Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)
durstig“, wandte ich ein.
„Das
ist auch nicht der Punkt.“ Jinxy sah mich einen Moment lang erwartungsvoll an,
dann schüttelte sie bekümmert den Kopf und wieselte auch schon zur Bar hinüber,
die sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Während ich auf sie wartete,
rückte ich unauffällig ein Stück von Eric ab (er hatte soeben begonnen, mit den
Locken seiner verlegen kichernden Bewunderin zu spielen) und sah mich
aufmerksam um. Es dauerte nicht lange, bis ich die restlichen Jungen aus dem
Basketballteam entdeckt hatte – sie alle waren in Begleitung von Mädchen und
befanden sich in verschiedenen Stadien der Betrunkenheit – aber von Rasmus
fehlte jede Spur.
„Mal
kosten?“, riss mich Jinxy aus meinen Gedanken und hielt mir ein großes Glas
unter die Nase.
Ich
beäugte misstrauisch den bräunlichen Inhalt, in dem eine Zitronenscheibe
schwamm. „Was ist das?“
„Eistee.“
Beruhigt
nahm ich einen Schluck und begann sofort zu husten. „Das kann nicht stimmen!“
„Im
weitesten Sinne schon“, gab Jinxy heiter zurück und trank den Rest in
beängstigend raschen Zügen aus. Eric und die Lockige hatten inzwischen zu
tanzen angefangen, und zwar auf eine Art und Weise, die mir kleine Schweißperlen
auf die Stirn trieb. Unbehaglich wandte ich mich ab und nahm dabei
versehentlich Blickkontakt mit einem vorbeigehenden Jungen auf, der prompt die
Lippen spitzte und Kussgeräusche in meine Richtung schickte. In diesem Moment
warf Erics Tanzpartnerin leidenschaftlich den Kopf nach hinten, sodass ihre
langen Haare in mein Gesicht peitschten.
„Jinxy“,
presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „irgendwie fühle ich
mich hier nicht besonders wohl. Ich hab echt keine Ahnung, wie ich mich verhalten
soll!“
„Keine
Panik“, beruhigte mich meine Freundin, nachdem sie auch noch das letzte
Bisschen aus ihrem Glas geschlürft hatte. „Bleib am besten an der Wand stehen
und versuch den Leuten nicht in die Augen zu schauen.“
„Okay“,
antwortete ich beklommen.
Jinxy
legte mir einen Arm um die Schulter. „Lilylein“, erklärte sie geduldig, „das
war ein Scherz. Ja? Komm, wir gehen jetzt tanzen!“
„Danke,
aber ich glaub, ich bleibe nicht mehr allzu lange“, lehnte ich ab und ließ
dabei den Blick erneut über die rhythmisch zuckende Menschenmasse wandern.
Rasmus konnte ich immer noch nicht entdecken. Er war nicht da. Und ich saß hier
in meiner ganz persönlichen Hölle fest, die auch noch den passenden Namen trug.
„Ich kriege nämlich solche Kopfschmerzen von dem Rauch“, fügte ich hinzu, um
meinen baldigen Abgang vorzubereiten. Nichts wie raus hier.
„Zu
dumm“, meinte Jinxy spöttisch und stellte ihr Glas kurzerhand auf dem Fußboden
ab. „Gib mir bitte Bescheid, bevor du gehst. Und vielleicht solltest du dich
auch von Mr Schlafzimmerblick verabschieden, den hab ich vorher ganz hinten an
der Bar gesehen.“
Es
dauerte einige Sekunden, bis ich wieder zu Atem kam. Schließlich brachte ich
mit schriller Stimme hervor: „Das sagst du mir jetzt ?“
„Sind
die Kopfschmerzen weg?“
Ich
zögerte einen Moment und gab ihr dann einen freundschaftlichen, jedoch nicht
allzu sanften Schubs. „Na los, geh tanzen. Wir sehen uns später.“
Kaum
war Jinxys breites Grinsen im Gedränge auf der Tanzfläche verschwunden, machte
ich mich ebenfalls auf den Weg und ließ dabei ohne großes Bedauern Eric und den
leidenschaftlichen Lockenschopf zurück. Ich durchquerte den Raum und schlug
dann mit leicht zitternden Knien einen Bogen um die Teufelsskulptur, die mir
den Blick auf diesen Teil des Lokals verstellt hatte.
Rasmus
stand am hintersten Ende der Bar, den Rücken gegen den Tresen gelehnt und ein
Cocktailglas in der Hand. Im Gegensatz zu einigen anderen der Anwesenden hatte
er sich nicht sonderlich herausgeputzt, sondern trug zu seinen schwarzen Jeans
bloß ein schmales graues Langarmshirt mit kurzer Knopfleiste – und wirkte darin
irgendwie so viel erwachsener als etwa Eric mit seinem rosafarbenen Hemd oder …
ich?
Verunsichert
hielt ich inne und schob den breiten Gürtel zurecht, der an meiner Taille zu
leuchten schien wie ein Stoppzeichen. Im selben Augenblick rauschte ein
silberblondes Mädchen an mir vorbei, steuerte direkt auf Rasmus zu und baute
sich dann selbstbewusst vor ihm auf. Was sie zu ihm sagte, wurde von der Musik
übertönt, doch Rasmus antwortete ganz offensichtlich freundlich und ohne zu
zögern. Sie berührte ihn kurz am Arm und schenkte ihm dabei ein
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