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Verarschung

Verarschung

Titel: Verarschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Arffssen
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Narben hinterlassen können.»
    «Okay, Bulle, das reicht jetzt.»
    «Man kann es sich nur allzu leicht vorstellen: ein kleines Mädchen, ein sensibles kleines, hochbegabtes Mädchen, das nichts weiter will, als von ihrer moder und ihrem fader geliebt zu werden, muss stattdessen schreckliche Szenen mit ansehen, grauenvolle Szenen, Szenen, die kein Kind jemals mit ansehen sollte. Und einfach um zu überleben , und nicht irgendwo, sondern auch noch in Schweden , muss es ausgefeilte Verteidigungsanlagen um sich herum aufbauen, Bollwerke des Selbstschutzes, damit es weiter funktionieren kann und auch, um die Welt draußen zu halten, denn niemand soll das Mädchen noch einmal so furchtbar verletzen können, wie es als Kind verletzt wurde.»
    «Stopp!»
    Bubbles ließ es dabei bewenden. Doch er hatte bemerkt, dass Salamander, während er sprach, mehrere zunehmend unsichere, sogar schwache Züge gemacht hatte, bei denen sie zuerst einen Bauern verloren und dann die überlegene Brettposition geopfert hatte. Sie hielt ihren Blick auf das Schachbrett geheftet, doch das half nichts, ebenso wenig wie ihr fünftes Twinkie. Durch einen haarsträubenden, vollkommen untypischen Schnitzer verlor sie den Läufer ihrer Königin, und drei Züge später gab sie auf.
    «Glückwunsch, Bulle. Es ist Ihnen gelungen, meine Konzentration zu stören. Wie wollen Sie Ihren Sieg feiern?»
    «Wenn Sie es so sehen, Fröken Salamander: Wären Sie so nett, Ihr T-Shirt auszuziehen und sich umzudrehen?»
     
    «Das nennen Sie ein Modulsofa?», brüllte Dagher Ukea.
    Die Mitglieder des Sofa-Designteams waren um einen Konferenztisch im unterirdischen Top-secret-Designstudio von UKEA versammelt. Jedes Teammitglied war auf Smartphones, Kameras und andere elektronische Geräte gefilzt worden, bevor ihm die Erlaubnis zum Betreten des Studios erteilt worden war.
    «Tut mir leid, Boss.» Der Leiter des Sofa-Designteams wurde totenbleich. Die anderen sieben Mitglieder des Teams zitterten vor Angst auf ihren Stühlen.
    «Es tut Ihnen leid?», schrie Ukea und versprühte dabei Speicheltröpfchen. «Das sieht aus, als wäre es von Danish Inspirations entworfen worden!»
    Ein Teammitglied schluchzte leise in sich hinein.
    «Kein Wunder, dass wir Marktanteile verlieren», wetterte Ukea. «Wer würde gerne auf diesem Sofa sitzen? Doch höchstens ein krankhaft fetter Amerikaner!»
    «Das ist ja auch unsere Zielgruppe», wagte sich der Leiter des Sofateams vor.
    «Nein! So geht das nicht bei UKEA. Wie lautete Sløbers Credo?»
    «‹Ein Sofa, auf dem alle sitzen können›», kam die Antwort im Chor.
    «Und was heißt alle ?»
    «‹Von einem zierlichen Chinesen bis zu einem abstoßenden Texaner›», riefen sie.
    «Und warum haben Sie dann so eine Monstrosität entworfen?»
    Niemand wagte es, Ukeas wütendem einäugigem Blick zu begegnen.
    «Und was gibt es Neues von der Bettwäsche?», schnappte er.
    Eine Designerin am anderen Ende des Tisches räusperte sich. «Wie Sie wissen, Chef, gehört die Bettwäsche zu unseren jüngeren Angeboten. Offensichtlich dauert es eine Weile, bis eine neue Produktlinie etabliert werden kann. Wir sind zwar recht zufrieden mit den Fortschritten, die wir bei den Kopfkissenbezügen und den Spannbetttüchern gemacht haben, aber …»
    «Kommen Sie endlich zur Sache!»
    «Bei den Bettbezügen und den Bettlaken sind wir noch im Hintertreffen.»
    «Warum?!»
    «Das können wir nicht genau sagen. Anscheinend haben wir Probleme damit, die Kunden von Marimekko wegzulocken.»
    Die Erwähnung Marimekkos ließ schlagartig Stille im Raum einkehren. Alle Blicke richteten sich auf Ukea. Er rotierte geradezu auf seinem Drehstuhl; sein Auge rollte in der Höhle zurück, sodass nur noch das Weiße zu sehen war.
    «Nennen Sie nie …», zischte er.
    «Ja, Chef.»
    «… NIEMALS MEHR …»
    «Bitte, Chef, es tut mir wirklich leid.»
    «… diesen Namen in meiner Gegenwart.»
    «Ich garantiere Ihnen, es wird nicht mehr vorkommen.»
    «Auf jeden Fall werden Sie es nicht mehr tun. Sie sind gefeuert .»
    Die Designerin nahm die Kündigung unbewegt hin. Den Unternehmensvorschriften folgend, ließ sie ihre Aktentasche und alle Papiere auf dem Tisch liegen, zog sich bis auf Schlüpfer und BH aus und verließ schweigend den Konferenzraum. In Ukeas zwanzig Jahren als Vorstandsvorsitzender war noch niemals ein männlicher leitender Angestellter entlassen worden. Im Gegensatz zu den 788 weiblichen Führungskräften, die man rausgeworfen hatte. Und noch einige mehr

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