Verbannt
länger.«
»Außerdem habe ich einen Schüler«, warf Krähenfeder ein.
»Das ist richtig. Dennoch, ich finde, du solltest gehen«, miaute Kurzstern. »Der Stamm des eilenden Wassers gab uns Nahrung und Unterkunft auf der Großen Reise. Ohne ihre Hilfe wären viele Katzen gestorben und wir hätten unsere Heimat am See vielleicht niemals gefunden. Außerdem«, fuhr er fort, ohne auf Krähenfeder zu achten, der ihn unterbrechen wollte, »waren die Bergkatzen freundlich zu Riesenstern, als das Ende seines letzten Lebens nahte. Indem wir ihnen jetzt helfen, erweisen wir ihm noch einmal unsere Ehre.«
Krähenfeder blickte bestürzt. »Aber was ist mit Heidepfotes Training?«
»Hellschweif wird sie als Schülerin übernehmen«, entschied Kurzstern. »Sie wird keinen Schüler mehr haben, während du weg bist, weil ich möchte, dass Windpfote dich begleitet.«
Oh nein!, dachte Distelpfote . Ich verstehe ja, dass ihr genug von ihm habt, aber wir wollen ihn auch nicht, vielen Dank!
»Was?«, rief Windpfote und riss erschrocken die Augen auf.
»Hast du ein Glück!«, warf Heidepfote mit einem neidischen Seufzer ein. »Ich würde meinen Schwanz dafür geben, wenn ich mitdürfte.«
»Na und? Ich will nicht!«
»Keine Angst, du wirst schon wieder nach Hause kommen«, blaffte Distelpfote.
»Woher weißt du das?« Windpfote legte die Ohren an und ließ den Schwanz hängen. »Ich glaube, meine Clan-Gefährten wollen mich einfach nur loswerden.«
Er klang so unglücklich, dass Distelpfote Mitleid mit ihm bekam, allerdings nur wenige Herzschläge lang. Windpfote hatte während des letzten Mondes zweimal gegen das Gesetz der Krieger verstoßen; es war höchste Zeit, dass man ihn von seinem hohen Baum herunterholte.
Krähenfeder tappte vor, bis er neben Eichhornschweif stand. »Es ist meine Entscheidung, ob ich gehe«, miaute er mit einem Blick zu Kurzstern. Distelpfote fragte sich, ob er seinen Anführer herausfordern wollte, aber Kurzstern ließ sich darauf nicht ein. »Und ich … also, ich werde gehen. Ich möchte gern noch einmal dort stehen, wo Federschweif begraben liegt.«
»Und was ist mit Windpfote?«, fragte Eichhornschweif.
Krähenfeder seufzte. »Wenn Kurzstern es befiehlt, muss er wohl auch mit.«
Windpfote warf seinem Vater einen beleidigten Blick zu und begann, mit den Krallen das Gras auszurupfen. Distelpfote dachte an ihre eigenen Eltern und war froh, dass sie von ihnen in allen Belangen stets unterstützt wurde. Es schien nicht so, als würden Krähenfeder und Windpfote besonders gut miteinander auskommen. Und nachdem ich Krähenfeder ein paarmal erlebt habe, dachte sie, kann ich das sogar irgendwie verstehen. Er ist einfach … seltsam.
»Willst du, dass Krähenfeder und Windpfote sofort mitkommen?«, fragte Kurzstern.
»Ja, bitte«, erwiderte Eichhornschweif. »Wir wollen heute Nacht alle gemeinsam im DonnerClan-Lager bleiben und morgen früh aufbrechen. Blattsee bereitet Reisekräuter vor.«
»Ich möchte mich zuerst von meinen Freunden verabschieden«, widersprach Windpfote.
»Dafür haben wir keine Zeit«, blaffte Krähenfeder.
»Ich werde sie von dir grüßen.« Heidepfote sprang herbei und berührte Windpfotes Schulter mit der Nase. »Und mach dir keine Sorgen. Du wirst tolle Geschichten erzählen können, wenn du zurückkommst.«
Windpfote sah nicht so aus, als würde ihn diese Vorstellung aufheitern.
Eine schwarze Kätzin trat aus einer Gruppe von WindClan-Katzen hervor, Distelpfote erkannte Krähenfeders Gefährtin Nachtwolke. Sie schmiegte sich an Krähenfeder. »Pass auf dich auf«, miaute sie.
Krähenfeder leckte ihr rasch übers Ohr, doch seine Augen blickten dabei abwesend in die Ferne.
Eichhornschweif neigte vor Kurzstern den Kopf und dankte ihm. Dann führte Krähenfeder sie den Hang hinauf und aus dem WindClan-Lager. Während sie über das Moor wanderten, schaute er immer noch mürrisch drein, und Windpfote schmollte den ganzen Weg und weigerte sich, mit Distelpfote zu reden, als sie versuchte, nett zu ihm zu sein.
Ich glaube, diese Reise wird alles andere als lustig, dachte Distelpfote düster.
13. KAPITEL
Häherpfote zitterte in der frühmorgendlichen Kälte. Der durchdringende Duft der Reisekräuter füllte die Luft und überdeckte fast den Geruch von Blattsee, die neben ihm im Heiler-Bau arbeitete. Er unterdrückte ein Gähnen und dachte an seine Träume der vergangenen Nacht zurück, die voller seltsamer Gerüche, zerklüfteter Felsen, fremder Katzen und dem
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