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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Vögel mehr sangen. Je näher wir den Bäumen kamen, desto stärker konnte ich sie fühlen. Wie ein Leuchtfeuer strahlten sie mir entgegen und wiesen mir den Weg. Auf Armeslänge von ihnen entfernt blieb ich stehen und wandte meinen Blick Clint zu.
    „Und nun?“ Meine Stimme klang angespannt.
    „Beim letzten Mal“, sagte er so ruhig, als wären wir in einer Kirche, „habe ich mich darauf konzentriert, die Kraft des Waldes in mir zu einer Art Kugel zusammenzuballen.“
    Ich schaute ihn fragend an, und er schenkte mir ein Lächeln.
    „Ja, ich spüre die Kraft des Waldes auch. Nicht so stark wie du, sie fließt nicht einfach so in mich hinein, aber ich bin durchaus in der Lage, sie anzuzapfen. Normalerweise tue ich das, um mich physisch zu stärken.“
    „So wie Storm von den X-Men die Macht des Windes nutzt, um zu fliegen oder so?“ Das war nur halb scherzhaft gemeint.
    „Nicht ganz.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Mehr wie extrastarkes Tylenol für meinen steifen Rücken.“
    Kein Wunder, dass er so agil wirkte, seitdem wir den Wald betreten hatten. Ich nickte verstehend.
    „Nachdem ich alle Kraft, die ich kriegen konnte, in mir versammelt hatte, habe ich mich auf Rhiannon konzentriert und auf alle Gründe, weshalb sie nicht in dieser Welt sein sollte. Dann habe ich meine Aufmerksamkeit auf deine Aura gelenkt und versucht, dich zu mir zu rufen. Wie du mir bereits erzählt hast, habe ich dabei aber nicht dich, sondern vielmehr dein Pferd auf die Lichtung gelockt.“
    „Als ich näher kam, konnte ich die Bäume auch rufen hören“, sagte ich.
    „Ja. Dann habe ich mich darauf konzentriert, Rhiannon nach drüben und dich hierher zu schleudern, und als du die Bäume berührt hast, habe ich dich gepackt und zu mir gezogen.“ Er imitierte diese Handbewegung. „Und hier bist du nun. Ich habe allerdings keine Ahnung, wieso Rhiannon von all dem unberührt geblieben ist.“
    „Okay, dann ...“ Ich rieb meine Hände aneinander und trat entschlossen auf die Bäume zu. „Zumindest müssen wir uns dieses Mal nicht auf Rhiannon konzentrieren. Sie kann bleiben, wo immer sie auch gerade ist. Lass uns einfach anfangen, mich nach Hause zu bringen.“
    Ich stellte mich breitbeinig über den Bach, so wie ich es meiner Erinnerung nach getan hatte, als ich hierhergerissen worden war. Dann hob ich die Hände und legte sie auf das smaragdgrüne Moos. Der warme Blitz, der durch sie fuhr, ließ mich wegen seiner Intensität erzittern.
    Durch zusammengebissene Zähne erklärte ich Clint: „Ich glaube nicht, dass es ein Problem sein wird, ausreichend Kraft zu sammeln. Ich fühle mich, als wenn ich die höchsten Wolkenkratzer im Schlusssprung überwinden könnte.“
    „Konzentriere dich auf Partholon.“
    Clints Stimme war so tief geworden, dass er noch mehr wie ClanFintan klang. Ich warf ihm einen Blick zu und erwartete beinahe, meinen Mann an seiner Stelle stehen zu sehen. Nein, erinnerte mich mein Kopf, als ich Clints sehr menschliche Züge studierte. Er ist nur sein Ebenbild.
    „Mach ruhig, mein Shannon-Mädchen.“
    Jetzt war seine Stimme so tief, dass ich mich anstrengen musste, ihn durch das machtvolle Rauschen der Bäume hindurch zu verstehen.
    „Geh zu ihm zurück. Geh nach Hause.“
    „Danke“, flüsterte ich unter Tränen, die unerwartet in meine Augen traten. Dann richtete ich meine volle Aufmerksamkeit auf die Bäume.
    Mit gesenktem Kopf drückte ich meine Hände noch fester gegen die moosigen Flanken der Eichen und starrte hinunter in das klare Wasser des kleinen Bachs. So hatte ich einen ersten Blick in diese Welt geworfen, daher war es nur stimmig, dass dies der Schlüssel für meine Rückkehr nach Partholon war.
    Ich konzentrierte mich. Als Erstes kam mir Epi in den Sinn, und ich rief die Erinnerung an ihre samtweiche Schnauze wach, die mich nach einem fröhlichen Willkommen-Wiehern zärtlich beschnupperte, und wie ihre sanften braunen Augen die besten Seiten meiner Seele widerzuspiegeln schienen. Dann dachte ich an Alanna, nicht als das Spiegelbild meiner Freundin aus dieser Welt, sondern an die Person, die ich in meiner Zeit in Partholon lieben gelernt hatte. Erinnerte mich an ihre Anmut und ihren Humor und daran, wie sehr sie es genoss, sich um mich zu kümmern.
    Ich ließ meine Gedanken weitertreiben, bis Bilder von ClanFin-tan meinen Geist erfüllten. Ich dachte daran, wie sehr er versucht hatte, sich nicht in mich zu verlieben, weil er dachte, ich sei Rhiannon. Wie es ihm nicht gelungen war, seine

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