Verbannt
reckte sich. »Ja, alles klar.«
Schwarzstern wich mit einem kurzen Nicken zu Feuerstern zurück. »Bring deine Krieger weg«, knurrte er. »Und glaub ja nicht, dass sie noch einmal so leicht davonkommen, wenn wir sie wieder auf unserem Territorium erwischen.«
»Glaub mir, sie werden nicht leicht davonkommen.« Feuersterns Stimme klang grimmig. Er winkte Birkenfall und Beerennase mit dem Schwanz die Böschung hinauf. Mit vor Wut schmalen Augen stolzierte Beerennase über die Grenze, aber Birkenfall blieb stehen und neigte ehrerbietig den Kopf vor Schwarzstern.
»Es tut uns sehr leid«, miaute er. »Ich verspreche, dass wir das nie wieder tun werden.«
»Das will ich sehr hoffen«, gab der SchattenClan-Anführer zurück und wandte sich an seine eigenen Krieger. »Macht mit eurem Rundgang weiter«, blaffte er, ehe er im Farndickicht verschwand.
Während der SchattenClan die Duftmarken erneuerte, führte Feuerstern die beiden jungen Krieger einige Schwanzlängen von der Grenze weg.
»Lauft zurück ins Lager. Wartet unter der Hochnase auf mich.«
»Ja, Feuerstern«, miaute Birkenfall.
Er und Beerennase verschwanden hinter dem Haseldickicht. Beerennase warf seinem Anführer noch einen wütenden Blick zu, doch dieser hatte sich bereits abgewandt.
»Kommt, wir beenden noch unseren Rundgang«, miaute er. »Und achtet darauf, dass die Duftmarken diesmal deutlich zu riechen sind.«
Distelpfote folgte ihm durch die Farnwedel oberhalb der Senke. Sie dachte an die seltsame, fast nostalgische Stimmung zwischen den beiden Anführern, als sie über den Wald gesprochen hatten. Schwarzstern hatte offenbar das Gefühl, sie würden nicht hierhergehören, weil ihre Vorfahren hier nicht zu Hause gewesen waren. Aber vor langer Zeit schon hatten Katzen hier gelebt, nur – wo waren sie jetzt?
4. KAPITEL
Distelpfote schlüpfte hinaus durch die Brombeerzweige, die den Schülerbau schützten. Graue Wolken zogen träge über den Himmel. Zitternd setzte sie sich auf, leckte über eine Pfote und rieb sich damit das Gesicht.
Die Morgenpatrouille brach gerade auf. Borkenpelz war der Anführer und Mausbart, Sandsturm und Honigpfote begleiteten ihn. Rauchfell steckte den Kopf aus der Kinderstube, schnupperte und verschwand wieder im Innern. Einen Herzschlag später tauchten Birkenfall und Beerennase aus dem Ältestenbau auf, jeder mit einem riesigen Moospolster im Maul.
Distelpfotes Schwanz kringelte sich vergnügt. Großartig! Feuerstern hat sie zu Schülerarbeiten verdonnert. Sie beobachtete, wie die beiden das Lager durchquerten und im Dornentunnel verschwanden.
Ein feiner Nieselregen setzte ein, während das übrige Lager allmählich erwachte. Löwenpfote krabbelte noch halb schlafend hinter Distelpfote aus dem Schülerbau und stolperte durch das Lager zum Schmutzplatztunnel. Farnpelz und Sturmpelz tauchten aus dem Kriegerbau auf und machten sich auf den Weg zum Frischbeutehaufen.
Distelpfote sprang auf und rannte zu ihrem Mentor. »Gehen wir auf die Jagd?«
Farnpelz schüttelte den Kopf. »Sämtliche Beute wird sich in ihren Löchern verkrochen haben. Später vielleicht.«
Doch Distelpfote juckte es in den Pfoten, etwas zu tun. Sie hatte keine Lust, den ganzen Morgen im Lager zu hocken. »Darf ich dann alleine losgehen?«, fragte sie.
»Wenn du willst«, erwiderte ihr Mentor. »Aber halte dich von den Grenzen fern. Wir wollen nicht noch mal so einen Ärger wie gestern.«
»Ich passe auf«, versprach Distelpfote.
»Und sei bis Sonnenhoch zurück«, fügte ihr Mentor hinzu. »Wir trainieren dann noch.«
»Klar.« Distelpfote flitzte los.
Während sie sich vom Felsenkessel entfernte, die Sinne auf das kleinste Anzeichen von Beute gerichtet, nahm der Regen stetig zu. Er prasselte auf die Blätter und füllte die Vertiefungen im Boden mit Wasser. Zweige und Grasbüschel waren von Wassertropfen bedeckt, die Distelpfotes Fell durchnässten. Sie dachte schon, Farnpelz habe womöglich recht gehabt, und sie würde nichts fangen, doch ausnahmsweise störte sie das nicht. Sie wollte einfach weg vom Lager sein und nachdenken.
Alles schien so viel komplizierter zu werden. Sie sollte sich eigentlich nur um ihr Training kümmern, aber immer wieder zogen ihre Gedanken sie mal in die eine Richtung, mal in die andere – in die Zukunft und zu der Frage, ob sie wohl jemals Clan-Anführerin werden würde, oder in die Vergangenheit und das Rätsel der Katzen von damals. Sie sah sich auf der Hochnase stehen und ihren Clan zu einem Treffen
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