Verbannt
Distanz aufrechtzuerhalten. Wie er mich beschützt und geliebt hatte. Die Art, wie er mir die Locken aus dem Gesicht strich, bevor er seine Hände darumlegte. Die Wärme seines Körpers, wenn er sich vorbeugte, um mich zu küssen.
Mit sanftem Druck prüfte ich, ob die Baumstämme unter meinen Händen durchlässig geworden waren, aber sie waren fest und standen unverrückbar. Ich seufzte verzweifelt und ließ meine Hände sinken.
„Es funktioniert nicht“, wandte ich mich an Clint. „Vielleicht musst du mir helfen. Ich meine, du hast mich hergeholt, vielleicht musst du dann auch an meiner Rückführung aktiv beteiligt sein.“ Ich deutete auf die andere Seite der Bäume. „Warum stellst du dich nicht mir gegenüber? Versuch, an dieses Schleuderding zu denken, wie du es letztes Mal auch getan hast, bevor die Bäume nachgiebig wurden und du mich durch sie hindurchgezogen hast.“
Er nickte und trat um die Eiche herum, sodass er ebenfalls über dem Bach stand.
„Bist du bereit?“, fragte ich.
Er nickte noch einmal, und gemeinsam hoben wir unsere Hände und legten sie auf den entgegengesetzten Seiten an die Baumstämme. Wir schauten einander an, und ich bemerkte die Intensität seines Blickes. Die Kraft der Bäume brandete zwischen uns hin und her, und ich merkte, dass ich darunter das Schlagen von Clints Herz und das Pulsieren seines Blutes spüren konnte, als wäre ich mit seiner Lebensenergie verbunden. Ich zwinkerte ein paarmal, und plötzlich konnte ich eine Aura sehen, die ihn umgab. Sie war juwelenblau mit leichten Schattierungen von Bernstein und Gold an den Rändern. Es war ein hypnotischer Anblick.
Seine Stimme brach in die Stille meiner Gedanken. Ich hörte die Emotionen in ihr.
„Wenn du willst, dass ich mich darauf konzentriere, dich von hier fortzubringen, musst du aufhören, mich so anzusehen.“
„Es tut mir leid!“ Ich schloss die Augen und schob das Bild von ihm beiseite.
ClanFintan! Ich weckte alle meine Erinnerungen an ihn. Seine Geduld mit mir, wie er mir Zeit gelassen hat, mich daran zu gewöhnen, ein Lebewesen zu lieben, das so anders war als alles, was ich je zuvor gesehen hatte. Wie ich mich in seine Integrität und Ehrlichkeit verliebt hatte, lange bevor ich sein Herz und seine Seele kannte. Ich erinnerte mich an den Wandel und seine ergreifende Schönheit, an die Qualen, die er durchleiden musste, bevor wir uns lieben konnten.
Unter meinen Handflächen begann das Moos zu zittern. Mit gesenktem Kopf öffnete ich die Augen und schaute konzentriert in das Wasser unter mir. Als ich das tat, bewegte sich die Oberfläche und brach auf, als würde ein Fenster geöffnet werden. Ich blinzelte durch die Öffnung, um einen Blick auf die dahinterliegende Welt zu erhaschen.
Ich konnte die Spiegellichtung in Partholon sehen. Sie sah genauso aus wie diese hier, nur dass sie leer war. Ohne zu zögern, bündelte ich die in mir anschwellende Kraft und schleuderte sie durch das Wasser nach Partholon hinüber. Wie ein Zielfluggerät, das durch eine Schnur aus Energie mit mir verbunden war. Wieder spürte ich ein Zittern durch die Bäume laufen. Ich rief mir die Aura, die ich vor wenigen Augenblicken um Clint herum gesehen hatte, in Erinnerung und konzentrierte mich darauf, sein Spiegelbild zu mir zu rufen.
Ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Ich wusste nur, dass ich mein ganzes Wesen auf das konzentrieren musste, was ich rief. Bald musste ich heftig blinzeln, um die Schweißtropfen zu vertreiben, die mir von der Stirn in die Augen rannen. Wie aus weiter Ferne nahm ich wahr, dass mein Atem schneller ging und meine Kleidung von Schweiß durchweicht war, sodass sie mir wie ein feuchter Sack am Körper hing.
Meine Arme begannen zu zittern, da hörte ich ein Geräusch, das anschwoll. Es war beinahe hypnotisierend. Ich schaute durch den Bach und sah ClanFintan durch das knackende Unterholz auf die Lichtung stürmen. Seine saphirblaue Aura war weithin sichtbar und pulsierte am Rand mit goldenen Flecken.
„Shannon!“
Die Kraft in seiner Stimme hallte unheimlich durch das Wasser.
„Hier!“, rief ich.
Sein Zentaurenkörper sprang mit unmenschlicher Geschwindigkeit auf die Bäume zu. Dort kam er schlitternd an genau dem Platz zum Stehen, auf dem in dieser Welt Clint stand.
„ Wie kann ich dir helfen?“
Die Frustration in seiner Stimme spiegelte meine eigene wider.
„Konzentrier dich! Stemm deine Hände gegen die Bäume, und denk an mich.“
Sofort hob er die Hände und legte sie an die
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