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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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schön?
    Nick seufzte. Er hätte um Vera werben können. Zeit dazu war ihm gegeben worden in den Jahren nach Jef. Nun war es zu spät.
    Ein Steinchen, das zu ihm hereinflog.
    Vielleicht von einem Vogel losgetreten. Von der Terrasse über ihm.
    Lächerlich, dass es ihn an Perak denken ließ.
    Warum tötete man Menschen? Weil man sie liebte? Hasste? Oder weil sie einem gerade in dem Moment über den Weg liefen, in dem man den Wunsch zu töten in sich spürte?
    Pit war überzeugt davon, eine Frau vorzufinden, die von einem goldenen Reif erdrosselt worden war, an dem mal ein Skarabäus gehangen hatte.
    Getötet von einem, dem sie über den Weg gelaufen war.
    Oder auch nur im Weg gestanden.
    Kein Haltestellenhäuschen. Doch ein Schauplatz, der dem gleichkam.
    Die Tote saß am Schiffsanleger von Neumühlen.
    In Spuckweite zu den Elbstränden, wo die Spaziergänger liefen.
    Das »Indochine« war nah. Auch Hummer Pedersen.
    »Es geht weiter«, hatte Kummer ins Telefon gesprochen.
    Halb vier Uhr nachts. Dora und er hatten im Tiefschlaf gelegen.
    Schwarze Nacht noch, als Gernhardt am Schiffsanleger eintraf.
    Die große Besetzung war schon da. Alles gut ausgeleuchtet. Auf der anderen Seite der Elbe strahlten die Scheinwerfer der Werften.
    Keine Nachtruhe mehr möglich. Hier nicht und dort nicht. Doch die Tote hatte ein anderes Muster.
    Sie war deutlich älter, als Bimbi und die Gorska es gewesen waren.
    Ihre Taschen waren leer. Keine Papiere, die ihre Identität preisgaben.
    Das Drosselwerkzeug hing ihr noch um den Hals.
    Ein schwarzer Gürtel mit weißen Punkten.
    Aus einem seidigen Hauch von Stoff.
    Vermutlich gab es ein Kleid dazu. Doch die Tote trug Hemd und Hose. Sie sah nicht aus wie eine Frau, die Kleider mit Punkten trug. Schon gar nicht aus einem seidigen Hauch. Ihre Haut war stark gerötet. Nicht nur im Bereich der Augen und im übrigen Gesicht, wo die kleinfleckigen Blutungen die typischen Zeichen eines Erstickungstodes zeigten.
    Ein männlicher Haarschnitt. Am Handgelenk eine Herrenarmbanduhr.
    Eine Frau, die alle Weiblichkeit zu verdrängen suchte.
    »Das ist nicht unser Täter«, sagte Kummer.
    Weil Bimbi und die Gorska Frauen gewesen waren, die Lippenstift trugen und Schmuck und einen Büstenhalter?
    Gernhardt schaute dem Arzt nach, der seine Arbeit beendet hatte und gleich in sein Auto steigen würde, um sich noch eine Mütze Schlaf zu holen. Der Herr Rechtsmediziner hockte neben der Leiche.
    »Greif nicht in die Klischeekiste«, sagte Gernhardt.
    Kummer hatte sich in den Anblick der Toten versenkt, die nur ein paar Schritte von ihnen auf den Schiffsanleger gelegt worden war.
    »Eine Tat aus der Lesbenszene«, sagte Kummer. »Eifersuchtsdrama um eine junge Frau, die gepunktete Kleider aus Chiffon trägt.«
    »Genau das meine ich mit der Klischeekiste«, sagte Gernhardt.
    »Liegt doch nahe«, sagte Kummer.
    Der Rechtsmediziner stand auf und klopfte sich die Hosen ab. »Vor dem frühen Nachmittag hört ihr nichts von mir«, sagte er. »Ich habe einen Gerichtstermin.«
    »Irgendwas Auffälliges?«, fragte Kummer.
    »Das gehört schon zu den Auffälligkeiten im Leben, erdrosselt zu werden«, sagte der Rechtsmediziner.
    Sich nur nicht anpampen. Sie alle drei waren übermüdet.
    »Wie lange saß sie schon da?«, fragte Gernhardt.
    »Nicht lange. Ich schätze zwei Stunden.«
    Gernhardt blieb stehen, bis die Leiche abtransportiert worden war. Das tat er meistens. Ehre erweisen. Gerade dann, wenn man wusste, dass ein Mensch, der eben noch ein Leben gehabt hatte, in Kürze auf einem der Seziertische der Rechtsmedizin im Universitätsklinikum lag.
    Nicht immer blieb Zeit dazu.
    Kummer und der Mediziner waren in ihren Autos davongefahren.
    Pit blieb vorne am Anleger stehen. Rechts lag der Museumshafen. Links das einstige Kühlhaus, das ein teurer Alterssitz geworden war. Kaum anzunehmen, dass die Tote daher kam. Hinter dem einstigen Kühlhaus ging die Sonne auf.
    Wäre das Taxi noch weiter nach Neumühlen gefahren, dort, wo das einstige Kühlhaus stand, dann hätte Vera die Absperrbänder flattern sehen. Ein leichter Wind war aufgekommen. Hoffentlich hielt sich das hochsommerliche Wetter über den Tag hinaus.
    Vier Gäste wurden erwartet, die sich am Abend um den Sylter Tisch auf der Terrasse setzen sollten, um mit Anni und Vera Krebse zu essen.
    Hundertzwanzig Krebse hatte Vera vorbestellt. Zwanzig für jeden.
    Nicholas hatte sich verweigert, kaum dass er begriff, um was es ging. Leider hatte er die übliche Diskussion

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