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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Rekorder, doch sie sprang wieder zurück. Alles fing an kaputtzugehen.
    Er fuhr gerade an, als er Leo sah. Leo, die in ein großes Kontorhaus hineinging. Nick hielt jäh.
    Hinter ihm quietschten Bremsen. Quäkten Hupen. Leo war längst hinter der mächtigen Eichentür verschwunden. Hatte dieser Harlan dort sein Büro? Was war er? Nick konnte ihn sich schlecht als Schiffsmakler vorstellen, so wie Vera ihn beschrieben hatte. Kaufmann vielleicht. Importeur von luxuriösen Limousinen. Der Golf stotterte, als Nick dem berechtigten Gehupe nachgab und aufs Gas trat.
    Da verschwand Leo in anderer Leute Häuser, als habe sie gar nichts mehr mit ihm zu tun.
    Nick seufzte. Aus ihm war ein Mann geworden, der die Wirklichkeit zu verdrängen versuchte. Was hatte sie denn noch mit ihm zu tun? Wann war Leo ihm das letzte Mal nah gewesen? Er erinnerte sich kaum mehr.
    Als sich an einer Straßenkreuzung die Wege zu Vera und seiner eigenen Wohnung trennten, entschied er sich, zu ihr zu fahren. Veras Trost und Annis Essen. Vielleicht half es.
    Nick hatte gerade eingeparkt, als sein Handy klingelte.
    Nicht die Bildredaktion, die er vermutete. Pit war am Apparat. Nick hörte zu und sah noch aus dem Autofenster, als das Gespräch schon längst beendet war.
    Er zögerte, auszusteigen und oben bei Vera miese Laune zu verbreiten. Der Magen war ihm ohnehin zugeschnürt.
    War es das erste Mal, dass Pit ihm von Angehörigen erzählte, die vor der Kühlschublade zusammenbrachen?
    Nick erinnerte sich nicht, vorher davon gehört zu haben.
    Der Mann aus Georgien war so tapfer gewesen. Verzweifelt tapfer. Wenn er auch vermutlich längst zerbrochen war. Zu Hause in Tiflis.
    O ja. Sie waren Nick nahe gegangen, die toten Frauen.
    Ihre Gesichter. Ihre Hälse, die jede von ihnen für eine absurde Verkündigung hatte hergeben müssen.
    Nick hatte geträumt von ihnen und sie betrauert.
    Gehofft, dazu beitragen zu können, diesen Lauf eines Irren aufzuhalten. Doch er hatte viel zu wenig nachgedacht über die Familien, die sie zurückgelassen hatten.
    Undine war zweiundzwanzig Jahre alt gewesen. Sie hinterließ eine Großmutter und einen Jungen von sechs Jahren.
    Dass sie so jung gewesen war, viel jünger, als der Pathologe es nach ihren Zähnen schätzte, hatte Pit und seine Kollegen zögern lassen, sie mit einer Vermisstenanzeige von der Insel Sylt in Verbindung zu bringen. Doch die kleine alte Frau, die nach Hamburg gekommen war, ließ keinen Zweifel daran, dass Undine ihre Enkelin sei. Mutter eines Sohnes.
    Den sie viel zu früh bekommen hatte. Vielleicht war das der Grund, der Undine davon hatte träumen lassen, sich über ihren Alltag zu erheben und ein Glanz zu sein.
    Nicht nur mit Großmutter und Kind von kargem Geld zu leben, sondern auf der Bühne zu stehen.
    Eine alte Schauspielerin, die ihre Sommer auf der Insel verbrachte, hatte ihr ersten Unterricht gegeben.
    Und dann war Undine aufgebrochen, ein Engagement zu finden. Durchs ganze Land hatte sie fahren und erst nach Hause kommen wollen, wenn sie eines gefunden hatte.
    Zu lange war auf ein Lebenszeichen von ihr gewartet worden. Die Vermisstenanzeige war erst vorgestern eingegangen.
    Pit schenkte dem Jungen, der im Sekretariat gewartet hatte, ein Überraschungsei, das auf dem Schreibtisch lag.
    Er wusste nicht, woher es kam.
    Der Junge freute sich. Was mochte die alte Frau ihm erzählt haben? Wohl nicht, dass seine Mutter in diesem großen, oft düster wirkenden Komplex des Universitätskrankenhauses in einer Kühlschublade lag.
    Warum ging es Pit diesmal besonders nahe? So nahe, dass er seinen Kumpel Nick anrief, um sich auszuweinen?
    Er eignete sich nicht mehr zum Kriminalhauptkommissar.
    Einer alten Frau, die vor ihrer toten Enkelin zusammenbrach, wollte er nicht länger hilflos gegenüberstehen.
    Um dann auf das nächste Opfer zu warten.
    Die Saphirblaue hatte einen Händler für Schmuckstücke.
    Nicht in London, sondern in Billstedt, einem wenig reizvollen Viertel der Stadt. Er arbeitete diskret und machte ihr gute Preise. Nie hatte sie sich ausweisen müssen.
    Die Saphirblaue ahnte, dass auch er ihr verfallen war. Diskret verfallen. Ein Lächeln, eine Geste von ihr genügten, um ihn in ihrem Sinne tätig werden zu lassen. Ein Zubrot, das sie sich da verdiente, um ihr aufwändiges Leben zu finanzieren.
    Es überraschte sie immer wieder, wie sehr Männer bereit waren, Juwelen zu schenken, nur um ein wenig verwöhnt zu werden. Wie brach mussten sie alle liegen.
    Dass allerdings einer wie ein

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