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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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bitte so hinnehmen.
    Natürlich werden Sie erstaunt sein – Holland. Sie wähnten Ihre Freundin irgendwo im Süden. Ja, dort war sie auch – aber vor einigen Wochen brachte sie ein Krankentransport nach Leiden. Diese Stadt hat sie sehr gemocht, und damit war sie ihrer Heimat auf gewisse Weise auch nah. Die Abschiedsfeier soll am 31. Dezember unter der Rotbuche auf dem Friedhof Groenesteeg in Leiden stattfinden. Da es nicht so viele Menschen gibt, die Frau Hansen nahestanden, bitte ich Sie, dabei zu sein. Später – soweit das Wetter mitspielt – sollen Sie sich ein Hausboot mieten und auf dem Weg über die idyllischen Wasserarme ihre Asche verstreuen. Dafür hat Ihre Freundin bei mir einen Betrag hinterlegt. Denn nichts wäre ihr unangenehmer, als dass Sie beide durch sie in finanzielle Engpässe kämen. In Ihnen beiden hatte sie wunderbare Freundinnen gefunden – auch wenn Sie sich nur eine Woche lang gesehen und sie nur kurz erlebt haben. Diese Woche hatte ihr so viele neue Impulse gegeben, dass sie wirklich alles hinter sich ließ. Auch das soll ich Ihnen sagen.
    Ich werde an der Abschiedsfeier in Leiden teilnehmen.
    Bis dahin nehmen Sie meine herzlichsten Grüße entgegen.
    Ihr Johannes Magerkorn

17.
    Irgendwann im Februar
    Liebe Josefa,
    zum allerersten Mal schreibe ich Dir einen Brief
    und auch zum letzten Mal.
    Dabei höre ich Deine Stimme, die so stark war, noch zwei Tage vor Deinem Tod. Ich war mitten im Packen, zwischen Kisten und Kartons, und dauernd schellte es an der Tür, weil jemand meine Möbel besichtigen und vielleicht kaufen wollte (na, die meisten wurden auch verkauft, Höchstgebote gab es für meinen Sekretär, aber der steht nun in Deiner alten Wohnung, also unserer neuen – und genau an dem sitze ich jetzt, während Gerda wie ein Gemälde auf ihrer Ottomane ruht … allerdings schnarcht sie wie ein asthmatisches Kätzchen, das hätte keinem Maler gefallen!).
    Ich hatte gerade eben einen türkischen Familienvater um 200 Euro erleichtert – ein Schnäppchen für eine komplette Küche und eine Waschmaschine, als das Telefon bimmelte. Einmal, zweimal. Ziemlich dumpf. Und definitiv nicht auf der Ladestation! Dreimal. Richtung Bad. Viermal. In der Wanne. Fünfmal. Unter meiner Schmutzwäsche, auf der Dunja lag, ziemlich beleidigt übrigens, weil die ganze Wohnung ein Chaos war. Sechsmal. Es bimmelte unter der Katze. Siebenmal.
    »Ja?« Dunja fauchte mich an und sprang aus der Wanne.
    »Bin ich richtig bei Mayer?«
    »Ja, aber die Küche habe ich eben verkauft, die wird morgen abgeholt.«
    »Ich brauche keine Küche!« Die Stimme kam mir bekannt vor. »Bist du das, Josefa?«
    »Höchstpersönlich, meine Liebe!«
    Ich wäre vor Schreck beinahe hintenüber in die Wanne gekippt.
    »Oh …«
    »Sue, keine Sorge, ich rufe nicht an, um mit dir zu schimpfen …«
    »… sondern?« Ich sprang auf und kontrollierte im Spiegel meine Haare. Ziemlich wirr, und die Wimperntusche war auch verschmiert. Als ob Du das hättest sehen können, Josefa!
    »Ach ist ja auch egal, Josefa, ich freu mich so, dich zu hören, komm, ich nehme dich mit ins Wohnzimmer, da trinken wir einen Tee, der ist eben fertig.«
    Herrje, warum muss ich plappern wie ein Frosch, wenn ich nervös bin?
    »Tee wäre fein«, hast Du gekichert. Und dann haben wir es uns auf dem Sofa, das ich für achtzig Euro an einen älteren Herrn verscheuert hatte, bequem gemacht. Mit Apfeltee, einer Duftkerze und Lebkuchen. Glaubst Du daran, Josefa, dass ein paar Worte ein Leben verändern können? Ich weiß, dass es so ist. Es waren Deine Worte.
    »Magst du Zucker in deinen Tee?«, wollte ich wissen.
    »Zwei Löffelchen, bitte.«
    »Erledigt. Und hier ein Lebkuchen für dich. Mit Schokolade. Hab ich selbst gebacken.«
    »Oh wie lecker!«
    Eine Weile aßen und tranken wir schweigend. Ich stellte das Telefon auf Lautsprecher, weil Dunja auf meinen Schoß sprang. Dabei schielte ich auf das Display.
    »Mach dir keine Mühe, Sue«, hast Du gelacht. »Meine Nummer wird nicht angezeigt.«
    Ich musste grinsen. »Ertappt.«
    »Sue, ich rufe wegen deiner Mail an. Wegen meiner.«
    Ich bekam einen Schreck. Ich schäme mich ja bis heute für meinen Ausfall und ja, seitdem habe ich keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt. Fast. Gemeinsam mit Gerda ein Gläschen, aber wirklich nur eines, von dem Champagner, der im Keller lagerte. Den haben wir mitgemietet, meinte sie, also müssen wir ihn auch trinken. Taten wir, auf Dein Wohl. An Weihnachten. Hast Du schon mal

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