Verbannt
komme!«, rief Häherpfote zurück. Er flitzte zum Brombeervorhang und drehte sich dort noch einmal zu Blattsee um: »Kommst du nicht zum Verabschieden?«
Blattsee stieß einen langen Seufzer aus, Spannung flackerte um sie wie ein Sturm in der Blattfrische. »Ich – ich habe mich schon verabschiedet«, murmelte sie.
»Also, dann auf Wiedersehen.« Häherpfote wusste, dass er gehen sollte, aber etwas hielt seine Pfoten zurück. Zwar ging ihm Blattsee furchtbar auf die Nerven, wenn sie ihn immer so bemutterte, aber nun tat sie ihm leid, auch wenn er nicht verstand, warum sie so unglücklich war. Er eilte zu ihr und grub seine Nase in das Fell ihrer Schulter. »Leb wohl. Ich werde eine Menge zu erzählen haben, wenn ich zurückkomme.«
»Auf Wiedersehen, Häherpfote.« Blattsees Stimme zitterte. Ihre Zunge strich ihm über das Ohr. »Pass auf dich auf.«
»Häherpfote!« Erneut ertönte Brombeerkralles Stimme auf der Lichtung.
»Ich muss los«, miaute Häherpfote und rannte durch den Brombeervorhang, erleichtert, Blattsee und ihrer merkwürdigen Stimmung zu entkommen. Auf der Lichtung roch er Eichhornschweifs Geruch und spürte, wie ihr Pelz ihn streifte, als sie in den Heiler-Bau trat, um mit ihrer Schwester zu sprechen.
Hoffentlich weiß sie, was hier los ist, denn ich habe keine Ahnung, dachte Häherpfote.
Die Katzen, die aufbrachen, hatten sich in der Mitte des Felsenkessels versammelt. Häherpfote entdeckte Distelpfote und Löwenpfote und rannte zu ihnen.
»Wo warst du denn?«, fragte Distelpfote. »Wir warten schon.«
»Jetzt bin ich ja da«, gab Häherpfote zurück. »Und ich kann euch was erzählen.«
Die kühle Morgenluft war verschwunden, nachdem die Sonne aufgegangen war. Häherpfote spürte ihre Strahlen durch die Bäume auf seinen Pelz fallen. Der Morgen war perfekt zum Reisen.
Er hörte es beim Kriegerbau rascheln, als einige seiner Clan-Gefährten auftauchten, um die Reisenden zu verabschieden. Vom Schülerbau drang eiliges Pfotengetrappel herüber, und Häherpfote hörte Eispfote miauten: »Das ist ungerecht! Ich will auch mit!«
»Vielleicht bist du ein anderes Mal dabei«, sagte Weißflug freundlich zu ihr.
Neben Häherpfotes Ohr gähnte eine Katze ausgiebig und Wolkenschweifs Geruch strömte über ihn hinweg. »Warum geht ihr nicht endlich los?«, murmelte er. »Dann könnten andere Katzen noch etwas schlafen.«
»Vergiss es!« Borkenpelz’ Stimme neben ihnen klang scharf. »Du kommst mit mir und Sandsturm auf Morgenpatrouille.«
»Mäusedung!«, murmelte Wolkenschweif.
Häherpfote witterte Feuersterns Geruch und hörte seine Pfotenschritte sich der Reiseschar nähern. Graustreif folgte direkt hinter ihm. Häherpfote konnte den grauen Krieger vor sich sehen, dicht neben der Schulter seines Anführers und mit einem Leuchten in den bernsteinfarbenen Augen.
Als wäre er schon Zweiter Anführer!
»Lebt wohl, ihr alle«, miaute Feuerstern. »Möge der SternenClan euren Pfad beleuchten – und möget ihr alle gesund nach Hause zurückkehren.«
Eine plötzliche Nervosität stieg von der Reisegruppe auf, als würden sich die Clan-Krieger und Stammeskatzen anschauen und für die ersten Pfotenschritte ihrer Reise allen Mut zusammennehmen. Eichhornschweif war zurückgekehrt und schlüpfte neben Brombeerkralle.
»Bereit?«, fragte Brombeerkralle.
»Ja, wir sind bereit«, erwiderte Sturmpelz.
Häherpfote stand ganz still da und nahm sämtliche Gerüche und Geräusche des Felsenkessels in sich auf: den würzigen Kräuterduft aus dem Bau, den er eben erst verlassen hatte, die milchigen Gerüche der Kinderstube und den staubigen Dunst des Bodens, die Stimmen seiner Clan-Gefährten und das Rascheln des Windes in den Bäumen.
Was, wenn ich nie mehr zurückkehre? Der SternenClan hätte mich dann doch gewarnt, oder? Gehört es nicht zu seinen Aufgaben, den Katzen ihren Tod anzukündigen?
»Häherpfote!« Distelpfotes Stimme kam vom Dornentunnel. »Wach auf! Wir gehen.«
Häherpfote fuhr zusammen. Er flitzte über die Lichtung und folgte seiner Schwester in den Tunnel und hinaus in den Wald.
14. KAPITEL
Licht und Schatten sprenkelten Häherpfotes Pelz, als er zwischen den Bäumen dahintrottete. Löwenpfote ging dicht neben ihm, während Distelpfote immer wieder ein paar Pfotenschritte voraussprang und dann zu ihren Wurfgefährten zurückkehrte. Die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher und Blätterrascheln, starke Beutegerüche drangen aus dem Unterholz.
Die drei Schüler bildeten die
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