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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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gesessen, so nah war er ihr gewesen, und doch hatte er nur einen kleinen Teil der Wahrheit erzählt. Sie ahnte es.
    Nick kam mit einem Teelicht und einem leeren Gurkenglas, zündete das Teelicht an und stellte es in das Glas.
    »Deine Neigung zum Understatement hat natürlich schon damit zu tun«, sagte Vera.
    »Wen hat sie kennen gelernt?«
    »Ich bin ihm nie begegnet. Er heißt Harlan.«
    »Veit Harlan. Kolberg. Jud Süß. Alles üble Propagandafilme. Hat auf Capri sterben dürfen, dieser Harlan. War sicher eine lieblichere Umgebung als die, in der viele seiner Statisten starben. Die landeten nämlich im Konzentrationslager.«
    »Der ist es ja wohl kaum«, sagte Vera und war grimmig, dass Leo Recht gehabt hatte. Nick und sie glichen sich doch sehr in ihren Reaktionen. »Es ist sein Vorname.«
    »Du scheinst viel von ihm zu wissen.«
    »Nein. Ich täte es nur gern.«
    Nick stand auf und stieß an den kleinen Klapptisch, dass die Gläser klirrten. Wirklich kaum Bewegungsfreiheit auf seinem Balkon. Er ging in die Küche, in der nur Kerzen brannten, und öffnete den Kühlschrank. Es wurde deutlich heller.
    »Ein gut gekühlter Sauvignon?«, fragte er. »Dem Wetter entsprechend. Können wir noch vertragen.«
    »Schenk ein«, sagte Vera, »und hör mir zu. Ich möchte nicht, dass du denkst, ich würde dich seit Wochen hintergehen.«
    »Du bist es doch nicht, die mich betrügt.«
    »Habt ihr eigentlich noch genügend Beziehung, um von Betrug zu sprechen?«
    Nick hörte auf, den Korkenzieher zu drehen, und sah sie an. »Vielleicht bin ich zu naiv«, sagte er, »glaube, ich habe eine Verlobte, dabei ist es nur eine lose Bekanntschaft.«
    »Vielleicht lässt du alles zu lange liegen.«
    »Ich hätte Leo längst zum Altar schleppen sollen?«
    »Warum nicht?«
    »Gefesselt und geknebelt? Dann nehme ich den Knebel heraus, und Leo sagt nein.«
    »Leo hat eine große Sehnsucht nach Bestätigung.«
    »Und die findet sie nun?«, fragte Nick. Er riss den Korken aus der Flasche, dass er bröckelte.
    »Versuch mal, nicht beleidigt zu sein. Ich mach mir Sorgen um Leo. Sie ist ganz hingerissen von diesem Harlan, weil er ihr Denken erweitert. Sagt sie. Doch sie wirkt völlig neben sich.«
    »Er ist ein Sektenheini.«
    Vera schüttelte den Kopf. Sie leckte ihr Messer ab und holte damit die Korkenkrümel aus dem Wein. »Du und ich hielten sie klein. Verachteten sie. Sähen sie als Klatschelse.«
    »Ist doch verrückt.«
    »Nein«, sagte Vera, »da ist was dran.«
    »Sie sieht mich als Versager. Das ist das eigentliche Problem.«
    »Dann habt ihr ja beide die gleiche Identitätskrise.«
    »Ich bin ein Versager.«
    »So viel haben wir doch gar nicht getrunken«, sagte Vera.
    »Ich verliere Leo. Kriege keine Jobs. Mit der großen Geschichte von den toten Frauen ist auch Sense, geschweige denn, dass wir den Täter haben. Und du liebst einen Klavierspieler.«
    »Die Mond«, sagte Vera und guckte in den nächtlichen Himmel, der ganz mondlos war.
    »Vielleicht haben wir demnächst eine Mondfinsternis, und der Mörder will uns sagen, dass er zu diesem Zeitpunkt etwas wirklich Großes vorhat. Massaker liegen im Trend.«
    »La luna«, sagte Vera, »im Italienischen ist der Mond weiblich.«
    »In allen romanischen Sprachen ist er weiblich.«
    »Ein wahnsinniger Philologe«, schlug Vera vor. Sie schaute auf die Ecke Toast, die noch auf ihrem Teller lag. »Dieser Harlan liest ihr Gedichte vor.«
    »Über allen Gipfeln ist Ruh«, sagte Nick.
    »Ich nehme an, dass er experimenteller denkt. Er schleppt Leo auf Happenings, auf denen Sirenen heulen.«
    »Hört sich überholt an«, sagte Nick, »woher weißt du das?«
    »Weil sie mich nachts um zwei aus dem Schlaf gerissen hat, um mir diese Geräusche am Telefon zu gönnen.«
    »Das klingt nicht gut«, sagte Nick.
    »Das sage ich doch.«
    »Was schlägst du vor? Dass ich das Schwert schwinge und den Rivalen angreife? Leo würde mir an den Hals gehen.«
    Vera schenkte sich noch Wein ein. Nick vergaß ganz seine Gastgeberpflichten, erregt wie er war.
    »Hörst du eigentlich noch was von deinem Kripo-Freund?«
    »Nichts von Tätowierungen auf Hälsen. Er ist an irgendeiner Kiez-Geschichte dran. Gestern Abend hat er hier vom Tisch aufspringen müssen, weil irgendein Drogenkurier übel zugerichtet worden ist. Kehle durch oder so ähnlich. Vor der Tür des Darius.«
    »Das Darius ist doch ein Jazzlokal.«
    »Ja«, sagte Nick, »gib bloß auf dich Acht.«
    Vera lag es auf der Zunge, von Jef zu erzählen. Das

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