Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
Vom Netzwerk:
versuchte verärgert zu klingen, aber die Geste, mit der er mir eine verirrte Locke aus dem Gesicht strich und dann die Linie meiner Wange nachzeichnete, war sehr zärtlich.
    „Es fällt mir schwer zu spüren, wann es genug ist.“ Ich lächelte und drückte mich fester gegen die warme Rinde. „Es schleicht sich einfach an, und wenn ich merke, dass was nicht stimmt, bin ich schon ...“
    „... beinahe tot?“, beendete er den Satz sarkastisch.
    „Nein, beinahe bewusstlos.“
    Er schnaubte und wirkte dabei so sehr wie ClanFintan, dass ich lachen musste.
    „Was ist so lustig?“
    „Du.“ Ich versuchte mich aufzurappeln und rutschte auf der glatten, schneebedeckten Oberfläche aus. Clint hielt mich fest. Ich sah in sein vertrautes Gesicht. „Ich habe mir gerade überlegt, dass du einen verdammt guten Zentauren abgeben würdest.“
    Seine Arme schlössen sich fester um mich, und ich erlaubte mir den Luxus, meinen Kopf an seiner Brust auszuruhen.
    „Ich mag keine Pferde, mein Shannon-Mädchen.“
    „Zentauren sind keine Pferde“, erwiderte ich.
    „Aber nah genug dran.“
    „ClanFintan würde das gar nicht gerne hören.“
    „Sag ihm, dann soll er herkommen und es mit mir aufnehmen.“
    Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.
    „Vielleicht tut er das sogar.“
    „Gut. Hier in Oklahoma wissen wir, wie man mit Pferden umzugehen hat. Ich wette, er wäre ein prima Barrel-Race-Pony.“
    Ich lachte und schob ihn von mir. „Du bist schrecklich.“ Ich schaute an dem Baum hoch, an dem ich mich ausgeruht hatte, und merkte, dass es sich um eine kleine Bradford-Birne handelte. Sie konnte nicht älter als fünf Jahre sein. Erstaunt zog ich beide Handschuhe aus und legte meine Handflächen und meine Stirn gegen die raue Borke. „Danke, Kleine, für dein Geschenk.“
    Oh! Geliebte! Mehr als gern geschehen!
    Die zarte Stimme hüpfte durch meinen Kopf.
    Ich zuckte zusammen, aber gleichzeitig gefiel mir die überschwängliche, kindliche Intensität des jungen Baumes. „Möge die Göttin dich segnen, auf dass du groß und stark wirst.“ Im Weggehen streichelte ich die Rinde noch einmal. Ich schwöre, ich spürte, dass der Baum wie ein kleiner Welpe unter meinen Händen zitterte.
    „Lass uns nach meinem Dad sehen.“ Ich hakte mich bei Clint unter, und gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg zur Notaufnahme. „Hey, es hat aufgehört zu schneien.“
    „Ja, es hörte genau in dem Moment auf, als ich Nuada im Teich eingeschlossen habe.“ Er betrachtete den Himmel. „Es wird allerdings nicht anhalten. Sieh dir diese Wolken da drüben an. Sie sind bis zum Bersten mit Schnee gefüllt. Man kann nicht einmal die Sonne sehen.“
    Beinah wäre ich über eine besonders hohe Schneewehe gestolpert.
    „Vorsichtig.“
    Clint fing mich auf, und ich sah, wie sich sein Gesicht schmerzhaft verzerrte.
    „Solltest du dich nicht auch eine Weile an einem Baum ausruhen? Deinem Rücken kann es nicht besonders gut gehen, nachdem du mich und meine Familie durch halb Oklahoma getragen hast.“
    „Bei mir funktioniert das so nicht.“ Das Thema schien ihm unbehaglich zu sein. „Mir geht es wieder gut, wenn ich von Wald umgeben bin. Bis dahin muss es so gehen.“
    Ich hätte wetten können, dass es noch viel schlimmer werden würde, wenn er nicht bald in den Wald zurückkehrte, aber seine verschlossene Miene hielt mich davon ab, ihn weiter zu befragen.
    Fluoreszierende Lichter und Wärme fluteten uns entgegen, als wir die sterile Atmosphäre des Krankenhauses betraten. Ein sauberer, medizinischer Geruch umfing uns. Er erinnerte mich an meine Collegezeit, an die langen Nächte, in denen ich in dem großen Krankenhaus gleich neben dem Campus als Sekretärin gearbeitet hatte. Ich zog die Nase kraus – Krankenhausgeruch änderte sich nie.
    „Kann ich Ihnen helfen?“
    Eine etwas mollige Krankenschwester schob das Glasfenster an der Aufnahme zur Seite und schenkte uns ein effizientes Lächeln.
    „Ja, ich bin die Tochter von Richard Parker.“
    „Natürlich“, sagte sie freundlich. „Ich schau mal, wo er ist. Ich glaube, der Arzt ist gerade bei ihm.“
    „Ich möchte gerne zu ihm.“
    „Lassen Sie mich nur eben sicherstellen, dass er Besucher empfangen darf.“ Sie warf einen Blick auf Clint.
    „Oh, das ist mein Mann.“
    Sie nickte und schaute Clint zustimmend an. „Setzen Sie sich doch bitte ins Wartezimmer. Ich bin in einer Minute bei Ihnen.“
    Wir setzten uns. Ich spürte, dass Clint mich aus seinen dunklen Augen

Weitere Kostenlose Bücher