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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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antwortete Brombeerkralle. »Schließlich kennt er die Pflichten eines Zweiten Anführers schon.«
    Häherpfotes Schnurrhaare zuckten. Sein Vater war nur deshalb Zweiter Anführer geworden, weil alle Katzen meinten, Graustreif sei tot. Nach der unerwarteten Rückkehr des grauen Kriegers hatten einige Katzen gedacht, dass Brombeerkralle zurücktreten würde. Graustreif hatte das abgelehnt; er sagte, er habe nicht genug Erfahrung mit der neuen Heimat des Clans und außerdem sei er müde von seiner Reise. Doch das traf jetzt nicht mehr zu. Was würde geschehen, wenn Brombeerkralle nach Hause zurückkehrte? Würde Graustreif die Pflichten eines Zweiten Anführers wieder abtreten? Häherpfote biss die Zähne zusammen. Kapierte sein Vater denn nicht, dass er damit vielleicht seine Position innerhalb des Clans aufgab?
    »Gut, wenn du damit einverstanden bist.« Feuerstern klang erleichtert. »Ich werde es ihm sagen.«
    Im Innern des Baus entstand Bewegung, als würden die Katzen sich auf ihre Pfoten erheben. Rasch schnippte Häherpfote einen losen Stein über den Pfad, damit sie dachten, er sei gerade erst angekommen. Er trat in den Eingang des Baus und miaute: »Feuerstern?«
    »Komm herein«, antwortete sein Anführer.
    »Sind das meine Reisekräuter?«, fragte Brombeerkralle. »Danke, Häherpfote. Sind die anderen Katzen bereit?«
    »Fast«, antwortete Häherpfote. »Ich gehe schnell zurück zu Blattsee und frage sie, ob sie noch was für mich zu tun hat.«
    Er senkte kurz den Kopf und zog sich aus dem Bau zurück. Während er die Felsen hinuntereilte, versuchte er, Löwenpfote und Distelpfote ausfindig zu machen. Er wollte ihnen unbedingt erzählen, dass Graustreif Zweiter Anführer wurde, solange sie noch ungestört reden konnten. Doch als er den Boden des Felsenkessels erreichte, liefen seine Wurfgefährten mit Frischbeute im Maul an ihm vorbei zum Ältestenbau. Distelpfote rief ihm im Vorbeigehen »Hallo, Häherpfote« zu, aber sie waren zu beschäftigt, um stehen zu bleiben.
    Enttäuscht ging Häherpfote zum Heiler-Bau. Blattsee war immer noch dort und fummelte an irgendwelchen Kräutern herum, obwohl nun sämtliche Reiseportionen verteilt waren.
    »Was machst du da?«, wollte er wissen. »Soll ich ein paar Kräuter mitnehmen?«
    »Was?« Blattsee klang überrascht, als hätte sie seine Rückkehr gar nicht bemerkt. »Oh, nein – das hätte keinen Sinn. Es wäre zu lästig, sie die ganze Zeit mit herumzutragen, und außerdem wissen wir nicht, was benötigt wird.«
    »Aber ich habe keine Ahnung, welche Kräuter in den Bergen wachsen«, widersprach Häherpfote.
    Blattsee scharrte mit einer Pfote am Boden. Obwohl sie versuchte, es zu verbergen, spürte Häherpfote, dass sie aus irgendeinem Grund sehr nervös war. »Den größten Teil des Weges verbringst du sowieso nicht in den Bergen«, erklärte sie ihm. »Und wenn ihr beim Stamm seid, kann Steinsager dir die Bergkräuter zeigen. Du wirst viel von ihm lernen.«
    Hoffentlich – und nicht nur über Kräuter.
    »Nun mach schon, Häherpfote, steh nicht einfach so rum. Friss deine Kräuter.« Häherpfote spürte die Pfote seiner Mentorin an seinem Fell, als sie ihm die restlichen Kräuter zuschob. »Brombeerkralle will sicher bald aufbrechen.«
    Häherpfote leckte das Maul voll Kräuter auf. »Igitt«, murmelte er.
    »Sobald ihr unterwegs seid, wirst du froh darum sein«, miaute Blattsee scharf. »Häherpfote, du kannst dich glücklich schätzen, dass du an dieser Reise überhaupt teilnehmen darfst.«
    Glücklich, weil ich blind bin und deshalb eigentlich hierbleiben müsste?, dachte Häherpfote rebellisch. Aber er sagte nichts, sondern schluckte das letzte bittere Blatt hinunter.
    »Du wirst die Berge faszinierend finden«, fuhr Blattsee fort, die nun wieder fast normal klang. »Nutze die Gelegenheit und lerne so viel wie möglich über sie.«
    Genau das habe ich auch vor, sagte sich Häherpfote, obwohl er den Verdacht hatte, dass er etwas ganz anderes meinte als seine Mentorin. Oh ja, er würde neue Kräuter kennenlernen und neue Lebensweisen, aber was er wirklich wissen wollte, war etwas anderes: wie es dazu gekommen war, dass der Stamm sich in den Bergen niedergelassen hatte, und wie sie mit Stein verbunden waren und den Katzen, die früher einmal hier gelebt und ihre Pfotenabdrücke um den Mondsee herum zurückgelassen hatten. Aber er hütete sich, Blattsee das zu sagen.
    »Häherpfote?« Brombeerkralles Stimme erklang von der Lichtung. »Bist du bereit?«
    »Ich

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