Verbannt
Kriegern sagen, dass sie ihre Duftmarken erneuern müssen.«
»Ich werde den Kriegern eines anderen Clans sicher nicht vorschreiben, was sie zu tun haben«, erwiderte Feuerstern, während Rostfell zornig ihr Fell sträubte. »Beerennase, Birkenfall, hättet ihr besser achtgegeben, hättet ihr die Duftmarken hier oben bemerkt.«
Beerennase schaute wütend drein. Er konnte sich nicht herausreden, weil er sonst seinem Anführer widersprochen hätte.
»Es tut uns leid, Feuerstern«, miaute Birkenfall und ließ den Kopf hängen.
»Die Duftmarken sind schwach«, räumte Feuerstern ein. Er schaute die anderen Katzen an. »Unsere ebenso wie die des SchattenClans.«
»Wir sind die Abendpatrouille«, mischte sich Eichenfell ein. »Wir sind hier, um die Duftmarken zu erneuern.«
»Und entdeckten dabei DonnerClan-Krieger auf dieser Seite der Grenze«, fügte Eschenkralle hinzu, »die unsere Beute stahlen.«
»Stimmt das?«, wollte Feuerstern wissen.
Birkenfall nickte. Immerhin schien er sich für sein Verhalten aufrichtig zu schämen.
Nur Beerennase schien nicht zu begreifen, in welchen Schwierigkeiten er steckte. »Ich habe einer Maus aufgelauert«, erklärte er, »bis sie kamen und sie verscheuchten.«
»Zum Glück taten sie das«, bemerkte Feuerstern. »Rostfell, ich bedauere sehr, was passiert ist. Es sind unerfahrene Krieger, und ich bin sicher, sie passen von jetzt an besser auf.«
»Ich hoffe, du bestrafst sie«, miaute Eschenkralle scharf.
»Natürlich werde ich das«, erwiderte Feuerstern.
»Das ist gut zu hören.«
Distelpfote schrak zusammen, als sich eine weitere Stimme in die Unterhaltung einmischte. Einige Fuchslängen tiefer im SchattenClan-Territorium teilten sich die Farnwedel und ließen Schwarzstern hervortreten. Der kräftige weiße Kater stolzierte an den beiden Katern vorbei, die widerrechtlich in sein Gebiet eingedrungen waren, und baute sich vor Feuerstern auf. Sein Nackenfell war gesträubt und eine seiner riesigen schwarzen Vorderpfoten scharrte im Gras.
»Sei gegrüßt, Schwarzstern.« Feuerstern neigte den Kopf. »Ich sorge dafür, dass meine Krieger begreifen, dass sie deine Grenze nie wieder übertreten dürfen.«
»Das war ein Versehen!«, protestierte Beerennase.
Ein tiefes Grollen drang tief aus Schwarzsterns Kehle, und Distelpfote erwartete fast, dass er Feuerstern angriff.
Doch als er sprach, klang er weniger feindselig als müde und niedergeschlagen. »Wir hätten niemals hierherkommen dürfen, Feuerstern. Es war ein Fehler vom SternenClan, uns an einen Ort zu führen, wo sich kaum unterscheiden lässt, an welcher Stelle das eine Territorium endet und das nächste beginnt. In unserem alten Wald war das alles viel einfacher gewesen.«
Feuersterns Augen verdunkelten sich. »Aber den Wald gibt es nicht mehr, Schwarzstern«, miaute er leise, und auf einmal wirkten sie wie Freunde, die sich an gemeinsame Abenteuer erinnerten, und nicht wie die Anführer zweier rivalisierender Clans. »Ich vermisse ihn ebenso wie jede andere Katze, aber wir müssen nun mal hier zurechtkommen. Außerdem hat der SternenClan die Katzen damals in den Wald geschickt, so wie er uns zum See geführt hat.«
»Nein, hat er nicht!« Schwarzsterns Nackenfell, das sich bereits wieder gelegt hatte, sträubte sich erneut. Distelpfote fragte sich, weswegen er so gereizt war; dahinter schien mehr zu stecken als das Eindringen fremder Katzen in sein Territorium. »Alle Katzen des SternenClans haben einst ihr Leben im Wald verbracht, also muss irgendwann einmal eine längst vergessene Schar von Ur-Katzen dort gelebt haben, lange bevor sie sich in Clans aufteilten.«
Ur-Katzen! Distelpfotes Tatzen kribbelten. Woher waren diese Katzen gekommen, die sich vor langer Zeit im Wald niedergelassen hatten? Und was war mit den Katzen, die einst hier am See lebten? Katzen, deren Pfotenabdrücke Spuren um den Mondsee zurückgelassen und die auch etwas mit den unterirdischen Gängen zu tun hatten, in denen die WindClan-Jungen herumgeirrt waren. Sie wusste sehr wohl, dass Häherpfote ihnen nicht alles gesagt hatte, als sie vor dem überfluteten Fluss geflohen waren. Ein Schaudern durchfuhr sie, als ihr auf einmal die zahllosen Blattwechsel bewusst wurden, die zu jener Zeit zurückführten. Wie Blätter im Blattfall regneten sie auf sie herab und erstreckten sich zurück in eine undurchdringliche Dunkelheit.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte Farnpelz ihr ins Ohr. »Keine Angst, hier wird kein Fell mehr zerfetzt.«
Distelpfote
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