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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Weg auf meinen Rücken oder auf eins meiner Beine, und er streichelte mich mit gleichmäßigen, beruhigenden Bewegungen. Seine Wärme und die Berührungen wirkten wie eine Schlaftablette auf mich. Ich liebte es, dass er mich in den Schlaf streicheln konnte. Meine Augen waren bereits geschlossen, als seine Stimme meine vernebelten Gedanken durchschnitt.
    „Ich war überrascht, dass du nicht den magischen Schlaf benutzt hast, um mich zu besuchen.“ Er hielt inne, dann fügte er hinzu: „Oder warst du bei mir, und ich habe deine Gegenwart nicht wahrgenommen?“
    „Nein ...“ Seine Frage machte mich wieder hellwach. „Ich hatte diese Träume nicht mehr, seit du mit Nuada gekämpft hast.“
    Außer einem kurzen Grummeln blieb er still. Ich wusste, dass wir beide an die fürchterliche Schlacht zurückdachten, in der Nuada, der Anführer der Fomorianer, ClanFintan beinahe getötet hätte. Ich war bewusstlos geschlagen worden, und meine Göttin hatte meine Seele von meinem Körper gelöst, damit ich Nuada ablenken konnte. ClanFintan konnte die Kreatur daraufhin töten. Das hatte zu einem panischen Rückzug der Fomorianer geführt und die Schlacht zu unseren Gunsten gewendet. Davor hatte Epona meinen Geist ein paarmal während meiner Träume aus meinem Körper geholt; in diesen magischen Träumen hatte ich Aufklärungsreisen zu unseren Feinden unternommen, um sie auszuspähen und um sie in unsere Fallen zu locken.
    Seit die Fomorianer verschwunden waren, war ich von Epona noch nicht wieder zu nächtlichen Reisen gerufen worden, auch wenn ich einmal versucht hatte, einen magischen Traum zu erzwingen, nachdem ClanFintan abgereist war. Ich hatte seitdem auch nicht mehr das Flüstern ihrer Stimme vernommen, an das ich mich seltsamerweise gewöhnt hatte. Erst an diesem Tag, als sie mir eingeflüstert hatte, dass ich nicht ihre Auserwählte spiele, sondern dass ich sie bin, habe ich sie wieder gehört. Erst da war mir bewusst geworden, wie sehr mich ihr Schweigen gestört hatte.
    „Ich habe versucht, meinen Geist aus meinem Körper zu schicken, um dich zu besuchen, aber es hat nicht funktioniert. Ich habe Epona gebeten, mich dich besuchen zu lassen. Es war vorher immer so einfach – ich bin so viel gereist, dass ich es sogar schon leid war.“
    „Ja, ich erinnere mich.“
    Ich spürte, dass er nickte.
    „Und sie hat auch nicht mehr zu mir gesprochen“, sagte ich leise.
    „Rhea, deine Göttin wird dich nicht verlassen. Das musst du glauben.“
    „Ich weiß nicht, ClanFintan. Eigentlich weiß ich gar nichts über diesen ganzen Inkarnierte-Göttin-Kram. Vergiss nicht, ich bin nicht Rhiannon.“
    „Ja, und dafür danke ich deiner Göttin jeden Tag.“ Seine Stimme klang fest.
    Die Wahrheit war, niemand hatte Rhiannon gemocht. Okay, genauer gesagt hatten die meisten Menschen, die sie gekannt hatten, sie gehasst. Das war anfangs sehr irritierend für mich gewesen. Außerdem war es verwirrend, genauso auszusehen wie jemand, der sich zu einer völlig anderen Persönlichkeit entwickelt hatte.
    „Manchmal frage ich mich, ob ich mir nur eingebildet habe, Eponas Auserwählte zu sein.“
    „Hältst du so wenig von Epona?“ Er klang nicht böse, nur fragend.
    „Nein.“ Die Antwort fiel mir leicht. „Ich habe ihre Gegenwart gespürt und ihre Macht erfahren.“
    „Dann musst du selber es sein, von der du so wenig hältst.“
    Darauf wusste ich keine Antwort. Ich hatte immer geglaubt, eine starke Frau mit einem gesunden Ego und ausgezeichneter Selbstachtung zu sein, aber vielleicht hatte mein Mann recht. Vielleicht musste ich bei mir nach Zweifeln und Schwächen schauen, nicht bei Epona.
    Konnte das ein Grund dafür sein, wieso Rhiannon und ich so unterschiedlich waren? Ich wusste, dass Selbstzweifel destruktiv waren und mein Leben beeinflussen konnten, aber war ein bisschen Selbstreflexion nicht auch gesund? War Rhiannon so verwöhnt und eigensinnig geworden, dass sie gegen jeden Selbstzweifel immun war? Dazu noch die Macht, die mit dem Status als Auserwählte Eponas dazukam. Vielleicht war sie wie Shakespeares Julius Cäsar „ein Schlangenei, das, ausgebrütet, verderblich würde wie seine ganze Art“.
    Hatte Epona das getan, worüber Brutus nachgedacht hatte, und durch den Rollentausch mit mir die Schale zerschmettert, bevor Rhiannons Bösartigkeit Partholon zerstören konnte?
    Oder ließ ich nur zu, dass das sinnlose literarische Wissen, das mein Englischlehrer-Gehirn verstopfte, mich in den Wahnsinn trieb?
    „Ruh dich

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