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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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nachtblaue Brokat mit den Silberfäden, der zur Toga genäht worden war, machte aus ihm eher eine Gestalt aus einer Märchenvorstellung. Der große Muck vielleicht.
    Die nackte Haut, die durch den Brokat blitzte, wirkte nicht verführerisch, sondern blass und ältlich.
    Perak litt an dem Bild, das er im großen Spiegel sah, doch er war nicht fähig, sich dieses mühsam beschaffte Gewand vom Körper zu reißen und gegen einen Anzug zu tauschen.
    Nicht nur seiner optischen Erscheinung, die ihn deprimierte, auch der übrigen Inszenierung fehlte die Perfektion.
    Zu sehr hatte er sich mit dieser äußeren Hülle beschäftigt, als dass er Zeit gefunden hätte, Vorbereitungen zu treffen. Gut. Der Dom Perignon stand in den Kühlern bereit, doch die Entenleberterrine mit den schwarzen Trüffeln, die er für teures Geld gekauft hatte, schmeckte wie Leberwurst.
    Er hatte es eben festgestellt, als er zwei erste Portionen vorbereiten und bereitstellen wollte und ein Häppchen in den Mund steckte. Nichts anderes konnte er anbieten.
    Die Entenleber hatte er im letzten Moment angeschafft, die Türen des Traiteurs wurden schon geschlossen.
    Noch ein Toastbrot und zwei Kilo Trauben, dann hatte er wieder auf der Straße gestanden.
    Perak konnte sich kaum vorstellen, dass Gloria gerne Leberwurst aß. Es war so plebejisch.
    Er war gerade dabei zu verzweifeln, als es klingelte.
    Ein kurzer letzter Blick in den Spiegel. Zu spät.
    Der Aufzug kam schon die Stockwerke hoch.
    Er hätte sich höchstens einen Mantel überwerfen können.
    Doch da stand schon Gloria vor ihm.
    Er las es in ihren Augen, wie misslungen sie ihn fand.
    Champagner. Wenn sie nur schnell genug tranken, vergaß sie vielleicht seine Lächerlichkeit.
    Er schenkte hastig ein und hustete nach dem ersten Schluck und schielte nach der Zigarettendose aus schwerem Gold, die halb verdeckt von Schumanns Kinderszenen auf dem Bösendorfer lag. Wie kamen die dahin? Hatte er die Noten hervorgeholt? Aus dem verdammten Mooreichenschrank? Gloria musste ihn für einen Analphabeten halten.
    Ihre Augen blickten kühl. Kühl wie kalte Seen. Doch welche kalten Seen waren von einer solch göttlichen Bläue? Das gelang nur südlichen Meeren.
    Nur er trank gnadenlos. In der Hoffnung, locker zu werden. Den Abend zu retten. Wie viele Nächte in seinem Leben hatte er sich nach einer Frau gesehnt, die wie Gloria war.
    Irgendwann bat er sie, sich auszuziehen, um sich gleich darauf die Zunge abbeißen zu wollen ob der unverschämten Bitte, die er da ausgesprochen hatte.
    Doch Gloria lächelte. Zu seiner Verwunderung lächelte sie.
    Lud ihn ein, am Reißverschluss des saphirblauen Kleides zu ziehen. Flüchtig dachte er an die dralle Dame, deren Haut er in die Zähne eines solchen Teils gezogen hatte.
    Doch Gloria war schlank, die Hüften schmal.
    Er öffnete ihren an Spitzen reichen BH, ohne um Erlaubnis zu fragen. Fast erwartete er, dass sie sich umdrehte und ihm eine Ohrfeige gab. Doch sie blieb still stehen. Der BH fiel zu Boden und lag dort wie ein Objekt.
    Philip Perak blickte nur kurz darauf. Irgendwas irritierte ihn. Doch sofort widmete er sich wieder dem blauen Kleid. Wollte sich nicht ablenken lassen von den eigenwilligen Kreationen der Dessoushersteller. Hatte Angst, dass sich Gloria anders besinnen, ihn verlassen und nicht wiederkehren würde.
    Das Kleid glitt hinab. Er sah ihren kleinen festen Po in einem Slip, der von der gleichen reichen Spitze war wie der BH.
    Zog an dem Slip. Endlich nackt.
    Langsam drehte sie sich um. Sah ihn aus ihren saphirblauen Augen an. Hielt seinen Blick fest. Er traute sich erst nach langen Sekunden, ihren Körper zu betrachten.
    Perak schrie. Er schrie so laut, wie er es nie zuvor getan hatte. Dann ging sein Schrei in Schluchzen über.
    Ihr schönes Gesicht. Die herrlichen Augen. Die seidenen Locken, die ihr weich über die Schultern fielen.
    Die flache glatte Brust.
    Die dunkle Scham, aus der ein Penis kam.
    Philip Perak stolperte über den nachtblauen Brokat, als er in sein Schlafzimmer lief, um die Tür hinter sich abzuschließen.
    Stunden vergingen, ehe er sich hinaustraute.
    Alle Lichter waren an. Der Salon war leer.
    Nur die Zigarettendose aus schwerem Gold fehlte.
    Es war zwei Uhr nachts, als er von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Bis er dann endlich erschöpft einschlief.
    Vera glaubte, von Höllenhunden zu träumen, doch als sie wach wurde, wusste sie, dass es wieder Perak war.
    Sie hielt sich für einen toleranten Menschen. Hatte sich gescheut, ihn

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