Verbannt
fürchterlich. Sie verbannte ihn aus Partholon mit solch einem Zorn, dass seine äußere Erscheinung zersplitterte, so wie eine Seele zersplittern kann, wenn sie zu sehr traumatisiert wird. Daher wird er in Zeichnungen mit drei Gesichtern dargestellt.“
ClanFintan wandte den Blick von mir ab, als er das sagte, und ich spürte, dass er nicht mehr erklären wollte, aber ich musste es wissen, also drängte ich ihn. „Wie sehen diese Gesichter aus?“
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ein Gesicht hat nur Augen. Der Mund ist weggeätzt. Der Rest seines Gesichts ist ausdruckslos. Ein anderes hat nur diesen offen stehenden, mit Fangzähnen versehenen Schlund, furchtbar anzuschauen. Die Augen sind leere Höhlen. Das dritte Gesicht ist unglaublich in seiner Schönheit. Man sagt, genau so habe er ausgesehen, bevor er Epona betrogen hat.“
Ich nippte an meinem Tee und versuchte, das Zittern meiner Hände zu ignorieren. „Und es gibt Menschen in Partholon, die ihn anbeten?“
„Nein. Oder wenn es sie gibt, dann nur in den finstersten Ecken des Reichs.“
„Die Wachtburg ist kein finsterer Teil von Partholon.“
„Nein, das ist sie nicht, aber die Menschen dort sind korrumpiert worden. Entweder von den Fomorianern oder von Gier und Tragheit, schon bevor die Monster die Burg eroberten – die Reihenfolge der Ereignisse kann wohl nie ganz geklärt werden. Fest steht jedoch, dass Pryderi sie schon eine ganze Weile beeinflusst hat.“ Er berührte meine Wange in einer beruhigenden Geste. „Mach dir keine Sorgen, Liebes. Die Menschen müssen offen sein für Pryderis giftiges Flüstern, damit er Zugriff auf ihre Seele erhält, und Eponas Partholon wird sich einer solchen Macht der Finsternis nicht so schnell öffnen. Wir müssen keine Angst haben, dass die neuen Krieger auf der Burg ihre Pflichten vergessen.“
„Gut.“ Ich zwang mich, das unheimliche Gefühl abzuschütteln, das mich bei dem Gespräch über Pryderi überkommen hatte. „Also meinst du, dass meine Idee funktionieren wird?“
Er lächelte. „Ja, dein Befehl, die Wachtburg zu einer Ausbildungsstätte für junge Krieger zu machen, ist von den Bewohnern sehr gut aufgenommen worden.“
„Umsicht und Ausbildung – das ist immer eine gute Mischung.“
„Es steht fest, dass die Wachtburg Partholon nicht noch einmal im Stich lassen wird“, sagte er nüchtern.
„Du glaubst doch nicht, dass genügend Fomorianer überlebt haben, sodass sie uns erneut angreifen können, oder?“ Diese Kreaturen waren böse, vampirähnliche Wesen, die in die Hölle gehörten. Ja – der Gedanke daran, dass sie irgendwo zusammenhockten und Pläne schmiedeten, wie sie den Pass und die Burg, die speziell zu seiner Überwachung erbaut worden war, noch einmal überwinden könnten, verursachte mir eine Gänsehaut.
„Ich glaube, dass die Pocken und ihre Verluste in den Schlachten sie nahezu ausgelöscht haben, aber wir müssen darauf vorbereitet sein, dass sie eventuell wieder auftauchen.“
„Meinst du, dass sie schwangere Frauen mit sich über den Pass genommen haben?“
„Ich bete, dass dem nicht so ist.“
Das klang für mich nicht wie eine wirklich positive Antwort.
„Also bleiben wir wachsam und halten die Augen offen.“
„Ja“, bestätigte er.
„Okay.“ Ich gähnte, und er stellte die Ohren auf (wörtlich gemeint).
„Wenn dein Körper dir sagt, dass du dich ausruhen musst, dann musst du dich ausruhen“, sagte der zukünftige Vater.
„Zur Abwechslung widerspreche ich dir mal nicht.“ Ich stand auf und streckte mich wie eine Katze. Sogar nach dem eher morbiden Thema über den dunklen Gott sorgten die warme Brühe und der Tee dafür, dass ich mehr als bereit für eine Nacht voll Schlaf war. Die von mir genommene Befürchtung, ich könnte unter einer tödlichen Krankheit leiden, trug natürlich auch einiges dazu bei, ganz zu schweigen der Orgasmus.
„Vielleicht ist das ja ein netter Nebeneffekt deiner Schwangerschaft, dass du mir nicht mehr widersprichst“, sagte er und folgte mir zu unserem Bett.
„Darauf würde ich nicht zählen“, erwiderte ich mit einem weiteren Gähnen.
Er ließ sich auf der Matratze nieder, dann suchte ich mir eine Position, in der ich mich eng zusammengerollt an ihn kuscheln konnte. Ich dachte, dass wir eigentlich ein merkwürdiges Paar abgeben müssten – ein Wesen, das halb Pferd, halb Mensch war, gemeinsam mit einer menschlichen Frau –, aber das taten wir nicht. Egal, wie ich lag, eine seiner Hände fand immer den
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