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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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anzuschwärzen. Gar zu vertreiben.
    Doch das hielt sie nicht länger aus.
    Hörte ihn denn sonst keiner? Lebten in diesem Haus nur Menschen, die taub waren oder denen es gelang, nichts zu hören? Diese Kunst, sich nicht einzumischen.
    Wegzugucken. Wegzuhören.
    In einigen Stunden würde sie ihr Hochzeitskleid aussuchen und sie wollte dabei nicht aussehen wie eine Hundertjährige.
    Eine Hundertjährige, die neben Graf Dracula lebte.
    Sie sehnte sich nach Jef. Danach, dass es nicht länger Nächte ohne ihn gab. Dass die Zeiten der Bongo-Bar vorbei waren.
    Vera suchte keine Grenzen, wie Leo es tat.
    Sie wollte ein friedliches Leben. Mann und Kind.
    Nachbarn, die nicht am Abgrund des Wahnsinns standen.
    Philip Perak musste weichen. Sie hatte die älteren Rechte. War im Wintergarten dieser Wohnung gezeugt worden.
    Bei Erdbeeren und Champagner. Es hatte auch gute Zeiten gegeben bei Gustav und Nelly.
    Vera sah den Stapel Bücher auf ihrem Nachttisch an.
    Es ließ sich nicht leugnen, dass sie leider hellwach war.
    Nein. Keine Gedichte.
    Sie griff zu Romain Gary, um aus seinem Leben zu lesen.
    Es war Zeit, sich in Französisch zu üben, wo Edouard in die Familie gekommen war.
    Vera wollte eine Familie. Eine große Familie, die um den Küchentisch saß. Es hatte ihr gefehlt in all den Jahren.
    Anni würde es auch gefallen.
    Nick sah auf die lackierten Tüten teurer Läden, die sich auf dem Säufersofa sammelten. Hatte Vera nicht von einem einzigen Kleid gesprochen, das er sich ansehen sollte?
    Er kannte keine andere Frau, die so im Luxus schwelgen konnte, wie Vera es gelegentlich tat.
    Nicht nur, weil sie das nötige Geld hatte, sondern auch die Leidenschaft. Ihm fehlte beides völlig.
    Und doch glaubte er, dass Vera von einem Tag auf den anderen auf all das verzichten könnte. Nick kannte keinen anderen Menschen, der souverän war wie sie.
    Gustav Lichte hatte in den zwanzig Jahren, die er mit seinem einzigen Kind erleben durfte, Großes geleistet, indem er ihr festen Boden unter die Füße gelegt, Selbstvertrauen gegeben und ihr Anni an die Seite gestellt hatte.
    »Geh mal nach hinten«, sagte Anni, »vielleicht kannst du ihr den Reißverschluss hochziehen. Ich hab die Hände fettig.«
    Nick löste den Blick von den Tüten.
    Das Kleid war also schon längst ausgepackt.
    Anni stand in der Küchentür und hielt die Hände vor sich, als sollten sie eingegipst werden. »Teig für den Zwiebelkuchen«, sagte sie, »ist noch nicht zu Ende geknetet.«
    Vera hatte den Reißverschluss schon geschafft. Ihm blieb nur, staunend da zu stehen und um Atem zu ringen.
    Das Kleid sah aus wie weiße Borkenschokolade und lag auf Veras Körper, als habe sie ein Schokoladenbad genommen.
    Anders ließ sich kaum erklären, dass es so eng war.
    »Dem Standesbeamten werden die Worte fehlen.«
    »Du sollst das Kleid kommentieren, nicht er.«
    »Es ist überwältigend«, sagte Nick, »und du bist die schönste Frau aller Zeiten. Jef ist ein Glückskind.«
    Ahnte sie, dass dies hier schmerzlich für ihn war?
    »Nicht zu eng?«
    Nick grinste. »Nicht nennenswert«, sagte er.
    »Gut«, sagte Vera, »dann zieh mal den Reißverschluss auf.«
    Nick zog und ahnte nicht, wie verzweifelt dieser schlichte Vorgang den Mann gemacht hatte, der nebenan wohnte.
    »Was ist in den Tüten, die noch auf dem Sofa stehen?«
    Er versuchte, den knappen Body nicht so genau zu betrachten, den Vera als Unterwäsche trug.
    »Schuhe. Strümpfe. Ein Hemd für dich. Eines für Jef.«
    »Ich habe Hemden«, sagte Nick.
    »Nicht so ein hübsches.«
    Vera zog die Jeans an, die auf ihrem Bett lag, und einen großen Pullover. »Ich habe die Schlagzeilen von ein paar Zeitungen gesehen, als ich einkaufen war«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Nick, »die siebte Tote ist identifiziert.«
    »Scheint eine sehr traurige Geschichte zu sein.«
    »Sind sie doch alle.« Nick knurrte. »Nur diesmal bleibt ein kleiner Junge zurück.«
    »Von den Tätowierungen haben sie nichts gesagt?«
    »Nein. Vermutlich veröffentlichen sie die erstmalig in einer Jubiläumsschrift zu Ehren der Hamburger Kriminalpolizei.«
    Er war bitter. Wenn er auch wusste, wie sehr Pit litt.
    »Hast du gelegentlich Albträume?«
    »Natürlich«, sagte Nick. Er dachte an die geköpfte Schlange.
    Vera nickte. »Können du und ich etwas tun?«, fragte sie.
    »Die Mondfrau finden.«
    »Denkt die Kripo immer noch, dass es eine Frau ist?«
    »Mehr denn je.«
    »Ich habe geträumt, dass du zu einem Fundort kommst, und es ist Leo, die da

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