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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Der steinige Weg nach Hause hatte sie so malträtiert, dass sie kaum ein anderes Schuhwerk ertrugen.
    »Vielleicht ein Glas Champagner«, sagte Perak. »Demnächst.«
    Er legte auf, ohne dass sie Gelegenheit zu einer Erwiderung bekam.
    Vera stand in der Engelenburg’schen Weinhandlung, als der Anruf sie erreichte. Johanns Mutter schien außer Atem zu sein.
    Der Mann mit dem Hut hatte vor dem Tor des Kindergartens gestanden. Die Kinder und sie hatten ihn gesehen.
    Vom großen Fenster der Puppenecke aus.
    Johanns Mutter war gleich zum Tor gegangen, um ihn zur Rede zu stellen. Doch er hatte die Flucht ergriffen und sie ihn verfolgt.
    Sie hatte sich nicht getraut, ihn allein zu stellen.
    Nun wachte sie vor dem Haus, in dem er verschwunden war.
    Johanns Mutter drückte sich noch davor herum, als Vera anhetzte.
    Ein zweistöckiger Altbau, dessen Tür nicht verschlossen war. Linoleum hinter der Tür. Eine Holztreppe.
    Eine Tür zum Hof, deren Klinke Vera drückte. Auch diese Tür war offen.
    »Ist er jung?«, fragte Vera.
    Johanns Mutter schüttelte den Kopf. »Er trägt auch keine Melone wie Pan Tau. Eher einen Altmännerhut.«
    »Er ist längst zur Hoftür hinaus«, sagte Vera.
    Drei Wohnungen gab es in dem alten Haus.
    Im Erdgeschoss schien eine Wohngemeinschaft zu leben. Vier Namen auf einem Stück Karton. Keiner öffnete.
    »Hat doch keinen Sinn«, sagte Johanns Mutter. »Er ist weg.« Sie kam widerwillig, als Vera die knarrende Treppe hochstieg.
    Kein Schild an der Tür. Vera klingelte und hörte die Schritte. Eine alte Frau öffnete ihnen. Trocknete sich die Hände an einem Küchentuch ab. Musterte die beiden Frauen und drehte sich um.
    »Du hast Besuch«, rief sie in die Wohnung hinein.
    Wer auch immer angesprochen worden war, schwieg dazu.
    »Er tut nichts Böses«, sagte die Frau, »keiner Fliege.«
    Der Mann auf dem Sofa hatte schwarzgefärbte Haare, die ihn noch älter aussehen ließen, als er vermutlich war.
    »Steh auf«, sagte die Frau. »Erklär es der Dame.«
    Sie drehte sich zu Vera um, die in dem Moment Johanns Mutter neben sich vermisste. Doch die war im Flur stehen geblieben.
    Der alte Mann erklärte nichts. Er saß auf dem Sofa und sah auf den Teppich, der einen Perser vortäuschte.
    »Woher wissen Sie, um was es geht?«, fragte Vera. Sie sprach die alte Frau an. Nicht ihn. Er schien kaum zuzuhören.
    »Hat er an einem Spielplatz gestanden oder vor einem Kindergarten?«, fragte die alte Frau. Sie klang müde.
    Nun kam auch Johanns Mutter in das kleine Wohnzimmer. »Vor einem Kindergarten«, sagte sie.
    »Er guckt nur die kleinen Kinder an«, sagte die Frau.
    »Warum?«, fragte Vera.
    »Weil ihm die Kleine gestorben ist. Nur einen Augenblick lang hat er nicht aufgepasst, und sie ist ihm vor ein Auto gelaufen.«
    »Ihre Tochter?« Vera fragte leise. Das musste ewig her sein. Die alte Frau schüttelte den Kopf.
    »Die Kleine unserer Tochter«, sagte sie. »Die ist danach ausgewandert. In dem Alter kann man nochmal von vorne anfangen. Das kann er nicht.«
    Der alte Mann saß noch immer auf dem Sofa und sagte kein Wort.
    Hörte er überhaupt, was seine Frau aus ihrer beider Leben preisgab?
    »Seitdem guckt er kleine Kinder an«, sagte sie. »Er tut ihnen nichts.«
    Johanns Mutter und Vera tauschten einen Blick.
    »Vielleicht verstehen Sie unsere Sorge«, sagte Vera.
    Die alte Frau machte eine abwehrende Geste. »Natürlich«, sagte sie, »wollen Sie die Polizei rufen? Die war auch schon mal hier.«
    Nein. Das wollten sie nicht.
    Als sie hinausgingen, sah Vera einen alten grauen Filzhut an der Garderobe hängen. Sie standen vor der Tür und wunderten sich, dass draußen heller Tag war und die Sonne schien.
    Philip Perak war ein Mann, der die Inszenierungen liebte. Sie hatten ihn schon manches Mal an den Abgrund geführt. Doch ihm gelang es nicht, davon zu lassen. Sie waren das Elixier, das ihn am Leben hielt, solange er allein und ohne Vera lebte.
    Dass, was er der Anley angetan hatte, war keine Inszenierung gewesen, nur eine Improvisation, aus der Not entstanden. Die kleine Quälerei mit dem Fuchskopf, ein ihn anfliegender Einfall.
    Die Manschettenknöpfe hatte er auf einer Auktion ersteigert.
    Dabei schätzte er diese schwersilbernen Fuchsköpfe gar nicht einmal sehr.
    Sie symbolisierten eine Variante der Jagd, die ihn kaum interessierte.
    Ihm wäre es zuwider, Füchse zu schießen, die andere ihm vor die Büchse trieben. Er zog es vor, seine Opfer selber einzukreisen.
    Er ritt auch gar nicht.
    Dabei war

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