Verbannt
der Seufzer?“
„Ich habe mich gerade an einen sehr coolen Weinladen erinnert, der nicht weit vom ,Best Western’ entfernt liegt, und an meine Jagd nach dem perfekten Rotwein.“
Er lachte. „Mein Shannon-Mädchen, ich glaube nicht, dass deine Tochter Rotwein besonders zu würdigen weiß.“ Er machte eine Pause. „Noch nicht.“
„Ganz bestimmt nicht – und ich werde ihn auch noch weitere“, ich zählte schnell nach, „sieben Monate oder so nicht genießen können.
„Ein Frühlingsbaby?“
Bei der Frage musste ich lächeln. Ich spürte, wie meine dunkle Stimmung sich hob. Eine Hand ruhte leicht auf meinem Bauch. „Ja, ein Frühlingsbaby.“
Das „Best Western“ an der Kenosha Street hatte die strahlende Fassade eines neu errichteten Gebäudes, vor allem weil es von sehr vielen sehr hellen Lichtern angestrahlt wurde. Es lag hinter der Reasor’s Grocery Plaza (zu der auch „mein“ Weinladen gehörte, genau wie ein Supermarkt, eine Videothek und andere typische Yuppie-Läden). Das Hotel wurde von schneebedeckten Bäumen umringt. Vor dem Eingang wuchsen Azaleen, wenn ich mich recht erinnerte, denn im Moment sahen sie einfach nur wie weitere dicke Klumpen Schnee aus. Der Parkplatz sah ebenfalls sehr voll aus.
„Ich habe keine Lust, bis ganz nach Tulsa zu fahren, um ein Hotel zu finden“, grummelte ich.
„Ich frag mal, ob sie noch Zimmer haben.“
Ich sah Clint nach, wie er zum Eingang sprintete und hinter den glänzenden Türen verschwand. Dieses Mal brauchte er länger, und als er zurückkehrte, lächelte er und winkte mit einer Schlüsselkarte für ein Zimmer.
„Ein einziges hatten sie noch.“
Schnell parkte er das Auto und half mir, über den glatten Parkplatz zu schlittern, ohne dass ich hinfiel. Unser Zimmer lag im dritten Stock. Die Karte glitt leicht durch den Schlitz, und das grüne Licht am Schloss leuchtete auf. Das Zimmer roch noch neu, eine Mischung aus sauberem Teppich und frischem Holz. Die blau-beigegoldene Paisleytapete war einigermaßen geschmackvoll, und auf dem Bett lag eine Überdecke, die weich und einladend aussah – auf dem Kingsize-Doppelbett, wie ich jetzt erst registrierte.
Wir beide standen noch etwas ungelenk im kleinen Flur direkt an der Tür. Um die Situation zu entspannen, ging ich forschen Schrittes ans Fenster, vor das ein fester, blickdichter Vorhang gezogen war. Ich zog ihn beiseite und prüfte die Aussicht.
Unser Zimmer lag auf der Rückseite des Hotels, und so konnte ich nur die schneebedeckten Bäume sehen. Hinter ihnen war der Highway, das wusste ich, aber da bei dem Wetter keine Autos darauf fuhren und mit ihren Scheinwerfern auf sich aufmerksam machten, war es unmöglich, ihn von hier aus zu sehen.
Ich spürte ein vertrautes Ziehen in meinem Inneren, das mir eine Idee ankündigte, die ihre Wurzeln in Epona hatte. Und da kam mir auch schon ein ungefragter Gedanke in den Kopf, der mich das Doppelbett und unsere Schlafsituation kurzfristig vergessen ließ.
„Hey, warum fangen wir nicht jetzt schon mal an, sie zu rufen?“ Ich drehte mich zu Clint um.
„Rhiannon?“
„Natürlich. Sieh mal, dieser Platz wird von Bäumen umringt.“ Ich zeigte auf die Szene vor dem Fenster. „Sie sind nicht alt, aber sieh dir an, wie sie angeordnet sind. Es ist ein bisschen wie bei den Weiden, die Dads Teich umgeben. Ich habe Kraft aus ihnen allen ziehen können, weil sie so nah beieinanderstanden. Vielleicht gelingt mir das hier auch.“ Ich dachte daran, wie Clints Anwesenheit meine Fähigkeit verstärkte, Kraft aus den Bäumen zu schöpfen. „Vor allem wenn du mir hilfst.“
„Ich denke, du bist jetzt zu müde dafür. Du hast dich heute vollkommen erschöpft.“
Da hatte er nicht unrecht, trotzdem wollte ich darüber nicht nachdenken. Aus Erfahrung wusste ich, dass Epona mich manchmal in schwierige, teilweise sogar gefährliche Situationen brachte, aber sie hatte immer ihre Gründe dafür. Und ich vertraute ihr.
„Ich werde vorsichtig sein. Wir machen das nicht so wie vorhin. Ich werde mich nicht verausgaben. Wir werfen einfach nur einen Köder aus und gucken, ob sie anbeißt.“ Ich lächelte ihn selbstsicher an.
„Mir gefällt das nicht, Shannon.“ Er klang besorgt.
„Ich könnte es auch ohne dich machen.“ Ich sah, wie er den Mund zusammenkniff. Ein Zeichen, dass ihm gar nicht gefiel, was ich sagte. „Aber das möchte ich nicht.“ Ich nahm eine seiner Hände. „Bitte, hilf mir.“
„Okay“, gab er widerstrebend nach. „Aber lass es uns
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