Verbannt
liegt einen kleine Lichtung. Ein Bach durchquert sie, und da stehen zwei uralte Bäume ...“
„Ein Bach!“, unterbrach ich ihn. Mit einem Mal war ich unsagbar durstig. „Also, wenn nichts uns auffressen wird, würde ich gerne einen Schluck daraus trinken.“ Meine Hand bewegte sich wie von selbst und legte sich kurz auf meinen Bauch. „Und danach sollten wir wohl besser zurückreiten.“ Ich sah ihn entschuldigend an. „Es könnte sein, dass ich langsam müde werde.“
Ich musste ihm zugutehalten, dass er nicht sagte: Hab ich dir doch gesagt. Er schüttelte nur den Kopf und bedeutete uns, ihm in den Wald zu folgen.
Ich schnalzte mit der Zunge und gab ein wenig Druck mit den Schenkeln. Einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass Epi mir nicht gehorchen würde – sie fühlte sich seltsam kalt und metallisch zwischen meinen Beinen an. Ich strich mit meinen Fingern durch ihre glänzende Mähne und ihren angespannten Hals entlang, wobei ich ihr beruhigende Koseworte zuflüsterte. Ein Zittern lief durch ihren Körper, und sie verwandelte sich wieder zu einem lebendigen Pferd. Sie machte einen vorsichtigen Schritt, dann noch einen, und endlich folgten wir ClanFintans sich entfernendem Rücken in den nebelverhangenen Wald.
Nach nur wenigen Schritten betraten wir eine zauberhafte kleine Lichtung, die sonderbarerweise frei von Nebel war. Wie eine Oase der Klarheit inmitten eines suppigen Tages. Meine Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf die beiden riesigen Bäume, die majestätisch mitten auf der Lichtung standen. Ein glitzernder Bach floss zwischen ihnen entlang und weiter in den Wald hinein. Das Wasser sah frisch und einladend aus.
„Lass uns einen Schluck trinken“, sagte ich und trieb Epi vorwärts. Ihre ungewohnte Zurückhaltung erstaunte mich immer noch. Zögernd trat sie an den Bach neben ClanFintan, der bereits kniete und aus der gewölbten Hand trank.
„Lass mich dir helfen“, sagte er.
Schnell war er an Epis Seite und legte seine warmen Hände um meine Taille. Dann hob er mich vom Rücken des Pferdes herunter und drehte mich so, dass ich ihn ansah. Lächelnd zog er mich an sich und ließ mich langsam an seinem Körper hinuntergleiten, bis meine Füße den Boden berührten. Ich kicherte und gab ihm einen Kuss auf den Bauch, wo seine Lederweste offen stand und seine strammen Bauchmuskeln enthüllte (das war zufällig auch die einzige Stelle, die ich im Stehen erreichen konnte).
„Trink, mein Liebe.“ In seiner Stimme schwangen seine Gefühle für mich mit. „Ich kann es kaum erwarten, dich wieder in den Tempel zu bringen. Du weißt, eine Frau, die ein Kind in sich trägt, soll mehrmals am Tag eine Pause machen – eine Pause, während der sie sich in ihre Gemächer zurückzieht und sich ausruht.“ Er betonte das letzte Wort, um mir seine spezielle Bedeutung klarzumachen.
„Wirst du mir die Füße massieren?“, murmelte ich an seiner Brust.
„Unter anderem.“
Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. „Dann bin ich einverstanden.“ Ich drückte ihn fest und gab ihm noch einen dicken Kuss auf seinen Bauch, dann drehte ich mich zum Bach um. Als ich mich zum Trinken hinkniete, warf ich meiner Stute über die Schulter einen Blick zu. Ihre Ohren waren nach vorne gerichtet. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt den beiden Bäumen, die ein kleines Stück bachaufwärts standen.
„Epü“, sagte ich scharf. Ihre Ohren zitterten kurz in meine Richtung. „Komm, trink was.“
Sie bewegte sich nicht, ihre Ohren (und ihre Aufmerksamkeit) richteten sich wieder auf die Bäume. Ich schaute zu ClanFintan. Er zuckte mit den Schultern, offensichtlich genauso verwirrt von ihrem Verhalten wie ich. Ich tat es ihm gleich und beugte mich hinunter zum Bach.
Das Wasser war wie flüssiges Eis. Seine Süße erinnerte mich an die erfrischenden öffentlichen Trinkbrunnen in Rom. (Ja, ich habe ein paar Schüler nach Übersee begleitet – und ja, sie haben gut auf mich aufgepasst.) Ich nahm einen großen Schluck. Als mein Durst gelöscht war, ließ ich mich auf die Fersen sinken und merkte, wie mein Blick zu den Bäumen glitt, die immer noch Epis volle Aufmerksamkeit hatten.
Sie waren gigantisch und offensichtlich uralt. Die Zweige setzten erst weit über uns an. Einen Augenblick wirkte etwas seltsam an ihnen, dann fiel mir auf, was es war. Sie trugen immer noch ihre Blätter. Ich blinzelte und schaute mich um, versuchte, durch den nebligen Wald die am nächsten stehenden Bäume am Rande der Lichtung zu
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