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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hielt es für wichtiger, dir erst die Papiere zu übergeben. Ich meine, Hahn kann den Hammer nicht beschädigen, solange er draußen auf dem Wasser ist, und wenn er in der letzten Nacht etwas angerichtet hat, ist es sowieso geschehen.«
    Barrett mußte zugeben, daß das logisch war, aber er wurde seinen Unmut nicht so einfach los. Der Hammer war ihr einziger, wenn auch unbefriedigender Kontakt mit der Welt, die sie ausgestoßen hatte. Sie hingen von ihm ab, was die Nachschublieferung und neue Leute betraf einschließlich damit verbundener neuer Nachrichten. Wenn es jemandem gelang, den Hammer zu zerstören, schlug in diesem Augenblick die letzte Stunde des Lagers. Abgeschnitten von allem Nachschub, in einer Welt ohne Vegetation, ohne Rohstoffe, ohne Maschinen, würden sie innerhalb weniger Monate untergehen.
    Aber warum sollte Hahn den Hammer beschädigen wollen?
    Altmann räusperte sich. »Weißt du, was ich glaube? Sie haben beschlossen, uns auszulöschen. Man hat Hahn vorgeschickt, um alles vorzubereiten, und dann wird man uns eine Bombe schicken und das gesamte Lager in die Luft jagen. Wir sollten Hammer und Amboß unbrauchbar machen, bevor sie es tun.«
    »Aber warum sollte man dazu einen Freiwilligen opfern?« widersprach Latimer. »Wenn man vorhat, uns zu vernichten, genügt es doch, einfach die Bombe zu schicken, ohne noch einen Agenten zu verschwenden. Es sei denn, man hat eine Möglichkeit, den Spion zu retten …«
    »Ganz gleich, wir sollten ihnen keine Chance lassen«, argumentierte Altmann. »Zuerst muß der Hammer zerstört werden, denn wir müssen verhindern, daß man uns von Oben vernichtet.«
    »Was meinst du dazu, Jim?«
    Barrett hielt Altmann für verrückt und Latimer schon ziemlich weit auf dem Weg dorthin. Aber er sagte einfach: »Ich teile eure Besorgnis wegen einer Bombe von Oben nicht unbedingt. Wenn man das vorhätte, würde man nicht einen Agenten, sondern einfach eine Bombe schicken.«
    »Trotzdem sollten wir den Hammer unbrauchbar machen, um die Möglichkeit auszuschließen …«
    »Nein«, unterbrach Barrett ihn heftig. »Wenn wir irgend etwas mit dem Hammer machen, sprechen wir uns selbst das Todesurteil. Deshalb ist es sehr ernst zu nehmen, daß Hahn sich daran zu schaffen machen will. Der Hammer ist unsere einzige Nachschubquelle, Ned, vergiß das nie! Er schickt uns Nahrung, Kleidung, aber keine Bombe.«
    »Aber trotzdem …«
    »Schluß damit«, sagte Barrett ärgerlich. »Erst will ich einmal sehen, was in den Aufzeichnungen steht.«
     
    Barrett ging ein paar Schritte zur Seite und setzte sich auf einen Felsen, um Hahns Aufzeichnungen zu lesen.
    Hahn hatte eine kleine, enge Handschrift, die es ihm ermöglichte, viele Worte auf wenig Raum unterzubringen, so, als ob er es für eine sündhafte Verschwendung hielt, unnötig Papier zu verbrauchen. Und das hatte seine Berechtigung, denn Papier war knapp im Lager. Offensichtlich hatte er sich diese Blätter von Oben mitgebracht. Sie waren aus einem leichten Metall gewalzt, und wenn man sie aneinander rieb, gab es ein leises, flüsterndes Geräusch.
    Barrett hatte trotz der kleinen Schrift keine Schwierigkeiten, die Aufzeichnungen zu lesen. Hahns Schrift war sauber und deutlich, und deutlich waren auch seine Ansichten, schmerzhaft deutlich, sogar.
    Er hatte eine detaillierte Analyse über die Zustände im Lager geschrieben, und es war bewundernswert. In ungefähr fünftausend Worte hatte er alles erfaßt, was Barrett wußte, das in diesem Lager nicht in Ordnung war. Seine Objektivität war schmerzhaft und gnadenlos und machte vor keinem Thema halt. Er hatte die Männer fast durchweg als alternde Revolutionäre erkannt, in denen der alte Schwung langsam ranzig und abgestanden geworden war. Er führte all die auf, die ganz sicher Psychopathen waren, und die, die an der Schwelle dazu standen. Ausführlich widmete er sich denen, die noch halbwegs intakt waren, wie Quesada, Norton und Rüdiger. Für Barrett war interessant, daß er diese drei zwar für stabil, aber so angeschlagen hielt, daß sie jeden Augenblick umfallen konnten. Für ihn, Barrett, waren Quesada, Norton und Rüdiger immer noch die alten, seit sie im Lager eingetroffen waren. Aber vermutlich lag das daran, daß sich seine Perspektive in bezug auf diese Dinge auch bereits verschoben hatte. Für einen Außenseiter wie Hahn stellten sich die Dinge anders dar, und vermutlich sah er sie richtiger.
    Barrett mußte sich zwingen, nicht einige Absätze zu überspringen, um zu lesen,

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