Verbannt
Schuld an dem Tod der Katzen.« Sturmpelz’ Stimme klang bitter. »Er verbannte mich aus dem Stamm, und Bach bestand darauf, mit mir zu gehen.«
»Es gab keinen anderen Weg«, murmelte Bach, als wären ihre Worte nur für Sturmpelz bestimmt. Häherpfote sah sie wieder zusammen in der Höhle, wie sie dicht aneinandergeschmiegt dastanden und sich dem Stammesführer widersetzten.
»Was hätte Steinsager sonst tun können?«, entgegnete Fang. »Katzen waren gestorben; etwas musste geschehen.«
»Er sagte uns, wir seien tot!« Bachs Stimme, eben noch so sanft, verwandelte sich in ein wütendes Fauchen.
»Kaum zu glauben, dass diese Stammeskatzen es wagen, zu uns zu kommen«, flüsterte Distelpfote Häherpfote ins Ohr. »Nach allem, was sie getan haben!«
»Es tut mir so leid, Sturmpelz.« Brombeerkralles Miauen kam tief aus seiner Brust. »Warum hast du uns nichts davon erzählt?«
»Welchen Sinn hätte das gehabt?«, wollte Sturmpelz wissen. »Ihr habt uns willkommen geheißen. Wir sind jetzt DonnerClan-Katzen.«
Häherpfote vernahm ein Murmeln von Bach, zu leise, als dass er die Worte hätte verstehen können. Sie ist keine DonnerClan-Katze, dachte er. Sie ist eine Stammeskatze und das wird sie immer bleiben. Sie wird sich hier niemals zu Hause fühlen.
Als sein Geist nach ihr griff, konnte er nicht in ihre Erinnerungen eindringen, doch er spürte, wie ihre Gedanken überströmten von Gestein und Wind, von fallenden Wassern und kreischenden Vögeln hoch oben in der Luft, deren Flügelschatten so groß war, dass sie eine ganze Patrouille bedeckten.
Seine Aufmerksamkeit sprang zurück zur Lichtung, als Fang zu sprechen anhob. »Wir sind gekommen, um euch um Hilfe zu bitten.«
Sturmpelz sog den Atem ein, unterbrach ihn aber nicht.
»Steinsager hatte unrecht.« Fang war sichtlich unangenehm zumute. »Die anderen Katzen stehlen unsere gesamte Beute und der Stamm stirbt allmählich an Hunger.«
»Und wieso ist das mein Problem?«, fragte Sturmpelz eisig.
»Ich verstehe deine Gefühle«, miaute Fang. »Ich wurde auch verbannt, als es mir nicht gelang, Scharfzahn zu töten, und ich weiß, wie das ist. Aber …«
»Du hast es nur Sturmpelz und den anderen Clan-Katzen zu verdanken, dass du zum Stamm zurückkehren konntest«, erinnerte ihn Bach.
»Das ist wahr. Aber ich konnte dem Stamm vergeben, als ich begriff, dass ich ihnen Hilfe bringen konnte. Außerdem bist du meine Schwester, Bach, und ich vermisse dich. Ich möchte, dass du nach Hause zurückkehrst. Du magst zwar jetzt hier im Schatten der Bäume leben, mit Gras unter den Pfoten, aber du gehörst immer noch zum Stamm.«
Häherpfote hörte, wie Bach tief seufzte. »Ich werde mit dir gehen. Ich kann meine Stammesgefährten nicht leiden lassen, wenn ich helfen kann. Sturmpelz …« Ihre Stimme stockte. »Du musst nicht mitkommen. Du bist keine Stammeskatze.«
»Ich folge dir, wohin du auch gehst«, sagte Sturmpelz zu ihr. »Das sagtest du, als Steinsager mich verbannt hat. Glaubst du, ich würde für dich nicht das Gleiche tun? Ich werde Steinsager niemals vergeben, dass er mich vor den Augen des Stammes für tot erklärt hat, aber das ist kein Grund, deine Verwandten leiden zu lassen.«
»Ich werde auch gehen.« Bei Brombeerkralles Worten stellten sich Häherpfotes Ohren erstaunt auf. »Meine Pfotenschritte haben sich früher schon einmal mit denen des Stammes gekreuzt. Das bin ich unserer Freundschaft schuldig.«
Häherpfote spürte Sturmpelz’ Überraschung. »Das musst du nicht tun«, miaute der graue Krieger.
»Doch, das muss ich. Was der Stamm jetzt braucht, sind starke, gesunde Krieger. Wie sollen sie sich verteidigen, wenn sie von Hunger und ständigen Kämpfen geschwächt sind?«
»Ich komme auch mit!« Eichhornschweif klang, als hätte sie sich längst entschieden. »Beim letzten Mal habt ihr es auch nicht geschafft, mich zurückzulassen, und damals war ich noch nicht mal eine Kriegerin.«
»Feuerstern?«, fragte Brombeerkralle. »Was sagst du? Dürfen wir gehen?«
Häherpfotes Bauch zog sich zusammen, während er auf Feuersterns Antwort wartete. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken, was das für ihn bedeutete, aber er wusste, dass es für die DonnerClan-Krieger von großer Bedeutung war, in die Berge zu gehen. Allerdings war Brombeerkralle der Zweite Anführer des Clans – würde Feuerstern ihn gehen lassen?«
»Ja, ich bin damit einverstanden«, miaute Feuerstern. »Der Stamm hat den Clans auf der Großen
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