Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)
dieser Art
besonders viel Erfahrung gehabt hätte. Tatsächlich brachte er mich dazu, mich
erst einmal räuspern zu müssen, bevor ich überhaupt antworten konnte.) „Klingt
nach einer ungesunden Mischung“, murmelte ich schließlich benommen.
„Allerdings“,
bestätigte Rasmus, und ich bemerkte erst jetzt, dass er sein Glas abgestellt
hatte. „Wahrscheinlich kriegt man einen ziemlich furchtbaren Kater davon.“
„Oder
Sodbrennen.“
„Mindestens!
Und trotzdem kann ich irgendwie nicht anders.“
Ich
stieß langsam den Atem aus. „Nicht anders als …?“
„Zu
probieren“, vollendete Rasmus mit einem geradezu verschlagenen Ausdruck in
seinen Augen den Satz und weidete sich an meinen unbehaglichen Verrenkungen.
Während er mich weiterhin mit diesem ganz speziellen Blick fixierte, kam er
langsam näher.
„Das
war schmierig“, rügte ich ihn so gedämpft, dass es fast in der Musik unterging.
„Hab
ich auch gerade bemerkt“, gab er ebenso leise zurück. Verschwommen nahm ich
wahr, dass die heitere Melodie von einer einsamen E-Gitarre abgelöst wurde, die
den Song Mr Brightside von den Killers einleitete. Rasmus kam noch ein
Stück näher.
Zum
zweiten Mal innerhalb weniger Minuten stolperte ich, diesmal allerdings
rückwärts. Ich bereitete mich schon darauf vor, mich unsanft auf den Boden zu
setzen und den Augenblick somit auf höchst peinliche Weise zu ruinieren, als
ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Erleichtert lehnte ich mich zurück, während
Rasmus die Hände links und rechts von mir abstützte. Dann beugte er sich zur
mir herunter. Er war mir jetzt so nahe, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht
spüren konnte, und in einem kurzen Aufflackern der Discobeleuchtung erkannte
ich die Schatten seiner Wimpern auf seinen Wangen. Einem unbeteiligten
Beobachter wäre es wohl ziemlich schroff erschienen, wie Rasmus mich an der
Wand gefangen hielt … doch als er seine Lippen auf meine legte, bewegte er sie
beinahe vorsichtig und so, als hätten wir alle Zeit der Welt. Erst nachdem
meine anfängliche Verblüffung ein wenig abgenommen hatte, begriff ich, dass
sein Kuss nicht einfach nur zärtlich war – er war aufreizend langsam.
But she's touching his chest now/He takes off her
dress now …
Das
Lied pulsierte in meinem Magen, während ich mich von der Wand wegdrückte und
die Arme hob; dann, ziemlich erschrocken über meinen Mut, legte ich die Hände
in Rasmus‘ Nacken. Als er nicht darauf reagierte, zog ich ihn zu mir herab und
küsste ihn beinahe wütend. Dabei fuhr ich mit einer Hand seinen Rücken hinunter
und ließ die Finger unter sein Shirt gleiten, bis ich seine heiße Haut fühlen
konnte.
Ich
riss die Augen auf und taumelte, als ich plötzlich alleine dastand. Rasmus war
einen Schritt zurückgewichen und betrachtete mich mit seinem schläfrigen
Raubkatzenblick, den ich unmöglich deuten konnte. Zitternd holte ich Luft,
während sein Schweigen immer schwerer auf mir lastete. Ich war eindeutig zu
weit gegangen, ich hatte mich überhaupt nicht unter Kontrolle. Sollte ich mich
jetzt bei ihm entschuldigen? Wie blöd würde sich das denn anhören? Aber was zum
Teufel hatten meine Hände unter seinem Shirt zu suchen?
Als
ich sein wohlbekanntes Grinsen sah, fiel mir zunächst ein Stein vom Herzen –
gleich darauf wünschte ich mir, mein Kopf würde etwas weniger wie eine Tomate
aussehen.
„Das
war doch aufschlussreich“, stellte Rasmus fest, aber das Grübchen in seiner
rechten Wange strafte seinen sachlichen Tonfall Lügen.
„Findest
du?“ Dieses atemlose Piepsen konnte ja wohl nicht wirklich meine Stimme sein.
„Und
ob. Ich hatte schon befürchtet, du würdest dir so etwas nur für schachliebende
Fußballspieler aufheben.“
„Was
für Fußballspieler?“, platzte es aus mir heraus, bevor mir einfiel, was ich ihm
bei unserem ersten Date über meinen angeblichen letzten Freund erzählt hatte.
„Ach so“, schickte ich schnell hinterher und versuchte mich von seinem
schelmischen Gesichtsausdruck nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Oder
zumindest nicht noch mehr.
Für
einen Moment sah es so aus, als wollte er sich wieder auf mich zubewegen, als
plötzlich eine schrille Stimme unsere Aufmerksamkeit erregte und wir beide
gleichzeitig die Köpfe zur Tanzfläche drehten. Der „Eistee“ hatte ganz
offensichtlich seine Wirkung bei Jinxy nicht verfehlt: Ihre zahlreichen Zöpfchen
wirbelten durch die Luft, während sie lauthals zur Musik sang und dabei mit
ausgebreiteten Armen
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