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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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ansah.
    „Mann?“
    „Fang gar nicht erst damit an“, sagte ich. „Ich würde dich ja mit dem Ellbogen in die Seite stoßen, aber ich will deinem Rücken nicht noch mehr Ärger machen.“
    Er unterdrückte ein Lachen.
    „Mr und Mrs ... äh ...“ Die Krankenschwester sah uns fragend an.
    „Freeman“, sagte Clint stolz. Dann half er mir auf die Beine und legte einen Arm besitzergreifend um meine Schultern. „Wir sind Mr und Mrs Freeman.“
    „Sie können jetzt zu Ihrem Dad hinein, aber nur für eine Sekunde. Der Chirurg ist bereits informiert worden. Es sieht so aus, als werde man eine rekonstruktive Operation an seiner Hand durchführen müssen. Das heißt, wir müssen ihn entsprechend vorbereiten.“ Sie plapperte weiter, während wir ihr durch das u-förmige Gebäude der Notaufnahme folgten. „Aber keine Angst, alles wird gut. Der Doktor will ihn nach der OP allerdings für ein paar Tage zur Beobachtung hierbehalten. Hypothermie kann gefährlich sein. Außerdem hat er eine böse Beule am Kopf.“
    „Gut, dass er so ein Dickkopf ist“, flüsterte ich Clint zu.
    „Wie der Vater, so die Tochter“, antwortete er ebenso leise.
    Die Schwester winkte uns in das Zimmer, in dem mein Dad in einem Bett lag, das ihn trotz seiner massigen Statur fast winzig aussehen ließ. Ein Schlauch verband seinen linken Arm mit einem Tropf. Seine rechte Hand lag mit der Innenseite nach oben auf einem Polster, das am Bett angebracht war. Die Hand ruhte auf mehreren blauen Tüchern und sonderte immer noch blutrote Flüssigkeit ab. Ich schaute nur kurz hin und schluckte schwer. Die Wunde klaffte weit auf und sah aus wie eine beim Kochen aufgeplatzte Kartoffel. Schnell richtete ich meinen Blick auf sein Gesicht. Er hatte eine fürchterlich aussehende Beule auf der linken Seite seiner Stirn, die sich bereits in allen möglichen Rot- und Lilaschattierungen verfärbte. Erschrocken sah ich, wie blass er gegen die weißen Kissen aussah.
    Ein Krankenpfleger durchsuchte einen Schrank auf der anderen Seite des Zimmers. Er nickte uns freundlich zu.
    „Wie geht es dir, Dad?“ Ich löste mich aus Clints Umarmung und nahm Dads unverletzte Hand, wobei ich versuchte, nicht an irgendwelche Schläuche zu kommen.
    „Gut, gut.“ Er klang wieder wie er selbst. „Diese Idioten versuchen ständig, mir Morphium zu geben, und ich sage ihnen, dass ich auf das Zeug komisch reagiere.“ Er hob die Stimme und zeigte auf den Pfleger. „Ich meine, ich habe in den Sechzigern mit einem gebrochenen Arm gegen Notre Dame gespielt und ihnen die Hölle heißgemacht. Näht die Hand einfach zu, und lasst mich nach Hause gehen.“
    Der Pfleger drehte sich um und schaute Dad mit ernster Miene an. Er hatte eine bös aussehende Spritze in einer Hand, die andere hatte er grazil in die Hüfte gestemmt. Seine Stimme war angenehm sanft, aber sein Ton sagte deutlich, dass er Dads Heldenmut leid war.
    „Sehen Sie, Mister, ich verstehe, dass Sie ein gut aussehender, muskulöser, harter Kerl sind, aber die Tage, in denen Sie mit gebrochenem Arm Football gespielt haben, sind VIERZIG JAHRE HER.“
    Er schnippte mit den Fingern seiner freien Hand. Es schien so, als ginge dieser Streit schon eine ganze Weile.
    Dad öffnete den Mund, aber ich sprang schnell ein und hoffte, damit eine unschöne Auseinandersetzung zu verhindern. „Dad, würdest du dir bitte diese Spritze geben lassen? Ich glaube nicht, dass ich es noch länger ertrage, dich mit Schmerzen zu sehen.“ Ich beugte mich zu ihm und flüsterte: „Bring mich nicht dazu, Mama Parker anzurufen. Du weißt, was sie sagen würde.“ Wir wussten beide, dass ich gerade die ganz großen Waffen ins Spiel gebracht hatte, und er warf mir einen ängstlichen Blick zu.
    „Kein Grund, sie zu beunruhigen.“ Er drückte meine Hand und grummelte dann an den Pfleger gewandt: „Na los, machen Sie schon, geben Sie mir die verdammte Spritze. Aber nur dieses eine Mal.“
    „Oh, vielen Dank, Ihre Majestät.“
    Der Pfleger verdrehte die Augen, schenkte mir einen gespielt verzweifelten Blick und verpasste Dad mit augenscheinlichem Vergnügen die Spritze. Ich nahm an, dass es gut für ihn war (also für Dad, nicht für den Pfleger).
    Die Chirurgin Dr. Athena Mason stieß genau in diesem Moment zu uns. Sie war eine sehr professionell aussehende, attraktive Frau in mittleren Jahren, deren Stimme und Verhalten einem sofort Vertrauen einflößten. Sie schien einer dieser raren Ärzte zu sein, die ihre Patienten so behandelten, als hätten sie

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