nur zwei als Zuhörer da sind. Egal. Dazu schreiben wir vorher PR-Texte, schicken sie an die Redaktionen …
Und – damit es keine Sprachverständigungskatastrophen gibt – einmal im Monat eine Art ›Übersetzungsabend‹. Das kann lustig werden. Die Oberbüttelbakenfehner sprechen Plattdeutsch, Du Schwäbisch und irgendwer übersetzt. Das schafft Nähe, liebe Sue! Deshalb mach Dir bloß keinen Kopf. Bemüh Dich generell auch um Hochdeutsch.
Linsen kannst Du natürlich dort im Coop kaufen. Igitt, Linsen. Wer mag denn so etwas?
Der Herr Pastor gefällt Dir nicht? Der Friedebald? Muss auch nicht. Wahrscheinlich hat er was mit seiner Haushälterin. Das reicht denen meist.
Und mach nicht noch mal unsere Josefa verrückt und schreibe, dass das alles nix für Dich sei. Quakelatütt. Und wie das alles was für Dich ist! An den Wochenenden düsen wir zur Nordsee – ist das denn nicht wunderbar?
Im Übrigen. Ich weiß ja nicht, wo Du überall Deine Augen in Oberbüttelbakenfehn gehabt hast. Ich jedenfalls entdeckte einen knackigen Zimmermann. Nils heißt er, ist von seiner Reise zurück und will sich im Dorf niederlassen.
Ich meine ja nur.
Los, Sue, an die Arbeit, drängelt Gerda.
P.S.: Schließlich bin ich nun zur Lebensberaterin mutiert.
Von:
[email protected] An:
[email protected] Gesendet: Montag, 03. Dezember, 07:38 Uhr
Betreff: Meine Venusbrüstchen
Liebe, beste Gerda,
meine Brüstchen sind so einsam, wie sie nur sein können. Erstens steckt jede ganz allein in einem wattierten Körbchen. Zweitens war der letzte Mann, der sie berührt hat, mein Gynäkologe. Und drittens, ist Nils zufällig der ziemlich große Kerl, der vergangenes Jahr Schützenkönig war? Da hab ich nämlich ein Foto im Dorfkrug gesehen, an der Promiwand, direkt neben der Tageskarte. Der wäre ja knackig. Der letztjährige König eher nicht mit seinem kugelrunden Bierbauch. So einsam ist mein Busen dann doch nicht!
Falls Dich das Wohlbefinden der pflanzlichen Venusbrüstchen interessiert: Sie leben noch. Mittlerweile trägt das Pflänzchen sogar drei kleine Früchte. Grün, aber ja: aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet durchaus ein Busen. Wir sollten die wirklich auf die Speisekarte setzen.
Apropos: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich Frank in den hohen Norden mitnehme, und sei es auch nur, damit er den Pinsel für uns schwingt? Der hat seinen Pinsel schon so oft fremd eingetaucht, ich will den nicht. Dann lieber einen Schützenkönig, der uns eine Eckbank zimmert. Oder was man so braucht.
Auf den Unternehmensberater können wir getrost verzichten – wir haben Gerda! Ja, ich stöbere im Internet. Meinst Du, 36 Gedecke genügen erst einmal? Da verkloppt nämlich jemand den Hausrat seiner Oma. Schnörkelige Blümchenteller, dazu passende Tassen. Kein Goldrand – aber Meißen. Irgendwie will das niemand, das Höchstgebot liegt bei einem satten Euro, abgegeben von mir. Das passende Besteck hat er auch in petto. Gläser leider nicht, braucht er auch nicht, ich hab im Keller sieben oder acht Kartons. Hab ich mal gewonnen, sind zwar nicht alle aus derselben Serie, aber was soll’s. Aller Anfang sind Gemischtwaren.
Zwei Probleme habe ich: Erstens komme ich aus dem Mietvertrag für die Wohnung frühestens im Mai raus. Zweitens: Bin ich bekloppt und mach ein Praktikum? Gerda! Ich hab lange genug gekellnert – und backen kann ich auch. Das muss reichen. Außerdem habe ich keine mir bekannte Geschlechtskrankheit, keine Pusteln oder sonstiges. Obwohl, dieser Ausschlag zwischen den Fingern, mit den Blasen, aus denen es ständig suppt. Lach. War ein Scherz.
Ach ja, und drittens: Ich wienere weiterhin Autos. Denn falls Nils oder ein anderes Nordlicht sich für meine Brüste interessiert, muss ich denen noch eine schicke Verpackung besorgen. Rote Seide. Oder was rät die Lebensberaterin? Lieber ein hölzernes Korsett für den Zimmermann?,
fragt Sue, die übrigens sehr gerne an den Wochenenden an die See fahren würde.
P.S.: Immer nur Bodensee ist auf Dauer doch ziemlich eintönig!
Von:
[email protected] An:
[email protected] Gesendet: Montag, 03. Dezember, 23:54 Uhr
Betreff: Ohne Worte, aber echt!
So, Frau Josefa,
jetzt mal Butter bei die Fische: Was ist wirklich los? Du kannst mir nicht erzählen, dass Du die liebe Wohltäterin bist, als die Du Dich aufspielst. Also rück raus mit der Sprache.
Ja, Du hast recht. Ich bin sauer. Und ich bin betrunken. Und das ist auch gut so. Es ist gut, dass ich sauer bin,