Venuskuss
Um auf das letzte Quartal zurückzukommen“, fing sie wieder an. „Der Premium-Bond hat eine unerwartete Hausse erfahren und ...“
„ Ich mag deine neue Frisur“, stellte er fest, „und das neue Parfum.“ Er berührte sie nicht, sondern sah sie nur unverwandt an und Véro hielt die Mappe wie einen Schild vor sich.
„ Es wäre ein Verbrechen gewesen, dein Haar zu schneiden. Aber das habe ich dir letztes Mal schon gesagt.“
Sie hatte nicht wirklich die Absicht gehabt, sich ihre langen blonden Haare abschneiden zu lassen, sondern ihn damit nur ärgern wollen. Erstaunlich, dass er sich nach all den Wochen noch daran erinnerte. Sein Blick verursachte ihr Unbehagen und sie sprang auf, um zum Fenster an der gegenüberliegenden Wand zu eilen. Ein paar Minuten starrte sie durch das Glas ins Nichts, dann wirbelte sie herum und fand sich Gerrit gegenüber, der ihr lautlos gefolgt war. Entnervt warf sie die Mappe auf den Teppich. „Bringen wir es hinter uns“, sagte sie hart und packte ihn am Hemd, ehe sie ihn mit wilder Verzweiflung küsste.
Gerrit zog sie an sich und ließ die Attacke ohne Gegenwehr über sich ergehen. Als Véro Luft holen musste, nutzte er die Gelegenheit und begann die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr mit seinen Lippen zu liebkosen. Sie schloss die Augen. Wenn es nur nicht so gut wäre, wenn ... wenn ... wenn ...
„ Kerzen“, murmelte sie, weil ihr die Textstelle vom Laptop nicht aus dem Kopf ging, „was tun sie mit den Kerzen?“
Er hörte nicht auf, sanft an ihrem Kiefer zu knabbern. „Nichts, was brave Mädchen tun würden.“
„ Sag’s mir“, forderte sie, obwohl sie sich jetzt schon an seinen Schultern festhalten musste, weil sich ihre Knie in Schaumgummi verwandelten.
„ Ich rede nicht über Sex. Ich mache Sex.“
„ Ach, Gerrit, verdammt ...“
Er hob den Kopf, ließ sie aber nicht los. „Es ist ein Spiel, eines von vielen.“
„ Und?“
„ Es verlangt alles, was du nicht hast: Gehorsam und Unterwerfung. Keine Diskussionen, keine Fragen.“
„ Aber worum geht es überhaupt?“
„ Du wirst die Antworten nur bekommen, wenn du aufhörst, Fragen zu stellen“, antwortete er kryptisch. „Sonst ...“
„ Sonst?“, wiederholte sie neugierig.
„ Sonst ist es besser, du gehst.“
Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. Doch da er seine Hände weggenommen hatte, machte sie ein paar unsichere Schritte zu ihrem Koffer. „Ich lasse dir die Unterlagen da und gehe?“, frage sie ungläubig.
Er lehnte mit verschränkten Armen am Fenster und nickte.
Halleluja – auf welchem Trip er sich auch gerade befand, sie würde nicht diejenige sein, die ihn da rausholte. Schnell legte sie die Blätter neben den Laptop und drückte den Koffer nachdrücklich zu. Und jetzt nichts wie weg.
Sie war noch nicht einmal in der Mitte des Zimmers, als ihre Schritte langsamer wurden, als wate sie plötzlich durch kniehohes Wasser.
Lass uns die Kerzen nehmen, Eloise, du weißt doch, wie es war, damals, du erinnerst dich an die Nacht in der Krypta, nur du und ich und der Schmerz, in dem wir beide brannten, ehe wir vor Lust verglühten.
Véro schüttelte den Kopf, um die Zeilen aus ihren Gedanken zu vertreiben.
Es ist ein Spiel. Eines von vielen.
Sie blieb stehen. Der Koffer plumpste zu Boden. Langsam wollte sie sich zu ihm umdrehen, aber seine Stimme ließ sie innehalten.
„ Zieh dich aus.“
Drei Worte. Ohne besondere Betonung.
Gehorsam. Unterwerfung. Keine Fragen.
Sie knöpfte die Jacke auf und streifte sie ab. Das hässliche Geräusch des Reißverschlusses zerriss die Stille, ehe sie ihren Rock über die Hüften nach unten schob.
Gerrit stand noch immer schräg hinter ihr und beobachtete sie, deshalb zog sie das Top mit einer lasziven Bewegung über den Kopf und schüttelte ihr Haar zurecht. Jetzt trug sie nur mehr einen transparenten weißen Spitzen-BH, einen weißen String-Tanga und halterlose hautfarbene Strümpfe. Ihre Füße steckten in weißen High Heels. Provozierend drehte sie sich zu ihm um, legte den Kopf schief und stützte die Hände in die Hüften.
„ Alles.“ Er bewegte sich nicht und hob auch nicht die Stimme.
Véro schob die Träger des BHs über die Schultern, schleuderte die Schuhe in eine Ecke und rollte schließlich die Strümpfe nach unten. Den String ließ sie eine Minute um ihren Finger kreisen, ehe sie ihn zu Gerrit warf. Er fing ihn nicht auf und das Stückchen Stoff segelte neben seinen Turnschuhen aufs Parkett.
„ Knie dich
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