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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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störrischen Esel hinter mir herzuschleppen. Als wir die Tür
schon fast erreicht hatten, fiel Jinxys Blick auf Eric, der den Lockenschopf
offenbar losgeworden war. Meine Freundin schaffte es, ihre Hand aus meiner zu
befreien, und winkte Eric überschwänglich zu. Als wäre ich in der vergangenen
Stunde nicht schon genug durch die Gegend gestolpert, geriet ich durch den
plötzlichen Verlust meines Gegengewichts erneut ins Straucheln. Rasmus machte
einen schnellen Schritt nach vorne, um mich aufzufangen, aber da hatte mich
auch schon jemand anderer an der Taille erwischt und hielt mich behutsam fest.
    „Gehst
du schon?“, fragte Sam, der sich gerade mit Eric unterhalten hatte. Er
ignorierte Rasmus geflissentlich, während er mich mit einiger Verspätung
losließ.
    „Wir
müssen Jinxy nach Hause bringen“, antwortete ich und bereute gleich darauf das „Wir“ .
Unbehaglich fragte ich mich, ob Sam vom DJ-Pult aus gesehen haben konnte, wie
Rasmus und ich uns küssten, und wie viel es ihm wohl ausmachte. Verlegen
schickte ich hinterher: „Wieso legst du nicht mehr auf? Die Musik ist deutlich
schlechter geworden.“
    „Ich
wurde vertrieben“, seufzte Sam, „und Eric hier erklärt mir gerade, dass mir das
recht geschieht, weil ich keine Ahnung von partytauglicher Musik habe.“
    „Dann
verabschieden wir uns ja vielleicht gerade im richtigen Moment“, konnte ich ihm
noch zurufen, als Jinxy plötzlich die Türe aufstieß und mit dem begeisterten
Ausruf „Luft!“ nach draußen stürzte. Rasmus und ich folgten ihr sofort, doch
als wir aus dem Lokal ins Freie traten, hatte Jinxy bereits den Rand des
Bürgersteigs erreicht.
    „Da
hinten gibt’s einen Hotdog-Stand“, verkündete sie und machte einen Satz auf die
Straße.
    „Nicht!“, schrie
ich auf und schlug die Hände vor den Mund, als das schrille Kreischen von
Reifen auf Asphalt die Luft durchschnitt. Gleichzeitig nahm ich neben mir eine
Bewegung wahr, zu schnell, als dass meine Augen sie richtig hätten verfolgen
können – schon stand Rasmus am Bordstein und riss Jinxy gewaltsam zurück. Sie
taumelte nach hinten und wurde gerade noch durch Rasmus‘ festen Griff aufrecht
gehalten, während der Wagen schlitternd nur einen Schritt von ihr entfernt zum
Stehen kam.
    Langsam
ließ ich meine Hände sinken. Eine Weile konnte ich nichts anderes hören als die
gedämpfte Musik aus dem Netherworld und das Hämmern meines Herzschlags
in meinen Ohren, bis der Fahrer des Wagens endlich das Seitenfenster
herunterließ und uns fassungslos angaffte.
    „Hoppla“,
hickste Jinxy und winkte dem Mann am Steuer zu. „‘Tschulligung, da hab ich wohl
nicht aufgepasst!“
    Der
Fahrer wirkte zu erschrocken, um auch nur zu fluchen. Ich hörte ihn bloß etwas
murmeln, das mit betrunkenen Minderjährigen und Aufsichtspflicht zu
tun hatte, bevor er das Fenster wieder hochkurbelte und davonbrauste. Als die
Rücklichter des Wagens längst nicht mehr zu sehen waren, umklammerte Rasmus
immer noch Jinxys Schultern, und sobald er sich aus seiner Starre gelöst hatte,
gruben sich seine Finger nur noch tiefer in die bloße Haut über ihren
Schlüsselbeinen.
    „Was
fällt dir eigentlich ein“, fuhr er Jinxy an. „Sind jetzt etwa all deine
Gehirnzellen im Alkohol abgesoffen? Du hättest dabei draufgehen können, und wie
komme ich eigentlich dazu, dich zu retten, du dummes – unvernünftiges –
kleines Ding!“ Bei den letzten Worten hatte er begonnen, Jinxy grob zu
schütteln, sodass ihr Kopf wie der einer Puppe willenlos hin und her pendelte.
    „Rasmus“,
schaltete ich mich vorsichtig ein, als ich erkannte, dass sich allmählich Angst
in die vernebelten Augen meiner Freundin schlich. „Ist schon gut.“
    Aber
er schien mich überhaupt nicht wahrzunehmen. Einige Sekunden lang starrte er
Jinxy noch mit einer merkwürdigen Miene an, die eine Art verzweifelten Hass
ausdrückte; dann ging plötzlich ein Beben durch seinen Körper, und seine Finger
lösten sich von Jinxys Schultern. Als wäre auf einen Schlag alle Kraft aus ihm
gewichen, ließ er sich auf einen Betonpfeiler fallen, legte beide Hände in
seinen Nacken und senkte den Kopf. Ich konnte hören, wie er tief Luft holte,
wobei ein winziges Zittern in jedem seiner Atemzüge lag. Hilflos stand ich
daneben und hielt mit einer Hand Jinxy fest, die ungeduldig auf und ab hopste.
Die andere Hand streckte ich zögernd in Rasmus‘ Richtung, ohne zu wissen, was
ich damit tun sollte – er schien mir wirklich nicht der Typ zu sein, dem

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