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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Mittlerweile stand die Aufmachung des Lokals
im krassen Gegensatz zu der Musik, die Jinxy zufolge darin gespielt wurde. Nur
samstags versammelten sich hier noch Mädchen mit weiß geschminkten Gesichtern
und Jungen in bodenlangen Ledermänteln, um an einer Veranstaltung teilzunehmen,
die sich „Hexensabbat“ nannte.
    Mein
Vater parkte direkt vor dem schwarz gestrichenen Gebäude und betrachtete
stirnrunzelnd ein verblichenes Plakat neben der Eingangstür; es stammte noch
aus früheren Zeiten des Lokals und zeigte eine viktorianische Jungfrau mit
zusammengenähten, blutigen Lippen. Unter dem Bild – und dazu passend wie die
Faust aufs Auge – standen zwei Mädchen aus der Galilei High School, die sich
gerade kichernd Zigaretten anzündeten und in ihren Miniröckchen erbärmlich zu
frieren schienen.
    „Also
dann“, wandte sich mein Vater schließlich mit mühsam unterdrücktem Missfallen
an Jinxy und mich. (Dabei bemühte er sich wahrscheinlich daran zu denken, wie
wichtig es war, dass seine eigenbrötlerische Tochter einmal unter Leute ging.)
„Lily, du hast Geld für ein Taxi. Spätestens um eins bist du zu Hause, alles
klar?“
    Ich
nickte meinem Vater zu, während ich hinter Jinxy von der Rückbank rutschte.
Gleichzeitig schickte ich ein Stoßgebet gen Himmel, dass Rasmus tatsächlich
hier war – andernfalls würden dies die längsten vier Stunden meines Lebens
werden. Die beiden leichtbekleideten Raucherinnen, die sich gerade lautstark
über Intimpiercings unterhielten, ließen mich allerdings nichts Gutes ahnen:
Irgendwie konnte und wollte ich mir einfach nicht vorstellen, dass Rasmus sich
zusammen mit anderen Mädchen von diesem Schlag auf der Tanzfläche zu den Hits
von David Guetta verausgabte. Unwillkürlich verlangsamte ich meine Schritte,
doch Jinxy marschierte bereits durch den Eingang, über dem in gotischen Lettern
geschrieben stand: Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren. Selbstverständlich
hatte ich Dantes Göttliche Komödie gelesen und wusste, dass es sich
dabei um die Aufschrift über dem Höllentor handelte, doch ich konnte nicht
anders, als die Aufforderung persönlich zu nehmen. Nervös folgte ich meiner
Freundin in den Eingangsbereich des Lokals, wo wir von einer untot aussehenden
Gestalt empfangen wurden, die Welcome-Shots verteilte.
    „Satansblut?“,
bot uns der Zombie missmutig an. Man konnte deutlich seine Verbitterung darüber
erkennen, dass er gezwungen war, solche wie uns überhaupt zu bedienen. Ich
starrte auf die überdimensionalen Schnapsgläser auf seinem Tablett, die
großzügig mit einer rötlichen Flüssigkeit gefüllt waren, und zögerte einen
Augenblick zu lange. Schon hatte Jinxy mir mein Getränk vor der Nase
weggeschnappt und kippte es gleich nach ihrem eigenen hinunter.
    „Schmeckt
wirklich satanisch“, versicherte sie dem Zombie freundlich, woraufhin dessen
Miene noch einen Tick leidender wurde. Wir überließen ihn seinem Schicksal und
folgten den hämmernden Bässen ins Innere des Lokals, dessen Wände mit den
lodernden Flammen des Höllenfeuers bepinselt waren. Als wir den Hauptraum
erreicht hatten, stellte sich heraus, wie gut diese Gestaltung passte: Die
rauchgeschwängerte Luft bereitete mir Atemprobleme, und es war so heiß, dass
ich tatsächlich das Gefühl hatte, in der Hölle zu schmoren. Die anderen Gäste
schien das allerdings nicht zu stören, während sie sich auf der überfüllten
Tanzfläche gegenseitig die Ellbogen in die Rippen rammten. Zu meiner
Erleichterung lotste mich Jinxy durch die verschwitzten, zappelnden Leiber
hindurch, bis wir ein etwas ruhigeres Plätzchen im hinteren Teil des Lokals
fanden. Unglücklicherweise stießen wir dort ausgerechnet auf Eric, doch der
schien uns gar nicht zu bemerken: Angetan mit einem weit aufgeknöpften
rosafarbenen Hemd, lehnte er lässig an der Wand und unterhielt sich mit einem
kraushaarigen Mädchen.
    „Hat
es sehr wehgetan?“, fragte seine Gesprächspartnerin gerade und riss die blauen
Kulleraugen auf, während sie vorsichtig das Pflaster auf Erics Stirn berührte.
    „Ach,
weißt du“, antwortete Eric achselzuckend, wobei er seiner Stimme offensichtlich
einen rauchigen Klang zu verleihen versuchte, „als Sportler habe ich eine
relativ hohe Schmerzgrenze.“
    Neben
mir gab Jinxy ein so lautes Schnauben von sich, dass sie die Musik locker
übertönte. „Das halte ich nicht so ohne Weiteres durch“, sagte sie mir ins Ohr.
„Los, lass uns was trinken gehen.“
    „Ich
bin gar nicht

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