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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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viel über den Fischfang, aber ich würde es gern lernen«, sagte er.
    »Wir bringen dir bei, was du wissen mußt. In einer halben Stunde bist du ein Fischerei-Experte. Du mußt vor allem daran denken, daß wir es hier nicht mit richtigen Fischen zu tun haben, sondern mit wirbellosen Tieren, die viel leichter ins Netz gehen als Fische. Komm, ich zeige dir alles.«
    Barrett sah den Fischern von den Klippen aus nach. Für die nächsten zwei Stunden würde Hahn vollauf beschäftigt sein, was natürlich eine hervorragende Gelegenheit für Latimer war, sich einmal bei Hahns Aufzeichnungen umzusehen. Barrett sagte ihm nicht direkt, daß er jetzt die Möglichkeit dazu hatte, sondern er ließ ihm nur mitteilen, daß Hahn für zwei Stunden auf See war, Latimer würde daraus selbst Schlüsse ziehen.
    Rüdiger fuhr niemals weit hinaus, dreihundert Meter vielleicht. Aber selbst dort war das Wasser noch gefährlich genug. Die Wellen kamen hier mit der auf tausend Kilometern gestauten Energie ans Ufer und brachen sich donnernd an den Felsen. Vor der Küste lief unter Wasser eine Festlandzunge weit hinaus ins Meer, so daß sich die Wassertiefe auch auf größere Entfernung vom Ufer nicht sehr veränderte. Rüdiger hatte bis zu einer Entfernung von tausend Metern Messungen vorgenommen, und nirgends eine größere Tiefe als fünfzig bis sechzig Meter feststellen können. Weiter hinaus hatte sich noch niemand gewagt.
    Das lag nicht daran, daß man Angst hatte, über den Rand der Welt zu stürzen, wenn man zu weit nach Osten fuhr, sondern allein daran, daß ein Kilometer eine verdammt lange und anstrengende Strecke für Männer in einem Ruderboot ist. Man war Oben noch nicht auf die Idee gekommen, ein Motorboot zu schicken.
    Während Barrett gedankenverloren hinaus aufs Meer starrte, hatte er plötzlich einen seltsamen Einfall: Man hatte erzählt, daß das Frauenlager etwa zweihundert Millionen Jahre in der Zukunft angesiedelt war, um jeglichen Kontakt mit den Männern auch sicher unterbinden zu können. Aber wer wollte beschwören, daß das stimmte? Die Regierung Oben hatte niemals offiziell etwas über das Zeit-Exil verlauten lassen, und es mußte ja nicht unbedingt richtig sein, was an Gerüchten über diese Angelegenheit zirkulierte. Zu Anfang hatte die Öffentlichkeit nicht einmal etwas von diesen Lagern in der Vergangenheit geahnt, und Barrett selbst hatte erst während seiner Gefangenschaft und den Verhören etwas darüber erfahren, als man seinen Widerstand zu brechen gedachte, indem man ihm ausgemalt hatte, was ihm bevorstand. Später dann, vermutlich geschickt lanciert, wurden mehr Details über die Zeit-Lager bekannt, und schließlich wußte die Öffentlichkeit, daß Verbrecher in die Anfänge der Erde zurückgeschickt wurden, und es war für alle völlig klar gewesen, daß man Männer und Frauen trennte. Aber Barrett hatte keinen Grund anzunehmen, daß das auch stimmte.
    Es konnte genauso gut möglich sein, daß ein zweites Hawksbill-Lager in dieser Zeit, in diesem Jahr, existierte, nur daß man nichts voneinander wußte. Vielleicht hatte man es nur räumlich, auf der anderen Seite des Ozeans getrennt, angelegt …
    Nein, es ist unwahrscheinlich, sagte Barrett sich. Wenn man die gesamte Vergangenheit der Erde zur Verfügung hatte, würde man nicht das Risiko eingehen, daß zwei Gruppen von Deportierten sich auch nur per Zufall treffen konnten. Man würde ganz sicher dafür sorgen, daß die Barriere zwischen beiden Gruppen unüberwindbar war.
    Trotzdem war es ein verlockender Gedanke, denn manchmal fragte Barrett sich, ob nicht vielleicht auch Janet in einem ähnlichen Lager lebte.
    Aber wenn er rational an diese Frage heranging, wurde ihm schnell klar, daß das unwahrscheinlich war. Janet war im Sommer 1994 verhaftet worden, und man hatte nie wieder etwas von ihr gehört. Die ersten Verbannungen ins Hawksbill-Lager hatten 2005 begonnen. Hawksbill hatte seine Maschine noch nicht abschließend getestet, als Barrett mit ihm 1998 darüber gesprochen hatte. Das bedeutete, daß mindestens vier, vermutlich sogar elf Jahre vergangen waren zwischen der Verhaftung Janets und den ersten Verbannungen ins späte Kambrium.
    Wenn Janet diese Zeit in einem Gefängnis zugebracht hätte, hätte die Untergrundbewegung früher oder später etwas über ihren Verbleib herausgefunden, aber in dieser Hinsicht hatte es, wie gesagt, nie Informationen gegeben. Barrett mußte annehmen, daß sie tot war, denn die Regierung konnte niemanden jahrelang

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