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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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er.
    Hass stieg in ihm hoch. Auf diesen hübschen jungen Mann, der Vera in den Armen hielt. Obwohl er ihn an Vic erinnerte. Vielleicht war es das, was alles noch schlimmer machte.
    Anni Kock ging auf Zehenspitzen. Schon vorne in der Diele hatte sie geahnt, dass Vera nicht allein in ihrem Bett lag. Sonst wäre sie weniger behutsam gewesen.
    Einen langen Blick warf sie auf die Schlafenden, um dann die Tür zu schließen. Leise. Gut, dass Nick mit der Ölkanne herumgegangen war, nachdem er die Kurbel der Markise repariert hatte. Schon wieder Wochen her.
    Sahen sie nicht aus wie Kinder? Anni lächelte. Vera hatte ganz rote Wangen. Vor Hitze vielleicht. Eng, wie die beiden aneinander gedrückt lagen. So beschützenswert.
    Anni band die Schürze um und schob die Ärmel ihrer Bluse hoch, um die dickbauchigen Kelche abzuspülen, Gustav Lichtes gute Bordeauxgläser. Ein Wunder, dass Vera sie nicht einfach in die Spülmaschine gestellt hatte, tat doch sonst alles hinein. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Um Viertel vor elf beschloss Anni, noch eine halbe Stunde zu bügeln, bevor sie beginnen würde, laut mit dem Geschirr zu klappern. Zu viel Schlaf war auch nicht gesund.
    Sie ging in ihre Bügelkammer und griff ein Leinenkleid aus dem Korb, das wohl bald wieder gebraucht werden würde.
    Das Wetter sollte ja schön bleiben. Nach all dem Regen.
    Anni bügelte und besah sich dabei die Bilder von Vera und Leo, wie sie die Großen dieser Welt interviewten. Das mit Eros Ramazotti hatte sie besonders gern.
    Von Leo sah man nicht viel in diesen Tagen. Da konnte was nicht stimmen. Sie hatte da ein komisches Gefühl.
    »Hör bloß auf mit deinen Gefühlen«, sagte Anni laut. Vera hielt sich schon die Ohren zu, wenn sie damit anfing. Du hext uns noch was herbei, hatte sie gestern gesagt.
    Ein Kimono aus cremefarbener Seide. Ein kariertes Hemd.
    Anni legte das Hemd zusammen und hängte den Kimono auf einen Kleiderbügel. War allmählich Zeit aufzuwachen.
    Sie würde wohl mal krähen müssen.
    Anni trat in den Flur, entschlossen, genügend Krach zu machen. Doch vor der Schlafzimmertür überfiel sie auf einmal ein Schrecken, und sie stellte sich vor, es könnte etwas passiert sein da drinnen.
    Du hast zu viel Phantasie, Anni. Hatte das nicht schon Veras Vater gesagt, wenn sie in Worte fasste, was dem Verakind alles geschehen konnte? Aber was gab es nicht alles.
    Das Baby der Lindberghs war entführt worden. Unschuldige Menschen wurden in ihren Betten umgebracht.
    Sie drückte die Klinke und schob die Tür auf.
    Zwei Köpfe kamen hoch und vier Hände griffen nach der Bettdecke, um sie höher zu ziehen.
    »Annilein«, sagte Vera, »setz schon mal Kaffeewasser auf.«
    Anni war beinahe glücklich, als sie den italienischen Kessel auf den Herd stellte. Lieber daneben stehen bleiben, so laut wie der losheulte. Kaffeewasser aufsetzen.
    Wenn es doch immer so bliebe, dachte Anni.
    Sie fing an, den Frühstückstisch zu decken.
    Der Mai verging, ohne dass ein Mord geschah, der eine Tote mit einer Tätowierung am Hals zurückgelassen hätte.
    Messerstechereien. Eine alte Frau, die tot umfiel, als ihr die Tasche entrissen wurde. Ein ungeklärter Sturz auf ein Gleis am Dammtorbahnhof. Pit hatte vor allem mit einem Streit um Kompetenzen auf dem Kiez zu tun, in dem sich bislang nur die unteren Chargen Leid antaten.
    Nick sah ihn gelegentlich in seiner Küche. Sonst saß selten einer an dem großen Tisch aus Lindenholz. Nick aß und trank im Stehen. Leo hatte sich seit Ewigkeiten nicht blicken lassen. Vera war ein seltener Gast geworden.
    Habe noch eine Büchse Gänseleberpastete, die du mir hast liefern lassen, schrieb Nick auf eine kleine Karte. Bin auch in der Lage, eine Beerenauslese begleitend anzubieten.
    Vera kam an einem der ersten heißen Tage des Juni.
    Kein ideales Wetter für Gänseleber und Beerenauslese.
    Sie aßen und tranken sie trotzdem. Auf dem Küchenbalkon, der eigentlich zu klein war, um darauf zu sitzen.
    »Leonie von Velden sitzt vermutlich auf einer weitläufigen Terrasse und guckt auf den Leinpfadkanal«, sagte Nick.
    Vera sah ihn an. Sie hatte drei Gläser Schloss Vollrads geleert und war bereit, alles zu sagen.
    »Der äußere Rahmen war nie Leos Problem«, sagte sie und zweifelte, ob das stimmte. Leo hatte schon eine Schwäche für Glanz und Gloria. Sonst hielte sie ihren Job nicht aus.
    »Erzähl mir, was das Problem ist.«
    »Hast du ein Windlicht?«, fragte Vera. Vor ein paar Nächten erst hatte sie mit Jef im Wintergarten

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