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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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eher verwundert. Ein verwundertes Kind.
    Er sieht aus wie fünfundzwanzig, dachte Vera. Keiner wird glauben, dass wir gleichaltrig sind. Noch ein paar Jahre, und sie werden mich für seine Mutter halten.
    Sie stürzte sich in die ersten Takte des nächsten Liedes. Etwas veränderte sich in der Atmosphäre, während sie sang.
    Vera drehte den Kopf leicht zur Seite und bekam vier Herren in ihren Blickwinkel deren Haltung erkennen ließ, dass sie sich auskannten hier. Die beiden jüngeren gingen an die Bar, die älteren setzten sich an einen Tisch, der gleich hinter Jef stand und an den sich selten jemand setzte.
    Vera sah Jef ganz starr werden. Offensichtlich kannte er die Herren. Sonst hätte er kaum diese Berührungsangst gehabt. Seltsam genug, dass sich dieses Quartett getrennt platzierte, als wollte es eine Beute in die Enge treiben.
    Da war etwas, was Jef ihr nicht anvertraut hatte.
    Dessen war sie sich sicher.
    Vera sang die letzte Zeile des Liedes und verbeugte sich in den Beifall hinein und war dann nur noch bemüht, aufrecht an die Bar zu kommen auf ihren Armani-Biestern. Einer der Herrn stand auf und rückte ihr den Hocker zurecht, als hätte sie allein nicht drauf gefunden. Er schien zu glauben, dass sie noch anderes im Angebot hatte als nur Gesang.
    Jef näherte sich der Bar. Sonst spielte er noch, wenn Vera aufgehört hatte zu singen. Doch nun stand er vor ihr, küsste ihre Hand und zog sie von dem Hocker, auf dem sie gerade Platz genommen hatte.
    »Ein kleines Arbeitsgespräch«, sagte er den beiden Herrn.
    Er zog sie zur Garderobe, und Vera bemerkte den Blick des Besitzers der Bar, der kaum freundlich zu nennen war.
    »Fahr nach Hause«, sagte Jef, »zu dir. Ich komme nach.«
    Er nickte der Garderobenfrau zu, die verstand und nach dem Telefon griff, um ein Taxi zu bestellen.
    Vera hatte es gar nicht gern, wenn über sie bestimmt wurde, doch etwas ließ sie zögern, dagegen anzugehen.
    Sie stand in der Tür, als Jef schon wieder am Flügel saß und zu spielen begann. Das Taxi kam. Vera verließ die Bongo-Bar und hörte noch, wie Jef zu God Bless the Child ansetzte.
    Kaum Sterne zu sehen am nächtlichen Himmel, obwohl die Wolken weitergezogen waren. Er sah die Venus und einen zweiten Stern, den Mars. Den dritten Lichterfleck erkannte er nicht und erst als der zu blinken anfing, stellte Philip Perak fest, dass es die Positionslichter eines Flugzeugs waren, das zum Landen angesetzt hatte. So spät in der Nacht.
    Er befand sich in seinem Wintergarten. Die Verglasung, die ihn vom Abgrund trennte, ließ es ihn ertragen. Seinen Balkon vorne ignorierte er. Zu groß war seine Höhenangst.
    Er saß auf der weißlackierten Holzbank, auf der die großen Brokatkissen ein grässlicher Stilbruch waren, er hatte nicht gewusst, wohin mit ihnen. Doch er neigte allmählich dazu, sie in einen Container für Altkleider zu werfen.
    Immer mehr Freiheiten, die er sich nahm.
    Perak saß in Finsternis. Auch das Licht in der Wohnung hatte er gelöscht. Als säße er auf einem Hochsitz und lauerte auf das Wild. Im Wintergarten nebenan leuchtete ein Windlicht.
    Er hatte Vera ganz zufällig entdeckt.
    Den Blazer hatte er hereinholen wollen, der zum Auslüften hing, auch wenn die eine geöffnete Klappe in der Verglasung ihn nicht gerade durchwehte. Da sah er drüben ein Zündholz aufflammen und dann das hellere Leuchten des Windlichtes. Er erkannte Vera, die ein Glas in der Hand hielt und sich zu ihm drehte und ihn hätte sehen können, denn im Zimmer hinter ihm war noch eine Lampe an. Sie wandte sich ab.
    Was hatte er denn geglaubt? Dass sie ihm zuwinkte?
    Das Licht löschen. Sich auf die Bank setzen. Beobachten.
    In Veras Wintergarten tat sich nichts. Doch sie war noch da. Er sah ihre Silhouette. Sah sie das Glas heben.
    Perak hätte gern einen Cognac getrunken, wäre dies nicht mit Bewegung verbunden gewesen.
    Sie sollte sich sicher fühlen. Unbeobachtet.
    Venus und Mars. Kein anderer Stern am Himmel. Stunden vergingen. Beinah hätte er gar nicht gemerkt, dass Vera aufstand. Diese besondere Nacht schien vorbei zu sein.
    Im Windlicht war nur noch ein Flämmchen.
    Zwei Silhouetten. Er sah es sofort. Dann die Kerzen eines Kandelabers. Nur wenige von ihnen wurden angezündet.
    Doch ihr Schein genügte, um ihn erkennen zu lassen, wer da den Arm um Vera legte. Sie an sich zog.
    Die Einsamkeit fing an, ein großer Schmerz zu werden.
    Eine von beiden, dachte Perak. Vera. Die Saphirblaue. Eine von beiden musste her. Sonst zerplatzte

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