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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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verstrichen, und goldene Sonnenstrahlen wärmten Distelpfotes Pelz, während ihre Pfoten durch kühles, dichtes Gras tappten. Überall in den Bäumen trillerten die Vögel und die Luft strotzte nur so von frischen, grünen Gerüchen. Sie sprang voran, bis die Geräusche der Patrouille hinter ihr verklangen. Auf einer Erhöhung blieb sie stehen. Vor ihr wuchsen die Bäume dichter, die Lücken zwischen ihnen waren von Farnen und Sträuchern überwuchert, und ein paar Herzschläge lang wusste sie nicht mehr genau, wo sie war. Der Eingang zu den unterirdischen Höhlen lag bereits weit hinter ihr und sie erkannte keine andere vertraute Landmarke. Dann erhaschte sie das leise Rauschen fließenden Wassers in der Ferne, und ihr wurde klar, dass sie am äußersten Rand des DonnerClan-Jagdgebiets stand, dicht vor der WindClan-Grenze.
    Um sie herum wirkte alles friedlich, trotzdem war da etwas, das Distelpfotes Pelz vor Furcht kribbeln ließ. Ihre Pfoten zerrten an ihr, kehrtzumachen und den Rest der Patrouille zu finden. Du bist doch kein Junges!, schimpfte sie sich. Das hier ist DonnerClan-Territorium. Du brauchst keine Angst zu haben.
    Sie würde zurücklaufen, entschied sie, aber erst wollte sie noch Beute fangen, um sich selbst zu beweisen, dass sie kein Feigling war, der einfach so davonrannte. Sie hob den Kopf und öffnete das Maul, um tief Luft zu holen.
    Katzengeruch! Distelpfote prüfte ihn sorgfältig und fragte sich, ob der WindClan erneut in DonnerClan-Territorium eingedrungen war. Aber das war kein WindClan-Geruch. Das war überhaupt kein Katzengeruch, den Distelpfote kannte. War eine Bande von Streunern in ihr Gebiet eingedrungen?
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    Beim Klang von Brombeerkralles Stimme stieß Distelpfote einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie drehte sich um und entdeckte ihren Vater, der seine massigen Schultern durch den Farn schob. Sandsturm und Honigpfote folgten ein Stück hinter ihm.
    »Ja, schon«, erwiderte Distelpfote und versuchte zu verbergen, wie sehr der fremde Geruch sie erschreckt hatte. »Aber ich kann Katzen riechen, und es ist kein Geruch, den ich kenne.«
    Brombeerkralle sog prüfend die Luft ein und blickte dann rasch zu Sandsturm, die das Gleiche tat. Die gelbbraune Kätzin trat einen Schritt auf ihn zu und murmelte ihm etwas ins Ohr. Brombeerkralle nickte und seine Augen blickten besorgt.
    »Rennt so schnell ihr könnt ins Lager«, miaute er den beiden Schülerinnen zu. »Sagt Feuerstern, er soll mehr Krieger schicken.«
    »Aber nicht Sturmpelz oder Bach«, fügte Sandsturm hinzu.
    Distelpfote konnte die Dringlichkeit in der Stimme der Krieger nicht verstehen. Das Fell der beiden knisterte vor Anspannung wie ein Blattfrischegewitter.
    »Was ist los?«, fragte Honigpfote. »Was ist passiert?«
    »Wir können euch nicht hier zurücklassen, wenn Gefahr besteht«, protestierte Distelpfote.
    »Tut, was man euch sagt!«, blaffte Sandsturm.
    »Es besteht keine Gefahr«, fügte Brombeerkralle ruhig hinzu. »Aber wir brauchen mehr Krieger. Los, lauft!«
    Distelpfote und Honigpfote wechselten einen kurzen erschrockenen Blick und hetzten dann durch den Wald zurück zum Lager. Distelpfotes Fell war vor Angst gesträubt und ihr Herz klopfte nicht nur wegen des schnellen Laufs.
    »Feuerstern!«, jaulte sie, während sie sich durch den Dornentunnel schob. »Feuerstern, komm schnell!«
    Als Distelpfote unter der Hochnase abrupt stehen blieb, sah sie, wie Mausefell von ihrem Platz vor dem Ältestenbau hochschreckte und mit peitschendem Schwanz aufsprang. Wolkenschweif fuhr mit gesträubtem Fell aus dem Kriegerbau und scharrte mit den Klauen am Boden, hinter ihm steckten Lichtherz und Ampferschweif die Köpfe durch die Zweige, die Augen aufgerissen vor Sorge. Minka schlang ihren Schwanz schützend um ihre zwei winzigen Jungen, die in einem Flecken Sonnenlicht neben der Kinderstube spielten, und scheuchte sie ins Innere.
    Feuerstern erschien auf der Hochnase. »Was ist los?«, wollte er wissen.
    »Fremde Katzen …«, keuchte Distelpfote, immer noch um Atem ringend.
    »Bei der WindClan-Grenze«, fügte Honigpfote hinzu.
    »Brombeerkralle sagte …« Distelpfote wirbelte herum, als hinter ihr ein lautes Jaulen ertönte. Noch mehr Katzen schossen aus dem Dornentunnel ins Lager, Graustreif zuerst, dann Birkenfall und Weißflug.
    Aber das war nicht der Grund, warum sich Distelpfotes Fell sträubte und sich ihr Rücken zu einem Buckel bog. Bei den drei DonnerClan-Katzen befanden sich zwei weitere,

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