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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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zu zwanzigtausend Liter
Schweiß produziert, oder dass die Haut täglich zehn Millionen Hornzellen
abstößt, hat mich absolut nicht zum Lachen gebracht. Jetzt wünschte ich, ich
hätte beim Mittagessen das Dessert ausgelassen, mir ist irgendwie etwas flau im
Magen. Andererseits hätte ich mir das Dessert vielleicht auch nicht viermal holen
sollen. Hattest du auch diese kleinen Törtchen, die mit der Buttercreme?“
    „Sam
…“, begann ich zögernd.
    Sofort
drehte er sich mit einem nachsichtigen Lächeln zu mir um. „Ja, du kannst dir
gern wieder meine Notizen ausleihen, um sie mit deinen zu vergleichen“, sagte
er freundlich. „Ich glaube zwar nicht, dass du davon irgendwelche neuen
Erkenntnisse gewinnen wirst, zumal ich nur zwei Seiten mitgeschrieben habe und
du fünf …“
    „Möchtest
du mit mir auf den Ball gehen?“
    Er
ließ seinen Notizblock sinken und sah mich verwirrt an. „Hör mal, du bist mir
deswegen wirklich nicht zu Dank verpflichtet.“
    „Oh
nein, darum geht es nicht. Ich brauche einfach noch jemand … Nettes, der mich
begleiten möchte.“
    „Ich
bin nett“, antwortete er, immer noch perplex.
    „Das
weiß ich“, erklärte ich geduldig. „Deshalb frage ich ja. Also? Es wäre bestimmt
lustig.“
    „Also
… ich hatte zwar gar nicht vor, dort hinzugehen, und ich hab auch noch kein
Kostüm, aber – ja. Gerne.“
    Ich
atmete erleichtert auf. „Sehr gut! Das mit dem Kostüm ist kein Problem, ich
wollte mir selbst heute eines besorgen, da könntest du doch mitkommen.“
    „Zum
Shoppen?“, fragte Sam und zog eine Augenbraue hoch. „Soll das vielleicht eine
Art Test sein? Denn glaube mir – ich habe zwei Stunden lang Keira Knightleys
störrisches Kinn ausgehalten, also pack ich das ebenfalls. Was auch immer das
über mich aussagen mag.“
    Ich
musste lachen. Es klang ein wenig scheppernd und fühlte sich irgendwie auch so
an – als ob ich eine rostige Konservendose wäre, die geschüttelt wurde.
Trotzdem war es erstaunlich.
     
    Es
gab einen großen Kostümverleih in der Nähe unserer Schule, doch als Sam und ich
dort eintrafen, stellten wir fest, dass uns zahlreiche andere Galilei-Schüler
zuvorgekommen waren: Die Gothic-Abteilung war so gut wie leergeräumt, und auch
die Kostüme zum Thema „Sagen und Märchen“ waren großteils bereits ausgeliehen.
Trotzdem schien Sam tief beeindruckt von der verbliebenen Fülle an muffigen
Gewändern, und ich musste mir ein Grinsen verkneifen, während er sich darauf
stürzte. Wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal Verkleiden spielen darf,
schnappte er sich aus allen Regalen in Reichweite je ein Stück, zog die Sachen
kurzerhand über seine Straßenkleidung und betrachtete sich dann gedankenverloren
im Spiegel. Als ich ihn schließlich vorsichtig daran erinnerte, dass wir aus
einem bestimmten Grund hergekommen waren, zuckte er erschrocken zusammen und
beeilte sich, die verschiedenen Kostümteile wieder loszuwerden.
    „Also
sag mal …“, begann er, während er verzweifelt versuchte, sich aus einem
pelzbesetzten Umhang zu befreien, der ihn zu erwürgen drohte, „welcher
Fantasyfigur sehe ich eigentlich ähnlich?“
    Ich
musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Legolas dem Elben vielleicht?“,
schlug ich vor.
    „Aha.
Und jetzt noch eine Frage.“ Endlich war es ihm gelungen, sich aus dem Umhang zu
schälen, und er rieb sich erleichtert seinen malträtierten Hals. „Welcher
Fantasyfigur sehe ich ähnlich, die keine Leggings trägt?“
    Ich
fühlte mich überfragt, aber dafür hatte mich mein Vorschlag auf eine Idee für
mein eigenes Kostüm gebracht. Bei den Regalen mit der Aufschrift „Fantasy and
Fiction“ war ich zwar nicht fündig geworden, aber es bestand doch die
Möglichkeit, dass dieses ganz spezielle Kleid falsch einsortiert worden war …
und tatsächlich entdeckte ich in der Mittelalter-Abteilung eine Robe aus
hellgrünem Seidensamt, mit der ich schnell in der Umkleidekabine verschwand. Es
war gar nicht so einfach, ohne fremde Hilfe in das Kostüm hineinzukommen; vor
allem die Schnürung am Rücken bereitete mir Probleme, doch als ich mich
schließlich im Spiegel betrachtete, wurde mir klar, dass die Mühe sich gelohnt
hatte. Das Kleid war eine ziemlich genaue Kopie von jenem, welches Arwen
Abendstern am Ende des dritten Herr der Ringe -Films bei ihrer Hochzeit
mit Aragorn trägt – mit dem kleinen Unterschied, dass der brokatverzierte
Ausschnitt um einiges tiefer war, als ich das vom Original in Erinnerung

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