Verarschung
waren einfach verschwunden und nie wieder aufgetaucht.
«Und was gibt es von den Arbeitsplatten?», fragte Ukea leise.
Sämtliche Berichte waren schlecht. Wandpaneele, Möbelgriffe, Gardinenstangen – nichts lief mehr. Und das lag nicht nur an der Weltwirtschaftskrise. Die Designs waren grauenhaft, die Materialien billig und die Ausführungen minderwertig. Natürlich stand das alles im Einklang mit Ukeas sorgfältig und langfristig ausgearbeitetem Masterplan. Einige Jahre zuvor nämlich hatte Ukea ein amerikanisches Beraterteam angeheuert, dessen Mitglieder sich seit kurzem wieder auf freiem Fuß befanden. Das Team hatte einen Geheimbericht erarbeitet, dessen Schlussfolgerung lautete:
UKEA steht für Qualität zu moderaten Preisen. Die Marktforschung legt nahe, dass wir aus unserem Ruf Profit schlagen können, indem wir Letztere erhöhen, während wir Erstere senken.
Also wurde die Abteilung für Qualitätskontrolle aufgelöst, Forschung und Entwicklung wurden dichtgemacht, die Designteams um 90 Prozent verkleinert und sämtliche Handwerksmeister auf ein abgelegenes Feld gebracht und erschossen. Nur dass jetzt, unerklärlicherweise, die Verkaufszahlen zu leiden begannen.
Erst eine Woche zuvor hatte der Leiter der Abteilung Unternehmensstrategie von UKEA mit Ukea über mögliche Reaktionen auf die rückläufigen Geschäftszahlen gesprochen. «Wir könnten, zumindest zeitweilig, den Masterplan umkehren.»
«Und was soll das genau bedeuten?», hatte Ukea gefragt.
«Preise reduzieren und die Qualitätskontrolle wieder einführen. Und ein paar Tischlermeister wieder einstellen.»
«Die liegen alle im Massengrab.»
«Wir könnten ja ein paar von Danish Inspirations kidnappen.»
«Unmöglich», giftete Ukea. «Wir müssen Sløbers Credo treu bleiben.»
«‹ Sag einfach nein zu den Dänen! ›», bellte der Leiter der Strategie-Abteilung.
Ukea erwähnte allerdings nicht, dass, selbst wenn die Umkehrung des Masterplans sinnvoll gewesen wäre, kein Geld dafür da war. Ukea war ein glühender Patriot, er war stolz darauf, Schwede zu sein. Er führte sogar bei der ultranationalistischen Vereinigung Sicherheit für Schwedens Ausländerhasser (SSH) den Vorsitz. SSH warb mit einfachen Botschaften: Es reicht mit der Einwanderung! Es reicht mit den fremden Einflüssen! Es reicht mit unmöglichen Sprachen, komischer Kleidung und exotischen Gewürzen! Finnen raus aus Stockholm! Norweger raus aus Uppsala!
Ukeas leidenschaftliche Liebe zu seinem Land erstreckte sich jedoch keineswegs auf die Steuergesetze. Mit den Jahren hatte er Milliarden von Kronen auf Dutzende überseeischer Konten auf den Kaimaninseln, in Costa Rica, Andorra, Vanuatu und Delaware geschleust. Die Konten liefen unter Decknamen auf ihn persönlich. Die Gelder hatte Ukea verwendet, um die Grundkosten seiner Lebenshaltung zu decken, einschließlich der Unterhaltung seiner fünfundzwanzig Yachten, vierzehn Luxusvillen, drei Privatjets und einer Flottille ausrangierter Kriegsschiffe. Um die Milliarden abzudecken, die er aus der Pensionskasse der Angestellten von UKEA herauszog, hatte Ukea die restlichen flüssigen Geldmittel in ein kompliziertes System narrensicherer, exotischer Wertpapieranlagen investiert, deren Renditesicherheit ihm von einem früheren Leiter der US-Notenbank garantiert worden war, der inzwischen die Ansprüche aus mehreren konkurrierenden lebenslänglichen Haftstrafen gleichzeitig bedienen musste. All diese Investitionen waren inzwischen nichts mehr wert.
Vermutlich hätte Ukea seine unschätzbare Kunstsammlung verkaufen oder seine Yachtflotte verkleinern können, aber er glaubte nun einmal nicht an private Notverkäufe, um eine Körperschaft öffentlichen Rechts zu retten. UKEA würde aus eigener Kraft aus diesem Loch klettern müssen, auch wenn es Ukea selbst gewesen war, der es gegraben hatte. Und deshalb war das Geld für einen Kurswechsel einfach nicht vorhanden.
Es sei denn natürlich, es käme vom schwedischen Staat. Das wäre wenigstens eine gerechte Lösung. Allerdings würden die Aussichten auf eine staatliche Rettung womöglich den Skandal nicht überleben, den es geben würde, falls jemals die Rolle Klein-Adolfs bei der Firmengründung aufs Tapet kam. Und jetzt musste sich Ukea auch noch um diese Chamelea Salamander und Mikael Blomberg kümmern. Wieder einmal fielen ihm die Worte seines Vaters Sløber ein: «Dagher, wenn es Probleme gibt, darf man aus einer Schneeflocke keine Lawine werden lassen. Sei proaktiv. Töte
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