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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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stemmte, dachte Häherpfote zuerst, sie sei tot. Doch dann zuckte sie krampfhaft, stemmte sich auf und schleppte sich in den Schatten hinter einem Fels.
    Häherpfote kam taumelnd auf die Pfoten und zerriss sich das Fell, als er sich aus dem Dornenbusch befreite. Eine weitere Stammeskatze raste in panischer Flucht an ihm vorbei, ein großer grau-schwarzer Kater mit zerrissenem Pelz und blutgetränkter Schulter. Eine schwarz-weiße Katze holte ihn ein, rammte ihn und warf ihn zu Boden.
    »Kratz ihr den Bauch auf!«, fauchte Häherpfote.
    Der Kater hörte ihn nicht. Er kämpfte mutig und gab auch nicht auf, als der Eindringling ihm die Flanke verletzte, aber ihm fehlte die Kraft, seinen Angreifer abzuwerfen. Der feindliche Kater biss ihm tief in den Hals und sprang dann davon, während der schlaffe Körper der Stammeskatze halb im Wasser liegend zurückblieb. Das graue Fell färbte sich dunkel von Blut.
    Häherpfote erhaschte wieder einen Blick auf Sturmpelz inmitten einer Gruppe von Stammeskatzen, unter ihnen auch Fang. Der graue Krieger jaulte aufmunternd und versuchte, gegen die anstürmenden Eindringlinge anzukämpfen und sie zurückzuschlagen, doch die Angreifer brausten wie eine Flutwelle über sie hinweg.
    »Stoßt sie um!«, schrie Sturmpelz. »Lasst sie nicht …« Seine Befehle verstummten, als sich zwei Angreifer gleichzeitig auf ihn stürzten und er in einem Wirbel aus Zähnen und Klauen verschwand.
    Eine nach der anderen machten sich die Stammeskatzen davon und flohen flussaufwärts zu den steileren Hängen. Eine von ihnen blieb neben der Leiche des grauen Katers stehen und stieß ein leidvolles, verzweifeltes Heulen aus, ehe sie weiterrannte und im Schatten verschwand.
    »Rennt nur!« Der silber getigerte Kater sprang auf einen Felsen und verhöhnte die fliehenden Stammeskatzen. »Rennt und kommt ja nicht wieder!«
    »Ihr Kaninchen!«, fügte eine braun-weiße Kätzin hinzu, die neben den silbernen Kater gesprungen war. »Dieses Gebiet gehört jetzt uns!«
    »Nein – bleibt!«, kreischte Sturmpelz und schüttelte seine Angreifer in einem Schauer von Blut ab. »Wir können sie immer noch vertreiben!«
    Keine Katze hörte auf ihn, außer Bach, die neben ihm stand und ihre Stammesgefährten anflehte, zurückzukommen. Dann schaute sie sich um, und ihr Nackenfell sträubte sich beim Anblick einer neuen Welle von Eindringlingen, die den Hang hinaufstürmten.
    »Sturmpelz! Es hat keinen Sinn!«, heulte sie. »Wir können nicht allein gegen sie kämpfen.«
    »Dann geh«, knurrte Sturmpelz heiser und berührte die Schulter seiner Gefährtin mit der Schwanzspitze.
    »Nicht ohne dich.« Bachs Augen waren groß vor Angst, aber sie grub trotzig die Krallen in die magere Erde.
    Sturmpelz stieß ein frustriertes Zischen aus. »Geh schon!« Er gab Bach einen heftigen Stoß. »Geh! Ich komme mit.«
    Ein letztes Mal fauchte er die Eindringlinge an, die nun keine Schwanzlänge mehr von ihm entfernt waren, dann raste er hinter Bach den Berg hinauf.
    Die Angreifer machten sich nicht die Mühe, sie zu verfolgen. Sie standen nur da und schauten mit triumphierend blitzenden Augen zu, bis die letzte Stammeskatze verschwunden war.
    Häherpfote taumelte, und als er wieder klar sehen konnte, fand er sich in der Stammeshöhle wieder. An seinem Pelz klebte noch Blut, doch der Kampflärm war verklungen. Der Mond leuchtete durch das fallende Wasser und silbernes Licht flackerte zitternd an den Höhlenwänden.
    Steinsager saß auf seinem Fels, sein Fell war zerzaust und ein Ohr blutverkrustet. Der Rest des Stammes drängte sich um ihn herum. Keine Katze war ohne Kampfwunden und in der Mitte der Höhle lagen mehrere schlaffe Körper. Sturmpelz beugte sich über eine von ihnen, und Häherpfote erkannte den dunkelgrauen Kater, dessen Tod er miterlebt hatte.
    »Zacke«, murmelte Sturmpelz. »Du warst ein guter Freund. Mögest du für immer mit dem Stamm der ewigen Jagd durch die Berge wandeln.« Er neigte den Kopf und berührte das verklebte graue Fell mit der Nase. Leise tappte Bach zu ihm.
    »Komm und ruh dich aus«, miaute sie.
    Doch ehe der graue Krieger sich rühren konnte, hallte Steinsagers Stimme von der anderen Seite der Höhle herüber: »Sturmpelz!«
    Der graue Kater blickte auf.
    »Sturmpelz, was hast du zu sagen?«
    Sturmpelz’ Augen verdunkelten sich. »Was soll ich denn sagen? Der Stamm hat so gut gekämpft, wie er konnte. Nie hatte ich tapferere Krieger an meiner Seite. Wir müssen einen neuen Plan machen,

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