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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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das der Wunsch seiner Mutter gewesen.
    Perak legte die Fuchsköpfe in die Schatulle. Pech, dass sie auf dem Beistelltisch neben dem Bett gelegen hatten, als die Anley sich darin befand. Pech für wen?
    Sie war in sein Schlafzimmer eingedrungen und hatte sich auf dem Bett gefläzt. Den Bolero von sich werfend. Eine Verführungsszene, der er sich zu entziehen versuchte. An den Bösendorfer hatte er sich gesetzt.
    Bis er ihr Flehen kaum länger ertrug.
    Dabei war sie beinah schon im Koma gewesen, als er ins Zimmer kam.
    Ihre Brüste hingen aus dem kuhfleckigen Kleid.
    Die Kerzen in den Empireleuchtern hatten gebrannt.
    Er hatte einen der Fuchsköpfe über die Flamme der Kerze gehalten.
    Philip Perak lächelte und schloss die Schatulle.
    Er musste das amerikanische Bett noch abschaffen. Die von der Anley gelobte Antiquität. Vermutlich hatte Lincoln schon darin geschlafen.
    Er wollte etwas ganz anderes. Vielleicht freistehend und drehbar.
    Sollte sich die Anley darum kümmern.
    Dann kriegte sie auch Champagner.
    Die Erinnerung an den Traum der vergangenen Nacht kam ihm.
    Von einem Karussell hatte er geträumt. Ein Karussell, an dem sich hölzerne Pferde im Kreise drehten und eine Kutsche und ein Schwan. Das Karussell hatte vor Veras Haus gestanden.
    Der Kleine vom Balkon hatte sich auf ein Pferd locken lassen.
    Vielleicht gelang ihm eine Inszenierung für den Jungen.
    Viel besser als der silberne Fuchskopf in der Haut der Anley. Perak fing an, zu glauben, dass es Veras Kind war.
    Am ersten heißen Tag des Juli wurden die Ohrensessel geliefert. Karos in Schwarzweiß. Eine widerstandsfähige Wolle. Kindertauglich hatte der Verkäufer diesen Stoff genannt, der aus der Unterwolle mongolischer Ziegen gewebt worden war.
    Nicholas gelang es, nach einer Viertelstunde einen Kirschfleck darauf zu hinterlassen. Anni fand das zu früh für Gebrauchsspuren.
    Vier Ohrensessel standen vor dem Kaminofen. Für kühlere Tage.
    Das Leben fand auf dem Balkon statt, der eine Terrasse war. Dort gab es eine großzügige Bestuhlung. Engelenburg und Nick fanden beide Platz. Pit und Hauke hätten sich auch noch setzen können.
    Ein schmaler doch ein langer Tisch, der Sylter.
    Der Balkon sah schön aus wie nie zuvor. Die Bornholmer Margeriten, die Anni Jahr für Jahr gepflanzt hatte, waren karg gewesen im Vergleich zu der südlichen Pracht, die Vera und Engelenburg beschworen hatten.
    »Ist alles der Klimawechsel«, sagte Anni, »bildet euch nichts ein.«
    Für einen Klimawechsel war es viel zu lange zu kalt gewesen.
    »Könnt ihr euch noch an das Krebseessen erinnern«, sagte Vera, »hier auf dem Balkon? Nicholas war gerade geboren.«
    Auch Nicholas behauptete, sich zu erinnern.
    »Das sollten wir wiederholen«, sagte der Holländer, »vielleicht schon am Wochenende, wenn sich das Wetter hält.«
    Herrlich musste das sein, in Gegenden zu leben, in denen es nicht vier Tage später vorbei sein konnte mit dem guten Wetter. Mitten im Juli.
    »Gut, dass wir Gustavs Gläser noch haben und das Krebsbesteck und die silbernen Sektkübel«, sagte Anni und warf Vera einen Blick zu, als hätte die deren Vertreibung angedroht.
    »Nick, sagte Engelenburg, »wir beide sind die Einzigen, die sich noch siezen.« Er hob das Glas, das er in der Hand hatte.
    Ja. Das war Nick auch schon aufgefallen. Doch da die Hochzeitsglocken für den Holländer und Vera zu läuten drohten, war es wohl naheliegend, dass sie zum Du übergingen.
    Nick hob sein Glas. Ein guter Riesling von Hugel darin. Nick schätzte Engelenburg. Fühlte sich nur gerade, als habe er eine Schlacht verloren.
    Auch Vera hob ihr Glas und prostete beiden zu.
    Annis blitzende Augen blickten von einem zum anderen.
    Auf das Krebseessen.
    Das Leben, eine Kette von Ereignissen, die man zu schaffen suchte, um nicht in den Alltäglichkeiten verloren zu gehen.
    »Du und ich haben die Juwelen aus den Augen verloren«, sagte Kummer. Er saß mit Gernhardt beim Griechen, der die Tische vor die Tür gestellt hatte, kaum dass die Sonne am Himmel stand.
    Der Sommer überwältigte die Menschen in der norddeutschen Tiefebene jedes Jahr wieder aufs Neue.
    Gernhardt hustete. Er hatte sich am Ouzo verschluckt.
    »Juwelen?«, fragte er.
    »Ein Skarabäus am goldenen Reif. Zwei Broschen mit Perlen.«
    »Broschen aus Blech«, sagte der Herr Hauptkommissar.
    »Ändert das was daran?«, fragte Kummer.
    »Wir haben sie nicht aus den Augen verloren«, sagte Gernhardt, »es gibt nur keine Neuigkeiten.«
    »Liegt das nicht an uns?«,

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