Verbannt
allem, das sie in meinem Leben berührt hatte, einen Schmutzfleck hinterlassen. Ich musste mich komplett von ihr lösen.“
„Das ist es!“, rief ich. „Warum haben wir nicht eher daran gedacht?“ Clint sah mich mit verwirrt gerunzelter Stirn an, aber als ich anfing, es ihm zu erklären, klärte sich seine Miene auf, und ein verstehendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Wir brauchen kein verdammtes Telefon, um Rhiannon anzurufen! Sie ist mit mir verbunden. Erinnerst du dich, dass du gesagt hast, sie und ich hätten die gleiche Aura? Mit dem Wissen könntest du sie sehr wahrscheinlich ganz alleine rufen oder zumindest mit der Hilfe eines alten Hains. Jetzt stell dir mal vor, was für eine Nachricht du, die Bäume und ich zusammen schicken könnten!“
„Das wäre definitiv etwas, das sie nicht ignorieren könnte.“ Sein Grinsen spiegelte meines.
„Und wenn sie es schafft, unsere Einladung zu ignorieren, wiederholen wir sie einfach immer und immer wieder.“
Clint stieß einen leisen Pfiff aus. „Sie wird wütender sein als eine nasse Katze.“
„Keine Beleidigungen gegen Katzen, bitte, ja – ich mag sie. Ich dachte mehr an eine sehr verärgerte Kobra.“
„Sie wird es als Herausforderung sehen.“
„Gut, denn genau das ist es ja.“ Ich konnte hören, dass mein Selbstbewusstsein in meine Stimme zurückgekehrt war. Ich wusste vielleicht nicht, wie man Nuada oder einen dunklen Gott verschwinden lassen konnte, aber wie man Rhiannon handhaben musste, damit kannte ich mich aus. Sie war ich – eine egoistische, biestige, hasserfüllte Version von mir. Mein ganzes Leben lang war ich erfolgreich darin gewesen, diese Seite von mir auszumerzen. Ich dachte daran, was mein Mann dazu sagen würde, und zuckte zusammen. Nun, ich schaffte es meistens, diese Seite von mir zum Schweigen zu bringen.
Ich schaute zur Uhr. Mehr Zeit war vergangen – es war jetzt schon nach fünf Uhr am Nachmittag. Mit einem Blick nach draußen konnte ich sehen, dass der Himmel einen noch dunkleren Farbton angenommen hatte. Es wurde wieder Nacht. Der Gedanke an die lange Fahrt zurück zum Wald ließ mich jetzt schon erschöpft seufzen.
„Nicht heute Nacht.“ Clint schien meine Gedanken lesen zu können. „Wir warten bis zum Morgen. Erst versichern wir uns, dass es deinem Vater gut geht und dass deine Stiefmutter auf dem Weg hierher ist. Außerdem ist es besser, tagsüber zu fahren.“
„Mr und Mrs Freeman.“
Die Stimme von Dr. Mason schreckte mich auf. Mein Herz schlug wie wild, aber der zufriedene Ausdruck auf ihrem Gesicht erlaubte mir, mich zu entspannen.
„Ihr Vater hat die Operation gut überstanden. Der Schaden war größer, als ich zuerst angenommen hatte, weshalb die Operation so lange gedauert hat.“
„Aber er wird seine Hand wieder benutzen können?“
„Dazu bedarf es mehrerer Monate Reha, aber ja, er sollte bald wieder Pferde trainieren und Heu stapeln können.“
Dad musste ihr offensichtlich einiges erzählt haben. „Kann ich zu ihm?“
„Er steht noch unter starkem Medikamenteneinfluss, und er ist sehr erschöpft von der Unterkühlung, sodass er im Moment schläft.“
Die Chirurgin durchsuchte ihre Taschen und reichte mir dann ein Stück Papier. „Ich musste Ihrem Vater versprechen, Ihnen diese Nummer hier zu geben. Er sagte, Sie sollen seinen Nachbarn anrufen, damit der sich darum kümmert, dass die Tiere gefüttert werden. Und er lässt Ihnen ausrichten, dass Sie und Ihr Mann nicht in sein Haus zurückkehren sollen. Er schien sehr besorgt, dass Sie irgendeinen Unfall haben könnten, wenn sie dahin zurückfahren.“
Ich nahm den Zettel. „Danke, Doktor. Würden Sie oder die Schwestern meinem Dad bitte ausrichten, dass Clint und ich nicht zu seinem Haus fahren? Wir bleiben in der Stadt. Ich melde mich, sobald wir ein Hotel haben, und hinterlasse die Telefonnummer bei den Schwestern auf der Station.“
„Sehr gut. Morgen früh sollte er wach und in der Lage sein, Besuch zu empfangen.“ Sie entließ uns mit einem freundlichen Nicken. „Und fahren Sie vorsichtig.“
„Danke, Doktor“, sagte Clint und nahm mir den Zettel mit der Telefonnummer ab. „Im Snackraum gibt es ein Telefon, ich rufe den Nachbarn an und ...“
„Er meint sehr wahrscheinlich Max Smith“, unterbrach ich ihn.
„Okay, ich rufe Mr Smith an und sage ihm, was passiert ist.“ Wir sahen uns an. „Natürlich eine etwas bereinigte Version.“
„Ich warte hier auf dich.“ Er nickte, und ich erlaubte mir
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