrig. Das ist ekelhaft. Und das hast Du nicht verdient.
    Ich würde Dir so gerne einen Blumenstrauß schicken. Aber ich habe ja keine Ahnung, wohin. Das wäre das Mindeste, wofür ich mein Trinkgeld investieren könnte.
    Ogottogott. Ich schäme mich so.
    Ich war heute bei der Post. Ein Paket habe ich abgeholt, nein: eigentlich eine Kiste. Warum wohl lasse ich mir das wunderschöne Kaffeegeschirr schicken, wenn der Postbote doch zu faul ist, es in meine Wohnung oder wenigstens zur Tür zu schleppen? Es wird wunderschön aussehen: kleine grüne Kolibris, die an knallroten Orchideen saugen. Dazu frischer Himbeerkuchen mit Minzblättern – perfekt.
    Falls ich das noch darf.
    Ich habe auch zwei Briefe abgeschickt.
    Nummer eins meine Kündigung. Ich habe noch Resturlaub und Überstunden, muss also nie wieder fremder Leute Krümel aus der Klimaanlage klauben.
    Nummer zwei meine Unterschrift auf dem Vertrag.
    Falls ich das noch darf. Falls nicht – sag Deinem Anwalt, er soll das Papier schreddern.
    Nummer drei – die Kündigung für den Mietvertrag – hatte ich noch nicht fertig. Vielleicht ein Glück, immerhin etwas, das ich vielleicht richtig gemacht habe.
    Bitte glaube mir, Josefa (und auch Du, Gerda) – ich bin sonst nicht so. Und ich schwöre bei den Venusbrüstchen, die sich langsam rosa färben, alle drei Früchte, dass ich nie wieder was trinke und danach eine Mail schreibe. Deswegen mache ich den PC jetzt aus, kippe mir die letzte Flasche Glühwein hinter die Binde und verkrieche mich im Bett. Nicht, dass ich wieder auf dem Boden schlafe.
    Deine/Eure Heulsuse, die Eure Freundschaft wahrscheinlich gar nicht verdient hat.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Gesendet: Mittwoch, 12. Dezember, 12:10 Uhr
    Betreff: Ausblicke
    Sue,
    was ist los? Du heulst, warst betrunken, hast Du etwa unserer Josefa was Fieses gemailt? Lies doch mal, was sie am Ende schreibt. ›Keine Zeit‹. Ich glaube eher nicht, dass sie damit meint, sie habe zum Schreiben, weil sie anderes vorhat, keine Zeit. Für mich klingt das … Oder was meinst Du?
    Jedenfalls kann ich Dir verkünden: Ich sitze im ersten Stock, habe einen wackeligen Tisch zum Schreibtisch umfunktioniert, kann dabei aus dem Fenster gucken – auf den Marktplatz von Oberbüttelbakenfehn. Um diese Uhrzeit ist natürlich keine Socke mehr unterwegs. Der Brunnen hat Weihnachtsgirlanden und rundum stehen echte Tannen und sind geschmückt. Das alles haben die Dorfbewohner gemacht. So etwas gibt’s doch eigentlich gar nicht mehr. Ich finde das schön, so eine Gemeinschaft.
    Also Schätzken, pack das Geschirr wieder ein und schicke es hierher. Das ist der Grundstock für dein Caféchen. Was bin ich beruhigt, dass Du alles gekündigt hast. Jetzt musst Du nach Oberbüttelbakenfehn kommen. Und lad Dir diese Datei runter: ›Di sall de Kuckuck halen/Dich soll der Kuckuck holen.‹ Die ist wunderbar geeignet, um friesisches Platt zu lernen. Fang auch schon mal damit an, auszusuchen, was hierher soll von Deinen Sachen.

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